Dunkle Leidenschaft - Shadows of Love (German Edition)
am Kopf.
Mittlerweile stecke ich bis zu den Oberschenkeln im Schlamm. Und dabei hat der Tag so gut angefangen …
Plötzlich bilde ich mir ein, durch den tosenden Wind und das Prasseln des Regens Nathans Rufe zu vernehmen.
»Mia! Wo bist du?«
Nathan? »Ich bin hier!«, brülle ich und winke wie verrückt. Habe ich Halluzinationen oder ist er es wirklich? »Nathan!«
»Mia!?« Seine Stimme kommt näher, hört sich aufgebracht an.
»Nathan! Hier drüben, hier bin ich. Hilfe!« Wird er mich sehen können? Ich stecke in einer Senke fest, und das Unwetter ist so laut, dass ich Nathan kaum höre.
»Mia!«, erklingt wieder seine Stimme, diesmal näher.
»Ich bin hier, Nathan! Hilfe!«
»Mia!«
Als ich ihn sehe, wie er am Rand des Grabens steht und zu mir herabblickt, schluchze ich erleichtert auf. »Nathan! Ich stecke fest!«
»Bist du verletzt?«, ruft er und sieht aus wie ein dunkler Ritter. Er trägt immer noch die Kleidung, mit der er auf dem Jahrmarkt war: den Kapuzenpullover und die Jeans. Sein schwarzes Haar klebt ihm an der Stirn, dicke Tropfen perlen über sein Gesicht.
Heulend schüttle ich den Kopf. Ich bin so erleichtert, dass er hier ist.
»Verdammt, warum bist du nicht auf dem Weg geblieben?« Er wirkt ungehalten, aber auch besorgt. Hektisch schaut er sich um, und sein Blick fällt auf den Ast über mir, den ich zuvor nicht erreichen konnte. Vom Ufer aus drückt er ihn nach unten, hängt sich dran. »Halte dich fest!«
Ich bekomme ihn zu fassen und klammere mich mit letzter Kraft an ihn, während Nathan mich daran herauszieht. Kurz vor dem rettenden Ufer reicht er mir die Hand und packt mich, zieht mich in seine Arme. Rückwärts fällt er mit mir ins Gras und ich bleibe schwer atmend auf ihm liegen.
»Mia …« Er dreht sich mit mir herum, sodass ich auf den Rücken rolle. Regen klatscht in mein Gesicht, mein Körper ist steif vor Kälte, aber ich mag mich nicht bewegen, kann nicht, bin nur damit beschäftigt, Luft zu holen.
Als er mich abtastet und nach Verletzungen absucht, ist all meine Wut auf ihn verflogen. Er zieht sein Handy hervor und ruft ins Gerät: »Henry! Ja, ich hab sie! Sie ist unverletzt, aber klitschnass. Heiz den Kamin in meinem Schlafzimmer an.« Dann steckt er das Telefon wieder in seine Jeans.
»Ich bin so froh, dass du hier bist«, schluchze ich.
Meinetwegen ist auch er jetzt voller Schlamm, und er sieht so ungehalten aus, doch erneut zieht er mich in die Arme. Sein warmer Körper ist eine Wohltat. Meine Zähne hören nicht auf zu klappern, und das Zittern nimmt zu.
»Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein!« Er klingt wütend und schaut mich mit zusammengekniffenen Lidern an. »Du hättest sterben können!«
Ich kann nur weinen, bin zu schwach, etwas zu erwidern.
Er reibt über meine eiskalten Glieder, bevor er sich den Pullover auszieht und mir überstreift. Ihm entströmen Nathans Hitze und sein Duft.
»Kannst du gehen? Du musst schnell ins Warme.«
»Glaub schon.«
Er reicht mir die Hand und zieht mich nach oben, doch ich habe kaum Gefühl in den eiskalten Beinen und knicke weg.
Sofort hebt er mich hoch.
Erleichtert schmiege ich das Gesicht an seinen Hals und lege die Arme um ihn. »Woher hast du gewusst, dass ich in Gefahr bin?« Wenn er nicht gekommen wäre …
»Hab ich nicht. Als ich in der Bibliothek auf dich gewartet habe, kam Henry und hat gesagt, du wärst zum Laufen gegangen.« Er kehrt zurück auf den Trampelpfad und eilt mit mir den Weg entlang. »Ich hab mich erst aufgeregt, weil du mich sitzengelassen hast, aber Henry meinte, du hast unglücklich ausgesehen.«
»Na und?« Langsam kehrt der Frust zurück. »Ich bin dir doch egal, du willst mich nur für deine Spielchen.«
Er reißt die Augen auf. »Du hast uns belauscht!«
»Das war keine Absicht!« Die Burg kommt näher, wir haben gleich den Garten erreicht.
»Was hast du gehört?«, will er wissen.
Ich bringe die Worte kaum heraus. »Dass du mich nur als Spielpartnerin möchtest.«
»Und was noch?«
Schnaubend erwidere ich: »Das hat mir gereicht.«
»Und dann bist du weggelaufen?« Er schüttelt den Kopf. »Dummes Mädchen. Wenn du ein wenig länger zugehört hättest, hättest du Henry sagen hören …«
Wir erreichen einen Hintereingang neben dem Gewächshaus, und Nathan stellt mich schwer atmend ab, um die Tür aufzusperren. Sie ist mit einem Zahlencode gesichert.
»Was hat Henry gesagt?« Er hat wirklich ein Händchen für das passende Timing.
»Nichts …«
Klar, was
Weitere Kostenlose Bücher