Dunkle Leidenschaft - Shadows of Love (German Edition)
näher rückt, erstrahlen die meisten Büsche in kräftigen Orange- und Rottönen.
Heute ist es freundlich warm, sodass ich mein langärmliges Oberteil ausziehen kann. Darunter trage ich ein Riemchenshirt, das sofort Nathans Blicke auf sich lenkt. Typisch.
Ich suche nach einem gedeckten Tisch und bin überrascht, als Nathan mich zu einer Decke führt, auf der bereits alles ausgebreitet ist: Teller, abgedeckte Schüsseln und eine kleine Getränkeauswahl. Von den Angestellten ist niemand zu sehen.
»Ein Picknick?« Erstaunt knie ich mich hin, während sich Nathan neben mir ausstreckt und die Arme hinter dem Kopf verschränkt.
»Ja, warum nicht? Dann können wir in der Sonne liegen und Energie tanken.«
Ob er mit all seinen Eroberungen im Garten isst? Möchte er mich damit um den Finger wickeln?
Egal – ich freue mich über seine Idee und greife beherzt zu.
Die milde Luft und die wärmenden Sonnenstrahlen heben meine Laune zusätzlich, und schon bald lachen und reden wir, als würden wir uns schon Jahre kennen. Dabei rückt Nathan näher und füttert mich mit Vanillepudding. Zwischendurch berührt er mich wie zufällig. Ich weiß genau, worauf das hinauslaufen soll. Daher stehe ich auf und strecke mich. »Ich glaube, ich gehe noch eine schnelle Runde laufen, bevor meine Mittagspause zu Ende ist. So ein schönes Wetter muss ich ausnutzen.«
Er hätte die Pause wohl gerne auf andere Weise verbracht, denn für einen Moment schwindet sein Lächeln.
»Okay«, sagt er gedehnt, »dann zeige ich dir auf einem Plan rasch eine kurze Route. Solange du immer auf dem Weg bleibst, kannst du dich nicht verlaufen. Aber nimm dein Handy mit.«
Liegt da Sorge in seinem Blick? Oder hat er Angst, seine Raumausstatterin und Bettgefährtin zu verlieren?
Plötzlich grinst er verschmitzt und springt auf. »Oder weißt du was? Ich komme einfach mit und zeige dir meine Lieblingsstrecke.«
Äh … Mist, jetzt fällt mir nicht ein, wie ich dieser Situation entfliehen könnte. »Du warst doch heute Morgen schon joggen? Außerdem bin ich seit Monaten nicht mehr gelaufen und lahm wie eine Schnecke.«
»Kein Problem, du läufst in deinem Tempo, und ich walke gemütlich neben dir her und zeige dir die Landschaft. Außerdem können wir über unser Projekt reden. Heute sind wir noch gar nicht dazu gekommen.«
Er hat recht, irgendwann müssen wir weitere Ideen austauschen. Ich kann ihm nicht ständig aus dem Weg gehen. Und in der freien Natur wird er wohl nicht über mich herfallen. Zudem wird die körperliche Anstrengung seine Libido drosseln, denn sein verruchtes Grinsen spricht schon wieder Bände.
Eine Viertelstunde später treffen wir uns im Burghof und laufen los, den Hügel hinunter über Wiesen und in ein Waldstück.
Nathan trägt eine knielange Laufhose und ein Shirt, ich eine kurze Leggins und ein Bustier. Er zeigt mir einen Trampelpfad, auf dem er seine Runden dreht. Die Vögel zwitschern, es bläst ein milder Wind. Herrlich! Tief sauge ich den Duft der Natur in mich auf: Blätter, feuchtes Gras, Erde, Pilze …
Nathan deutet auf verschiedene Berge, erklärt mir, wie sie heißen und welches Dorf oder welcher See dahinter liegen. Außerdem warnt er mich, nie vom Weg abzukommen, da sich wegen der zahlreichen Niederschläge überall gefährliche kleine Sümpfe gebildet haben.
Während er redet und ich ihm nur zuhören kann, weil mir sonst die Puste ausgeht, verliere ich mein Herz immer mehr an diesen Mann. Ständig muss ich ihn ansehen – wobei er wegen des schmalen Weges meist vor mir geht –, und da passiert es: Ich bleibe an einer Wurzel hängen und stolpere. Zum Glück falle ich nicht hin, und Nathan ist sofort an meiner Seite, um mich festzuhalten.
Schwer atmend bleibe ich stehen, die Hände in die stechenden Seiten gestützt. Ich muss ohnehin zu Atem kommen und das ist eine gute Gelegenheit, um mich nicht vollends zu blamieren.
»Hast du dir wehgetan?« Er klingt besorgt und geht vor mir auf die Knie, um meinen Fuß abzutasten.
»Es ist nichts, wirklich.«
Seine Fürsorge geht mir schon wieder ans Herz.
»Das muss ich mir genau ansehen.«
Noch bevor ich protestieren kann, hat er mich schon auf seine Arme gehoben. »Nathan!« Lachend versuche ich mich aus seinem Griff zu winden. »Du hebst dir noch einen Bruch.«
»Nur, wenn du nicht aufhörst zu zappeln.«
»Du bist wirklich charmant.«
Er zwinkert. »Ich weiß.«
Ich muss zugeben, dass ich es genieße, von ihm getragen zu werden und mit ihm herumzuschäkern.
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