Dunkle Schatten (German Edition)
Viele der Dateien sind in Italienisch
verfasst. Leider ist keiner im Quartett dieser Sprache mächtig, doch Mitnick
weiß Rat. Einer seiner Hackerfreunde ist gebürtiger Sizilianer, und der Mann
wird sofort damit beauftragt.
Lena, Kokoschansky, Freitag und der Privatdetektiv Wolfram Panker sitzen
in Petrankos Wohnung und brüten über den Unterlagen, die ihnen von den
zurückgepfiffenen BKA-Leuten Pointinger und Konschak übergeben wurden.
»Sind die Fotos bereits im Netz?«, fragt Petranko.
»Ja, seit rund drei Stunden«, antwortet Kokoschansky. »Ruf unsere Seite
auf, und du wirst es sehen.«
»Wer hat da gesprochen?« Petranko ist fasziniert über die Qualität der
Bilder, die er sieht, und Kokoschansky klärt ihn auf, dass er einige Fotos
nachträglich bearbeiten konnte.
»Ich«, strahlt Freitag mit einem Hollywoodlächeln in die Runde, »das ist
meine Stimme. A Star Is Born. Ich habe bewusst meinen Akzent dafür noch
verstärkt, um die Leute, die es betrifft, in die Irre zu führen. Das war immer
mein Traum, mein eigenes Medium zu besitzen. Nun habe ich es endlich mit euch
zusammen. Noch dazu als Auftakt mit einer Bombenstory.« Auch er sitzt vor
seinem Laptop und kann sich nicht sattsehen. »Das zieht bereits jetzt seine
Kreise. Ratet mal, wie viele Zugriffe es bereits auf YouTube gibt?«
»Keine Ahnung«, Lena hebt die Hände, »nun sag schon.«
»110.000 und ein paar Zerquetschte!« Freitag ist völlig aus dem Häuschen.
»Wow! Das fetzt. Und keiner weiß, wer hinter FNews steckt.«
»Manche Leute haben anscheinend nichts Besseres zu tun, als dauernd im
Web herumzusurfen«, meint Lena.
»Und FNews hat bereits 156 Freunde auf Facebook«, triumphiert
Freitag, »auf Twitter sind es mehr als fünfzig. Auch nicht schlecht. Leute, da
haben wir etwas losgetreten. Das sagen mir die Spitzen meiner Dreadlocks.«
»Mal sehen, ob wir heute Abend bereits Thema in den Nachrichten sind«,
meint Petranko.
»Es ist wirklich unglaublich, wenn man die Abhörprotokolle liest. Das sind
die wahren Moralmörder, die diesen Staat aushöhlen und sukzessive in den
Abgrund treiben! Midas, Ährenbach und Sauslinger reden völlig ungeniert und
offen über ihre faulen Geschäfte. Dieses Trio schneidet bei jedem Megadeal
ordentlich mit. Egal, ob in der Telekommunikationsbranche, in der
Bauwirtschaft, auf dem Wohnungssektor. Es ist egal, sie mischen überall mit.
Für mich zeichnen sich zwei Schlüsselfiguren ab. Oberstaatsanwalt Bortner, der
leider nicht mehr reden kann, und dieser Lobbyist Othmar Kaltengruber mit
seiner dubiosen Agentur Krösus. Sämtliche linken Transaktionen laufen über ihn,
und natürlich vergisst er dabei nicht auf seinen Schnitt. Warum trat ihm bisher
niemand auf die Füsse? Ich frage mich, warum hat die so gepriesene
Antikorruptionsstaatsanwaltschaft sich nicht eingeschaltet? Wo bleibt die FMA,
die Finanzmarktaufsicht? Schlafen die alle, oder wollen sie einfach nicht
sehen, was im Hintergrund abläuft?«
»Diese Partie wird von erstklassigen Anwaltskanzleien vertreten, die mit
allen Wassern gewaschen sind«, mischt Petranko sich nun wieder ein, »die gegen
jeden Beistrich sofort Berufung, Dienstaufsichtsbeschwerde, kurzum, das gesamte
Instrumentarium auffahren, das ihnen der Rechtsstaat zur Verfügung stellt, um
Verfahren hinauszuzögern und zu verschleppen. Stellt euch einmal vor, jetzt
bekommen ein paar kleine Kiberer den Ermittlungsauftrag gegen diese Personen
des öffentlichen Lebens, wie es so schön heißt, und sie werden tatsächlich
fündig. Das beste Beispiel sind dafür Konschak und Pointinger. Monatelang
verfolgten sie sämtliche Telefonate. Was herausgekommen ist, wissen wir. Jetzt
musst du als kleiner Bulle einen U-Richter und einen Staatsanwalt finden, die
nichts mehr werden wollen, auch keine politische Karriere anstreben und nicht
unter Arbeitsüberlastung leiden. Da kannst du dich gleich auf die Suche nach
der berühmten Nadel im Heuhaufen begeben. Hast du tatsächlich Glück und es
findet sich einer, kannst du Gift darauf nehmen, dass sofort, wenn es ruchbar
geworden ist, von den höchsten Stellen auf Teufel komm raus hineininterveniert
wird, bis sie w. o. geben und das Handtuch werfen, indem sie die Causa, die
ihnen vielleicht das Genick brechen könnte, an die Oberstaatsanwaltschaft
weitergeben. Dort sitzt dann einer wie Bortner und dreht den Hahn zu. Das ist
Österreich.«
»Der muss eine ganz besondere Kreatur gewesen sein«, ergreift nun wieder
Kokoschansky das Wort. »Der
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