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Dunkle Materie

Dunkle Materie

Titel: Dunkle Materie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aner Shalev
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sich, dass sie zusammen nicht schlecht aussahen, sie in Strumpfhosen, einem schwarzen Rock und dunkelrotem Pullover, geschminkt, und er in schwarzen Jeans und einem roten Pullover, wirklich passend, beide trugen schwarze Schals und dunkle Mäntel über dem Arm, mit ihren schwarz getuschten Wimpern und mit seinem verhangenen Blick hätten sie fast einem Modemagazin entstiegen sein können.
    Der Aufzug hielt, Eva stieg als Erste aus, sie hielt mit einer etwas theatralischen Gebärde dem Pförtner den Schlüssel hin und sagte lächelnd, danke für den Tee, und er sagte, ich hoffe, es geht Ihnen etwas besser, und sie sagte, durchaus, und er sagte, Ihr Mann hat gesagt, Sie seien krank, und sie schwieg, er bemerkte ein leichtes Zucken in ihrem Gesicht, doch da hatte sie sich schon gefangen und sagte, danke, der Tee hat wirklich geholfen, jetzt wäre es schön, wenn Sie uns noch den Regen vom Hals halten könnten, und der Pförtner sagte zu ihr, alles, was Sie möchten, und zwinkerte, und sie zwinkerte lächelnd zurück, aber als sie auf der Straße waren, schwieg sie und ihre Herzlichkeit verschwand, als müsste man nur Fremden gegenüber nett sein, und er bedauerte, dass er kein Taxifahrer oder Kellner war, denn dann hätte sie nun bestimmt mit ihm gescherzt, vielleicht hätte sie ihm ebenfalls zugezwinkert, und er sagte, Eva, was ist los? Und sie sagte, nichts, es ist alles in Ordnung, und er dachte, das stimmt wenigstens mit dem überein, was sie dem Pförtner vor einer Minute gesagt hat, trotzdem sagte er, Eva, sprich mit mir, was wolltest du mir erzählen? Was steht in der letzten Mail, die ich noch nicht gelesen habe?
    Verzeih mir, Adam, sagte sie, du hast recht, und ihm kam es vor, als würde er wieder eine Spur von Tränen in ihren Augen entdecken, und er fragte, was soll das heißen? Sie sagte, warte, bis wir uns irgendwo hingesetzt haben, dann erzähle ich dir alles, und er fragte, wo sollen wir sitzen? Und sie sagte, entscheide du. Er ging in das erste Café, das auf dem Weg lag, es war ein italienisches Eckcafé mit einer riesigen Art-nouveau-Theke, und als sie sich an einen viereckigen Marmortisch gesetzt hatten, fing es an zu regnen und sie waren froh, dass sie drinnen saßen, dass sie nicht weiter draußen herumliefen, dass der Winter auf der anderen Seite des Fensters war.
    Adam, kann ich dich um etwas bitten, sagte sie, und er sagte, ja, natürlich, und sie sagte, kannst du mich umarmen? Sie standenauf und umarmten sich lange, als hätten sie sich vielleicht fünf Jahre nicht mehr gesehen, und Eva sagte, manchmal will ich nur das, und er sagte, ich weiß, und sie sagte, ich glaube nicht, dass du weißt, wie sehr ich das brauche, und er drückte sie mit aller Kraft an sich und spürte, dass ihm Tränen in die Augen traten, als gäbe es ein physikalisches Gesetz, demzufolge ständig einer von ihnen weinen musste, und er sagte, was wolltest du mir beim Frühstück erzählen? Und sie sagte, auch das, und plötzlich veränderte sich ihr Ton und sie sagte fröhlich, was ist mit dem Essen? Ich sterbe vor Hunger, du möchtest sicher nicht, dass ich hier auf der Stelle ohnmächtig werde, oder?
    Adam winkte dem Kellner und sagte, zweimal Frühstück bitte, und zu seiner Verwunderung verstand der Kellner, um was es ging, er kam nach wenigen Minuten zurück, stellte ihnen Toastbrot, Eier, Orangensaft und Kaffee hin, und erst als er anfing zu essen, verstand er, wie sehr er das brauchte, schließlich waren sehr viele Stimmungen physiologisch bedingt, wie oft waren Wut und Frustration das Ergebnis von Hunger, und dann, nachdem er Kaffee getrunken und zwei warme Scheiben Toast mit Butter gegessen hatte, war er wie verwandelt, er schaute Eva an und sah, dass auch sie ins Essen vertieft war, und im Gegensatz zu ihm hatte sie perfekte Tischmanieren, sie aß mit geschlossenem Mund und legte die Ellenbogen nicht auf den Tisch, und jedes Mal, wenn sie die Hand ausstreckte, um etwas zu nehmen, tat sie das mit einer eleganten Bewegung, voller Inspiration, als wäre es Teil eines Tanzes.
    Er schaute sie an und fragte, Eva, kann ich dir etwas sagen? Und sie sagte, ja, und er sagte, ich bin so froh, dass du hier bist, dass du dich entschlossen hast, nach New York zu kommen, nach allem, was am Toten Meer passiert ist, denn du hast es ja beinah abgesagt, erinnerst du dich? Sie nahm seine Hände in ihre, er spürte

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