Dunkle Obsession
Berühmtheit wurdest.«
»Aber was ist, wenn ihr meine Ideen nicht gefallen?«, wandte Annabel ein.
»Sie werden ihr gefallen. Vermutlich gefallen ihr alle Ideen, die ihr vorgetragen werden, aber in deinem Fall holt sie einen größeren Vorteil heraus, als sie verdient hat.«
Annabel seufzte. »Du weißt doch nicht, was sie verdient hat und was nicht. Vielleicht ist sie eine sehr nette, kenntnisreiche Lady.«
»Und Schweine können fliegen.«
»Ich habe das Gefühl, dass ich keine große Freude an diesem Auftrag haben werde«, murmelte Annabel. »Ich hoffe, dass ich nicht allzu lange da bleiben muss.«
»Es sollte nicht länger als drei Wochen dauern, wobei man das erst vor Ort genauer entscheiden kann«, meinte David. »Martin und ich wollen dich heute Abend zum Essen einladen, um deinen ersten Alleinauftrag zu feiern. Was sagst du?«
Annabel lächelte. »Das klingt eher nach Bestechung, aber nach einer sehr schönen.«
»Gut, dann haben wir das geklärt.«
Es war fast Mitternacht, als sie vom Abendessen nach Hause zurückkehrten, und Annabel fühlte sich nach dem vorzüglichen Essen und dem köstlichen Wein angenehm angeregt. »Ich hoffe, dass das Essen auf Leyton Hall auch so gut ist«, sagte sie seufzend. »Dann werden die drei Wochen wie im Flug vergehen.«
»Ist es aber nicht«, sagte Martin und blickte zu David, der sich damit beschäftigte, ihnen allen einen Brandy einzuschenken. »Hat David dir nicht erzählt, dass wir mal ein Wochenende dort verbracht haben?«
»Nein«, sagte Annabel erstaunt.
»Nun, es war kein großer Erfolg, deshalb hat er es wahrscheinlich für sich behalten. Das Essen war entsetzlich, und die Gesellschaft war noch schlimmer.«
»David, ist das der Grund, warum du mit dem Auftrag nichts zu tun haben willst?«, fragte Annabel anklagend.
Es war einer der seltenen Momente, in denen David errötete. »Nicht wirklich, Darling. Sagen wir eher, dass das Landleben und ich nicht zusammenpassen.«
»Aber du kennst Lord und Lady Corbett-Wynne?«
»Ja«, gestand David widerwillig. »Um genau zu sein, ich habe mit ihnen sinnloses Zeug geplaudert, aber ich würde nicht sagen, dass ich sie kenne.«
»Warum hast du mir das nicht vorher gesagt?«
»Es hat keine Bedeutung«, gab David zurück, und man hörte seiner Stimme an, dass er leicht irritiert war. »Ich weiß nicht, warum Martin das überhaupt erwähnt hat.«
»Natürlich ist es von Bedeutung!«, rief sie. »Um Himmels willen, sage mir, was das für Menschen sind.«
»Ziemlich typisch für ihren Stand. Lord Corbett-Wynne ist groß und schwer, hat angegraute Haare und so eine blühende Gesichtsfarbe, wie man sie häufig bei Menschen auf dem Land sieht. Einmal im Monat schafft er es, im Oberhaus anwesend zu sein, die restliche Zeit kümmert er sich um Leyton Hall. Oder um die Pferdepflegerinnen von Leyton Hall.«
»Was ist mit seiner Frau?«, fragte Annabel verwundert. »Hat sie nichts dagegen?«
»Sie ist wahrscheinlich dankbar«, sagte Martin lachend. »Wenn ich mich richtig erinnere, ist sie eine von diesen zierlichen, schönen Frauen, die total asexuell wirken. Es ist schwierig, sich Lady Corbett-Wynne in sexueller Ekstase vorzustellen, findest du nicht auch, David?«
»Kann schon sein, ganz bestimmt nicht bei ihrem Ehemann. Ihre Tochter ist das genaue Gegenteil. Nach Aussage ihres Stiefvaters kann man einen Sack Flöhe leichter hüten als Tania. Nicht, dass er sich länger darüber ausgelassen hat, aber ich zog meine Schlüsse aus seinen Andeutungen.«
»Und der Sohn?«, fragte Annabel.
»Du wirst dich sofort in ihn verlieben«, behauptete Martin. »Er ist groß, hat helle Haare, eine gebräunte Gesichtsfarbe und trägt eine gewisse Trägheit zur Schau, der man nicht widerstehen kann.«
»Ich bin sicher, dass ich ihm widerstehen kann«, sagte sie aufbrausend. »Wessen Sohn ist er?«
»Hörst du nicht zu?«, fragte David, der gern das Thema gewechselt hätte. »Er ist der Ehrenwerte Crispian Corbett-Wynne, Erbe von Leyton Hall. Tania, seine Stiefschwester, ist Lady Corbett-Wynnes Tochter aus erster Ehe. Ihr damaliger Mann starb oder brachte sich um bei einem Sprung über eine Hecke.«
»Wenn ihr über Nacht bei ihnen geblieben seid, müsst ihr mit ihnen befreundet sein«, schloss Annabel. »Warum hast du trotzdem den Auftrag abgelehnt?«
»Ich bin müde«, gab David kurz angebunden zurück. »Ich lasse euch mit euren Drinks allein. Schlaf gut, Annabel.«
Als er gegangen war, wandte sie sich überrascht an Martin.
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