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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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Haben Sie zu wenig Arbeit? Machen Sie doch ihren Job dort, wo
es wirklich brennt. Gibt es nicht in diesem Land genügend skandalträchtige
Fälle, die für Ihre Auslastung sorgen? Oder bleibt etwas in den Unterhosen
zurück, wenn Sie einigen Politikern und Machern auf die Zehen treten sollen?«
    »Jetzt spucken Sie mal nicht so große Töne, Herr Kokoschansky«,
unterbricht Lackner die Tirade, »wir finden immer, wonach wir suchen.«
    »Ja, vielleicht am Flohmarkt«, kontert Kokoschansky ungeniert, während
Lena versucht, sämtliche Vorgänge im Auge zu behalten. »Auf ein Wort, Sherlock
Holmes.« Er winkt Lackner zu sich und flüstert ihm ins Ohr. »Heiße Ware wird
immer am Klo versteckt, also nicht übersehen.« Der Journalist merkt, dass
Lackner leicht zusammenzuckt, aber sich sofort wieder in der Gewalt hat.
    Raum für Raum nehmen die Kriminalbeamten sich vor, während vor der
Wohnungstüre zwei Polizisten Wache schieben.
    Nun ist Kokoschanskys Arbeitszimmer an der Reihe, und er achtet penibel
darauf, wo hingelangt wird. Besonders auf seine umfangreiche Bibliothek ist er
heikel, und mit seinen Büchern geht er sehr sorgsam um. Als zwei Beamte
beginnen, in den Regalen zu wühlen und in den Büchern zu blättern, handelt es
sich um reine Schikane. Absichtlich lassen sie das eine oder andere Buch zu
Boden fallen. Kokoschansky muss sich sehr am Riemen reißen, um nicht
handgreiflich zu werden, doch darauf soll es hinauslaufen. Widerstand gegen die
Staatsgewalt et cetera. Doch diesen Gefallen wird er dieser Gurkentruppe nicht
erweisen. Aus den Augenwinkeln sieht er, wie Lena ihm ein verstecktes Zeichen
gibt und wie ein sichtlich um Fassung bemühter Erharter seinem Chef Lackner
etwas ins Ohr raunt und der sofort die Farbe wechselt.
    Plötzlich dringt vom Flur Lärm herein, es klingt nach Tumult.
Kokoschansky lächelt maliziös in Richtung Lackner und Erharter. Blitzlichtgewitter
flackert, erregtes Stimmengewirr, vereinzelte Wortfetzen sind zu hören. Es ist
immer gut, wenn man sich im entscheidenden Moment auf altbewährte Kollegen
verlassen kann. Im Flur streiten drei Fotografen und ein Kamerateam sich mit
den beiden Polizisten, die vor der Türe stehen.
    »Schon mal was von Pressefreiheit gehört?«, schimpft einer der
Fotografen, während der Kameramann des WIEN HEUTE-Teams ungerührt weiterdreht,
obwohl einer der Polizisten immer wieder versucht, ihn wegzudrängen oder die Linse
zuzuhalten.
    »He, was soll der Scheiß? Sind wir hier in einer Bananenrepublik?«,
reicht es nun auch dem Kameramann. »Ihren Namen und die Dienstnummer.« Doch der
Polizist bleibt stumm wie ein Fisch.
    Kokoschansky ist zu lange im Geschäft und weiß genau, wie man eine heiße
Story aufzieht. Als die Polizisten auf der Matte standen, rief er schnell die
APA 16 an,   und gleich
anschließend den CvD 17 im ORF-Landesstudio Wien. Und die
Kollegen ließen ihn nicht im Stich. Zeit, die Bombe zu zünden. Kurzerhand
schiebt Kokoschansky ein paar Beamte, die ihm im Weg stehen, beiseite, während
die Blitzlichtgeräte eine Salve nach der anderen abfeuern, der Kameramann auf
einen Wink der Redakteurin sich sofort um die eigene Achse dreht und sein
Objektiv auf ihn richtet, als er auf den Flur hinaustritt.
    »Herr Kokoschansky«, hält ihm die Redakteurin das Mikro unter die Nase,
»offensichtlich ist bei Ihnen eine Hausdurchsuchung im Gange. Was ist der
Grund? Vielleicht im Zusammenhang mit Ihrer langjährigen Bekanntschaft zu dem
geflüchteten Unterweltboss Robert Saller? Immerhin werden Sie relativ
unverhohlen der Fluchthilfe bezichtigt.«
    »Aus!«, tobt Lackner, stürmt heraus und drängt sich unfreiwillig ins
Bild. »Hier findet eine Amtshandlung statt, und dabei ist die Presse
ausgeschlossen. Sie kennen das Procedere. Anfragen können Sie an die zuständige
Pressestelle richten.« In seiner Hilflosigkeit und Ohnmacht, von Kokoschansky
überrumpelt und ausgetrickst worden zu sein, begeht er einen folgenschweren
Fehler, indem er den Journalisten am Arm fasst und vor laufender Kamera
wegzuzerren versucht.
    »Nicht anfassen!«, löst sich Kokoschansky unwirsch aus dem Griff. »Oder
wollen Sie zu Ihren zahlreichen Problemen, die Sie sich inzwischen eingehandelt
haben, noch einen polizeilichen Übergriff dazu?«
    »Wer sind Sie?«, lässt die Redakteurin nicht locker. »Sind Sie der Leiter
dieser Polizeiaktion?«
    Im Augenblick weiß Lackner nicht, wo ihm der Kopf steht. Egal, was er
jetzt sagt oder tut, mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es ihm

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