Dunkle Obsession
verharrte reglos auf dem Sitz, und obwohl sie wusste, dass ihre Angst von den Hunden wahrgenommen wurde, konnte sie sie nicht zurückhalten. Hunde waren nie ihr Fall gewesen, ob klein oder groß, und sie hatte keine Ahnung, wie sie sich in dieser Situation verhalten sollte.
»Kommt her, ihr stupiden Tiere!«, rief eine Stimme von der Tür aus, und zu Annabels Erleichterung trat ein junger Mann aus den Schatten.
Er war groß und schlank und hatte hoch angesetzte Wangenknochen und einen breiten Mund mit dünnen Lippen. Er öffnete den Mund zu einem Willkommenslächeln, wobei er seine perfekten weißen Zähne zeigte. Seine langen hellen Haare warf er aus dem Gesicht, und erst jetzt konnte Annabel seine hellblauen Augen sehen, die sie interessiert musterten.
»Sie brauchen keine Angst vor ihnen zu haben«, sagte er schleppend, »sie attackieren nur, wenn’s dunkel ist.«
Annabel lachte und hoffte, dass es ein Scherz war.
»Wer ist da?«, fragte eine helle Frauenstimme, dann trat eine junge Frau mit rotbraunen kurzen Haaren und einer unglaublichen Figur zu dem Mann auf die Treppe. Die engen braunen Jodhpurs und das maßgeschneiderte Seidenhemd betonten ihre Schlankheit noch.
»Keine Ahnung«, sagte der Mann.
Die junge Frau taxierte Annabels körperliche Attribute. »Ich schätze, du bist die Dekorateurin, die Mama aus London bestellt hat«, sagte sie dann.
»Ja, ich bin Inneneinrichterin«, sagte Annabel.
»Das wird sie freuen. Endlich hat sie mal was zu tun in ihrem Leben. Ich bin ihre Tochter Tania Corbett-Wynne, und das hier ist mein Stiefbruder Crispian.«
Annabel streckte ihre Hand aus. »Ich bin Annabel Moss. Ich arbeite für David Crosbie.«
»Ein erstklassiger Name für eine erstklassige Lady«, kommentierte Crispian. »Lass mich deine Koffer tragen. Wo hat Stiefmama sie einquartiert, Tania?«
»Im dritten Stock. Sie wohnt in den Gästezimmern auf dem Flur, wo ich mein Zimmer habe«, sagte Tania und warf Crispian einen mahnenden Blick zu.
»In dem Fall soll George die Koffer tragen. Es macht keinen Sinn, mir die Bandscheibe auszurenken, nur weil ich höflich sein will.« Seine Lippen hoben sich leicht, als er lächelte, und als er einen Koffer aus Annabels Hand nahm, strich seine Hand über ihre Finger.
»Mutter wartet schon seit Stunden«, sagte Tania, als sie zu dritt durch die Haustür gingen und in die Halle traten, die zum Treppenhaus führte. Es war eine hübsche Halle; die Wände waren mit Jagdszenen behangen, und die Regale waren mit Trophäen, Pokalen und Fotos verschiedener Familienmitglieder gefüllt, die Preise beim Reiten und bei anderen Sportarten gewonnen hatten. Reitstiefel und Gummistiefel lagen verstreut auf dem Boden herum. Ein schmaler Tisch mit einer Marmorplatte war der Platz für eine Vase, in der Flieder und Mimosen standen, der einzige Hinweis auf eine weibliche Hand.
»Ich weiß, ich habe mich verspätet«, entschuldigte sich Annabel. »Meine Wegbeschreibung war ein bisschen vage. David hat mir die falsche Abfahrt von der Landstraße genannt.«
Tania lächelte. »Ich erinnere mich an David Crosbie. Hat er dir gesagt, dass er mal bei uns war?«
»Ja«, sagte Annabel, dann fügte sie hinzu: »Vielleicht sollte ich deine Mutter nicht länger warten lassen.«
»Ich hoffe, du hast ein paar ausgefallene Kleider mitgebracht«, sagte Crispian. »Heute Abend gibt es eine kleine Dinnerparty, und du bist auch eingeladen.«
Tania lachte über Annabels entsetzten Gesichtsausdruck. »Nun sage bloß nicht, du hättest damit gerechnet, mit dem Dienstpersonal zu essen. Inneneinrichter sind in der Welt meiner Mutter sehr bedeutende Menschen. Komm, ich führe dich in den Westflügel. Mama verlässt ihn nur, wenn sie mehr oder weniger dazu gezwungen wird. Wahrscheinlich fürchtet sie, dass mein Vater auf sie springt und seine ehelichen Rechte fordert!«
Als sie durch das Hauptgebäude gingen, bemerkte Annabel einen seltsamen Geruch; eine Mischung aus Rauch von Holz, Sattelseife und Politur aus Bienenwachs. Sobald sie den Westflügel betraten, war der Geruch verflogen, ersetzt durch den Duft von Sandelholz.
Tania klopfte an eine Eichentür. »Ich bringe dir deine folgsame Inneneinrichterin, Mama.«
»Bitte, kommen Sie herein«, rief Lady Corbett-Wynne, und Tania drückte die Tür auf. Als sie beiseitetrat, damit Annabel ins Zimmer gehen konnte, legte Tania schnell eine Hand auf Annabels Arm. »Mein Stiefbruder sieht sehr gut aus, findest du das nicht auch?«
»Ja, sehr«, stammelte
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