Dunkle Leidenschaft - Shadows of Love (German Edition)
schaut er zum Himmel. »Sie sollten wirklich nicht mehr los, ein Unwetter zieht auf.«
Perfekt! Passt optimal zu meiner Stimmung. »Ich laufe nur eine kleine Runde.«
»Vielleicht möchten Sie das verschieben? Der Earl wartet in der Bibliothek auf Sie. Er hat etwas Dringendes mit Ihnen zu besprechen.«
Klar, fragen, ob ich seine Spielpartnerin werden möchte!
Der Kloß im Hals wird wieder dicker, und bevor Mr Harper meine neuen Tränen sieht, sage ich: »Bin ja gleich wieder da.« Schon renne ich zum Burgtor hinaus.
Oh, dieser Kerl! Jetzt beauftragt er schon seinen Butler, mich zu holen, damit er mir diese fantastische Neuigkeit erzählen kann. Was denkt er, wer ich bin? Hält er mich tatsächlich für seine Mätresse?
Ich schlage den gewohnten Weg ein, den Nathan und ich schon öfter zusammen gelaufen sind. Doch bald verfluche ich meine Idee. Der Wind nimmt zu, es beginnt in Strömen zu regnen, und die Tropfen treffen wie eisige Nadeln auf meine Haut. Daher beschließe ich nach nur fünf Minuten umzukehren. Meine Kleidung ist bereits bis auf die Knochen durchtränkt, und der Weg löst sich langsam in Matsch auf.
Die Bäume biegen sich im stärker werdenden Sturm und geben die Sicht auf die Burg frei. Wenn ich direkt durch den Wald laufe, anstatt außen herum, bin ich sicher schneller wieder im Trockenen. Also verlasse ich den Trampelpfad und halte die Hände schützend vor mich, weil mir Blätter und Zweige ins Gesicht peitschen.
Immer schneller laufe ich, die Burg vor Augen, und springe über einen kleinen Graben. Als ich lande, versinken meine Füße fast bis zu den Knien im Matsch. Verdammt!
Durch die Wucht des Sprunges verliere ich das Gleichgewicht und kippe nach vorne, spüre, wie es mir im Morast fast die Schuhe auszieht. Meine Hände tauchen in das glitschige Nass. Wie eklig!
Hastig reiße ich sie heraus und streife den Schmutz ab. Ich sehe aus wie ein Schwein! Die Putzfrau wird einen Anfall bekommen, wenn ich so durch die Burg laufe. Ach, jetzt geht aber auch alles schief!
Doch bald verblassen alle anderen Gedanken, denn meine Füße stecken fest. Wie betoniert. Mit aller Kraft hebe ich ein Bein und kann es einige Zentimeter herausziehen, dafür versinkt das andere tiefer.
Mein Herzschlag gerät ins Stocken, neuer Schweiß drängt aus jeder Pore.
Ein Sumpf – Nathan hatte mich gewarnt!
Verzweifelt versuche ich, meine Füße freizubekommen, stattdessen sinke ich immer tiefer in den kalten Schlamm. Je mehr ich mich bewege, desto schlimmer wird es.
Okay, jetzt keine Panik!
Ich schaue mich um, ob es etwas gibt, woran ich mich herausziehen könnte. In der Nähe hängt ein dicker Ast und ich strecke mich so weit ich kann – vergeblich. Ich kann ihn nicht greifen, streife ihn lediglich mit den Fingerspitzen.
Scheiße!
Nathan wird wütend sein, weil ich nicht auf ihn gehört habe, aber das ist mir im Moment egal. Ich brauche Hilfe, allein schaffe ich es nicht. Daher taste ich nach dem Handy in der hinteren Hosentasche … und greife ins Leere. Es liegt noch immer im BMW.
Verflucht! Was mach ich denn jetzt?
Der Regen wird stärker, die Tropfen landen auf dem morastigen Boden und sprengen kleine Krater in den Schlamm. Eiseskälte kriecht unter meine Haut, ich bibbere und schlottere und klappere mit den Zähnen. Ich möchte nur noch ein heißes Bad nehmen, komme aber nicht aus dem Dreck!
Meine Muskeln brennen, meine Lunge tut weh, jeder Atemzug sticht. Ich versuche mich freizuschaufeln, wobei mein Puls hart klopft und Flecken vor meinen Augen wabern. An meiner Wade stecke ich die Hände in den kalten Schlamm und schiebe ihn zur Seite, doch Wasser und Dreck laufen sofort wieder nach.
Wenn ich nicht hier herauskomme, werde ich erfrieren! Nein, zuvor werde ich im Schlamm versinken. Ich sehe mich bereits ersticken, den Mund voller Matsch, niemand wird mich jemals finden. Ob Nathan mich vermissen würde?
Heiße Tränen brennen in meinen Augen, während der Rest kalt wie Eis ist. Ich spüre meine Füße kaum noch.
»Hilfe!«, schreie ich, obwohl ich weiß, dass mich niemand hören wird. Seit ich auf der Burg lebe, habe ich selten einen Wanderer in der Gegend erspäht, und bei diesem Wetter wird sicher niemand unterwegs sein, schon gar nicht auf Nathans privatem Trampelpfad.
Der Sturm tost, nur wenige Meter von mir entfernt fällt ein dünner Baum krachend zu Boden. Herausgerissen samt Wurzelwerk. Der Himmel ist beinahe schwarz, Dreck und Regen peitschen in mein Gesicht, klitschnass klebt mein Haar
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