Dunkle Materie
sonst jeden Tag tat.
So ist es also, sagte er, und ich bin schuld, dass ich am Tag, als du abgeflogen bist, die Mails nicht gelesen habe? Und Eva sagte, wer redet von Schuld? Und auÃerdem, ich habe dir schon in früheren Mails Hinweise gegeben, aber du hast nicht reagiert, du hast es vorgezogen, das Thema zu ignorieren, und Adam fragte, wozu hast du all diese Kondome mitgebracht, wenn du schwanger bist?Und Eva sagte, weil ich nicht wusste, ob ich es dir erzähle oder nicht, ich wusste nicht, was du gern hören möchtest, es könnte auch sein, dass ich auf den richtigen Zeitpunkt gewartet habe, von einer Schwangerschaft kann man nicht einfach so erzählen, und Adam sagte, ich habe gedacht, wir belügen uns nicht, ich habe gedacht, wir erzählen uns alles, ich habe gedacht, wir haben uns versprochen, nie zu lügen, ich fühle mich seltsam, weil du es die ganze Zeit schon gewusst hast, auch hier, in New York, und kein Wort davon gesagt hast, es lässt alles, was zwischen uns war, alles, was wir gemeinsam gemacht haben, wie Theater erscheinen.
Nach einem langen Schweigen sagte Eva, daran könnte etwas sein, schau uns an, schau dir dieses Zimmer an, dieses Bühnenbild, das ist alles, was wir haben, ein Bett und eine Kommode und eine Tischlampe und einen Schrank und eine Gardine, und selbst das nur für eine Woche, in einer Woche wird das Bühnenbild verschwinden oder anderen Schauspielern dienen, nicht uns, vielleicht ist das alles eine groÃe Show, wie du gesagt hast, alles auÃer einem kleinen Detail, meiner Schwangerschaft.
Adam sagte, rede nicht so, und sie sagte, wie soll ich sonst reden? Korrigiere mich, wenn du meinst, dass ich mich irre, warum korrigierst du mich nicht? Und Adam schaute auf ihren Körper, der langsam aus der Seifenwolke auftauchte, und berührte wieder ihren Bauch, von einer seltsamen Erregung gepackt, und fragte, ist das Wasser nicht zu heiÃ? Nein, es ist nicht zu heiÃ, sagte Eva, nein, es ist nicht zu heiÃ, aber wenn du magst, kann ich es kälter stellen, ich werde sowieso gleich rausgehen, und Adam sagte, wie, du willst schon raus? Du bist doch erst reingekommen, und Eva fragte, warum soll ich nicht rausgehen? Und Adam sagte, wir wollten doch gemeinsam baden, in der Badewanne Champagner trinken, Thanksgiving feiern.
Eva betrachtete seinen nackten Körper, von oben bis unten, ihr Blick verriet, dass sie noch unentschieden war, und dann sagtesie plötzlich, Adam, du hast meine Frage noch nicht beantwortet, und Adam fragte, welche Frage? Und Eva sagte, die Frage, die ich dir vor einer Minute im Bett gestellt habe und die ich dir schon vorher hatte stellen wollen, es tut mir leid, dass ich es so lange hinausgezögert habe, was ich dich fragen wollte, ist, was würdest du tun, wenn ich schwanger wäre.
Adam trat unter dem Wasser hervor, es war ihm zu heiÃ, er drehte das kalte Wasser auf, hielt die Hand unter den Strahl, prüfte die Temperatur und wartete, dass er sich wieder unter die Dusche stellen könnte, und sagte, Eva, ich möchte nicht, dass du abtreibst, und Eva sagte, ist das deine Antwort? Als wäre es ein TV -Quiz, bei dem man noch eine Chance bekam, und Adam sagte, ja, das ist meine Antwort, und Eva sagte, ich habe gefragt, was du machen würdest, und nicht, was ich machen würde.
Sie verlieà die Dusche, lieà ihn dort allein, wie zur Strafe, wie in der dritten Klasse, als er in der Ecke stehen musste, weil er vergessen hatte, irgendein Buch mitzubringen, und wieder dachte er über die Zeit mit ihr nach, als wäre sie eine Art Schule, mit all den Belohnungen und Strafen, die dazugehörten, denn plötzlich verwandelte sich das gemeinsame Duschen, nach dem er an normalen Tagen süchtig geworden wäre, von einer Belohnung in eine Strafe, so schnell gewöhnen wir uns an etwas Gutes, wie das Duschen mit ihr, das nur fünf Minuten gedauert hatte, und plötzlich fiel es ihm so schwer ohne sie, und er fragte sich, ob es auÃer der Kategorie der Männer, die mit ihr duschten, und der Kategorie der Männer, die nicht mit ihr duschten, eine dritte Kategorie gab, von Männern, die nur ein einziges Mal mit ihr duschten.
Er gab sich wieder dem prickelnden Wasserstrahl hin, seifte sich ein, wusch sich zweimal die Haare, trocknete sich ab, und als er endlich das Badezimmer verlieÃ, stand er kurz davor, sie zu fragen, ob sie hundert Prozent sicher sei, dass das Kind von ihm war, aber sie
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