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Dunkle Materie

Dunkle Materie

Titel: Dunkle Materie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aner Shalev
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hatte darauf bestanden, und er hatte die Hand ausgestreckt, vom Bett zu der Hose hin, die auf dem Boden lag, und seine Brieftasche mit dem Foto von Ruth herausgezogen, das Foto, auf dem sie mit strahlendem Gesicht im weißen Arztkittel am Eingang zum Krankenhaus Mount Sinai stand, wo sie arbeitete, und jetzt dachte er daran, wie Eva das Foto einige Minuten lang studiert und schließlich gesagt hatte, Adam, du hast eine schöne Frau, als wäre das eine Sünde, für die er sich schämen müsse.
    Wie um diesen Moment zurückzurufen, schob er die Hand in die Hosentasche, nahm die Brieftasche mit Ruths Foto heraus, aber es war ein anderes Foto, von ihrer gemeinsamen Fahrt nach Neuseeland, vom südlichsten Zipfel der südlichen Insel, von einem Ort, der Bluff heißt, Ruth stand dort neben dem gelben Wegweiser mit den vielen Pfeilen, mit schwarzen Locken und schwarzen, ausdrucksvollen Augen, mit einem angedeuteten Lächeln, und auf einem der Pfeile, links neben ihr, stand: 4816 Kilometer bis zum Südpol.
    Nachdem er das Foto einige Minuten lang betrachtet hatte, steckte er es schnell wieder in die Brieftasche und dachte, was mache ich? Es ist nicht Ruth, die verschwunden ist, was ich jetzt brauche, ist ein Foto von Eva, und er suchte in der Brieftasche und fand dort noch drei weitere Fotos von Ruth, aber kein einzigesvon Eva, diese volle Brieftasche war nutzlos, und er erinnerte sich, dass er in seinem Büro im Konsulat, irgendwo in der Tiefe einer Schublade, ein Foto von Eva versteckt hatte, möglichst fern von Ruth, obwohl er bezweifelte, dass sie jemals in seine Brieftasche schaute, sie legte großen Wert auf seine Privatsphäre, und selbst wenn sie Geld brauchte, nahm sie es nicht einfach aus seiner Brieftasche heraus, sondern bat ihn, es ihr zu geben, und wenn er manchmal sagte, in Ordnung, nimm dir doch die vierzig Dollar aus meiner Brieftasche, fragte sie, bist du sicher? Als würde sie darin wer weiß welche dunklen Geheimnisse finden.
    Er leugnete den Vorteil nicht, den ihm ihr Verhalten brachte, sie würde ihm nie nachspionieren, vielleicht zog sie es vor, nichts zu wissen, und er dachte, dass es vermutlich bei vielen verheirateten Paaren so war, vielleicht basierten die meisten Ehen auf dieser konstruktiven Unklarheit, denn es gab Dinge, die besser nicht an die Oberfläche kommen sollten, um überflüssiges Leiden zu vermeiden, und manchmal wusste man etwas und zugleich auch nicht, dann war es besser so, obwohl es ihm vorkam, als ob Ruth die Entscheidung, nichts wissen zu wollen und ihm Freiheit zu bieten, besonders extrem verfolgte, so als würde der Fortgang ihrer Ehe davon abhängen, und er zog sich schnell an, mit einem Gefühl der Dringlichkeit, als müsse er jemanden in letzter Minute retten, er lief die Treppe hinunter zur Lobby, um mit dem Portier zu sprechen, der Eva höchstwahrscheinlich gesehen hatte, als sie das Hotel verließ, und vielleicht sogar einige Worte mit ihr gewechselt hatte, doch als er die Lobby betrat, stellte er sofort fest, dass ein anderer Portier Dienst hatte, einer, der sie nicht kannte, der ihm noch nicht einmal zuzwinkerte, und er fragte sich, wie kommt es bloß, dass auf einmal alle verschwunden sind?
    Dennoch versuchte er sein Glück, wandte sich an den neuen Portier und fragte, haben Sie vielleicht eine junge Frau gesehen, die das Hotel verlassen hat? Und der Portier antwortete, es sind viele Menschen gekommen und viele gegangen, und sein philosophischerTon regte Adam auf, er versuchte es noch einmal und sagte, ich meine eine Frau allein, eine Russin, blond, groß, über zwanzig, und plötzlich schoss es ihm durch den Kopf, dass er nicht sicher sein konnte, ob sie allein weggegangen war, vielleicht war sie in Begleitung, und der Portier fragte, haben Sie ein Foto von ihr? Und Adam sagte, einen Moment, und zeigte ihm das Foto von Ruth in Neuseeland, aber dann bemerkte er seinen Fehler und steckte das Foto rasch in die Brieftasche zurück, und der Portier sagte, einen Moment bitte, ich habe es noch nicht gesehen, und Adam sagte, es tut mir leid, und der Portier sagte, sie ist doch überhaupt nicht blond, und Adam sagte, das ist sie nicht, das ist eine andere Frau, und der Portier zuckte mit den Schultern und dann rutschte es ihm heraus, wie viele Mädchen sind Ihnen denn verschwunden?
    Adam verließ das Hotel, ging um den Washington Square herum, dann überquerte er ihn und versuchte, die Stelle zu

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