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Dunkle Materie

Dunkle Materie

Titel: Dunkle Materie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aner Shalev
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Lust, in sie einzudringen, er hatte das Kondom noch an und er warf sie auf das Bett und spreizte ihre Beine und drang fast brutal in sie ein, mit einem Schlag, und sie sagte, was machst du? Du wolltest, dass ich komme, oder, sagte er, und sie sagte, Adam, was ist mit dir? Was machst du? Verstehst du nicht, dass ich vor Hunger sterbe?
    Er sagte nichts, er löste sich von ihr und fing an, sich anzukleiden, und sie sagte, vergiss nicht, das Kondom abzuziehen, es sei denn, du brauchst es dort draußen, mitten in der Nacht, und sie fing an zu lachen. Er sagte noch immer nichts, zog nur das trockene Kondom ab, warf es in den Eimer und zog mit automatischen Bewegungen Unterhose, Hose, Hemd, Pullover und Socken und Schuhe an, und sie fragte, willst du wirklich nicht, dass ich mit dir komme? Er antwortete nicht, und sie sagte, wer hat vorwenigen Minuten vorgeschlagen, dass wir uns nicht wie Kinder benehmen sollen? Und er schaute sie mit einem nichtssagenden Blick an, öffnete die Tür, verließ das Zimmer und schloss langsam die Tür hinter sich, aber bevor sie ganz zugefallen war, warf er durch den Spalt noch einen Blick auf sie, sie war von der Hüfte abwärts noch immer nackt und er begehrte sie, aber als die Tür zu war und er vom fünften Stock die Marmortreppen zur Lobby hinunterstieg, bemühte er sich an etwas anderes zu denken.
    Eigentlich versuchte er an nichts zu denken, keine Entscheidungen zu treffen, es war doch erst der Anfang des Besuchs, und bekanntlich ist aller Anfang schwer, daraus ließ sich noch nichts über den Fortgang schließen, und als er die Lobby betrat, schaute ihn der Portier neugierig an und fragte, ist alles in Ordnung, mein Herr? Und er sagte, ja, danke, nur ein kurzer Spaziergang, um die Beine zu vertreten, und der Portier schaute auf die Uhr und sagte, eine gute Idee, mein Herr, und es schien Adam, als zwinkere ihm der Mann zu, aber vielleicht bildete er sich das Zwinkern nur ein, und er schaute ebenfalls auf die Uhr, es war schon halb drei. Er ging zum Washington Square und schlug die Richtung zum Supermarkt an der NYU ein, der Supermarkt in der Bleecker Street würde ihm nichts nützen, er brauchte einen Laden, der vierundzwanzig Stunden geöffnet war, und er hatte keine Ahnung, ob es hier in der Gegend solche Läden gab.
    Ein kalter Wind blies und es fing an zu regnen, der Regen schlug ihm wie Nadeln ins Gesicht, aber er ging nicht zurück, um sich einen Regenschirm oder einen Mantel zu holen, im Vergleich zu dem, was im Zimmer geschehen war, kamen ihm Regen und Wind wie ein gutes Omen vor. Er blickte wieder auf die Uhr und dachte, dass jeder normale Mensch jetzt tief schlief, den Bauch voller Truthahn und Kürbissuppe, während er dazu verurteilt war, rastlos durch die verlassenen Straßen von New York zu wandern, im Regen, in der Kälte, auf der Suche nach postorgiastischer Nahrung für ein Mädchen aus Sankt Petersburg.
    So ist das Leben, dachte er leicht amüsiert und versuchte, sich mit philosophischen Gedanken aufzumuntern, manchmal geht man auf unerwartete nächtliche Expeditionen, und man weiß so lange nichts, bis man es ausprobiert, und vielleicht ist das auch besser so, sonst wäre die Welt langweilig und vorhersehbar. Jetzt lernte er wenigstens etwas, er spürte, dass er in dieser Woche viel lernen würde, als wären diese Thanksgivingtage eine Art Schulung oder ein Schnellkurs, wofür eigentlich? Vielleicht war es eine breit gefächerte Weiterbildung, nach der er für seine Aufgaben besser gerüstet wäre.
    Doch diese Gedanken waren nur zum Teil tröstlich, denn sie verjagten die Kälte und die Nässe nicht, und er dachte, dass er über Regen schon genug gelernt hatte, mehr war nicht nötig, wenigstens das hätte ihm erspart bleiben können, aber nicht nur, dass der Regen nicht aufhörte, er wurde sogar noch stärker, und er wusste, dass er klatschnass zum Hotel zurückkommen würde. Er war schon in der Nähe der Universität, als er an einer öffentlichen Telefonzelle vorbeiging und plötzlich auf die Idee kam, Ruth anzurufen, einfach so.
    Er könnte sagen, er rufe aus Washington an und wolle nur wissen, ob alles in Ordnung sei, aber es war fast drei Uhr nachts, eine etwas seltsame Zeit, um zu fragen, wie es ihr ging, und auf jeden Fall musste er vorher einen offenen Laden finden, was er suchte, war ein Geschäft, keine Telefonzelle, aber nun regnete es schon so stark,

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