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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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sich aufhält, muss
ich Sie enttäuschen. Er und ich haben nur beruflich zusammengearbeitet, indem
er mir aus seiner Sicht manche Dinge, die ihn betreffen, darstellte und ich es
journalistisch verarbeitet habe. Ich bin nicht sein Richter. Er hat niemals
versucht, mich zu kaufen oder anderweitig zu manipulieren und auf seine Seite
zu ziehen. Das wäre nicht gelungen.«
    »Weshalb nahm das BKA bei Ihnen eine Hausdurchsuchung vor, bei der Sie
vor laufender Kamera schwere Anschuldigungen vom Stapel ließen? Wir haben dazu
eine kleine Zuspielung vorbereitet.«

 
    Nach dem Beitrag fährt der Moderator fort. »Herr Kokoschansky, Sie haben
in diesem Bericht schwere Geschütze aufgefahren. Können Sie auch den Beweis
antreten?«
    Kokoschansky greift unter den Tisch, holt seine Tasche hervor. Eine
Kamera fährt groß auf sie zu. Er öffnet sie, zieht das Kokainpäckchen heraus.
    Im Regieraum ist die Spannung zum Greifen. Leise gibt der Regisseur über
sein Mikroboard die Anweisungen an die Kameraleute weiter. »Umschnitt, Kamera
eins auf Achim. Sofort Schwenk auf Kokoschansky, Gesicht in Großaufnahme.
Umschnitt auf Halbtotale, ich will beide sehen.«
    Achim Fuchs ist selten während einer Live-Sendung aus der Ruhe zu
bringen, und als langjähriger, erfahrener Nachrichtenmann lässt er sich nichts
anmerken.
    »Sie behaupten nun, dass es jenes Kokain ist, das Ihnen die BKA-Beamten
Lackner und Erharter auf der Toilette in Ihrer Wohnung untergejubelt haben
sollen.«
    »Der Reihe nach«, Kokoschansky bleibt ruhig und sachlich. »Es ist keine
Behauptung, es ist eine Tatsache und die Wahrheit. Ob Lackner von diesem
ungeheuerlichen Vorgang wusste, weiß ich nicht, aber ich nehme es an, da meinen
Recherchen nach die beiden Herren sehr eng zusammenarbeiten. Bevor die
Hausdurchsuchung stattfand, versuchten die Herren Lackner und Erharter, mich
und meine Lebensgefährtin Lena Fautner, im Übrigen eine Polizistin, was aber
inzwischen durch die Berichterstattung hinlänglich bekannt ist, unter Druck zu
setzen.«
    »Warum?«
    »Es wollte nicht in ihre Köpfe, dass es eben sonderbare Zufälle im Leben
gibt und ich mich am Tage von Sallers Flucht mich ebenfalls im SMZ Ost aufhielt,
als er eingeliefert worden war, weil ich selbst ein kleines gesundheitliches
Problem hatte.«
    »Da wussten Sie bereits, dass Saller ebenfalls im Gebäude war.«
    »Nein.«
    »Dann müssen Sie einen Tipp bekommen haben.«
    »Herr Fuchs, wir beide wissen, in unserem Geschäft muss man sehr gut
vernetzt sein, um an Informationen zu kommen.«
    »Somit hatten Sie einen Informanten.«
    »Das fällt unter Redaktionsgeheimnis und Informantenschutz. Beides kennen
Sie bestens, Herr Fuchs.«
    Der Moderator gibt sich mit dieser Aussage zufrieden. »Erharter und
Lackner nahmen Ihnen das nicht ab, glaubten oder denken noch immer, Sie waren
über Sallers Fluchtpläne informiert.«
    »Was die beiden Herren meinen, denken oder glauben, ist mir vollkommen
egal. Fakt bleibt, Erharter benutzte meine Toilette, deponierte das Kokain,
aber leider äußerst unprofessionell. Daher kam ich ihm rasch auf die Schliche.«
    »Schön, jetzt liegt hier erstmals echtes Kokain auf dem Moderatorentisch
im Studio. Ist das alles, was Sie im Köcher haben, Herr Kokoschansky?«
    Der Journalist bleibt nur kurz die Antwort schuldig, langt abermals in
seine Tasche und holt den Kaffeelöffel im Plastiktütchen hervor. »Dieser Löffel
stammt aus der Kantine des BKA und wurde von Erharter benutzt. Und hier«, er
zieht bewusst langsam das wichtige Schreiben aus seiner Jacke, das ihn von
jeglichem Verdacht reinwäscht, und genießt seinen Triumph, »… hier habe ich die
Analyse, die eindeutig beweist, dass sowohl die DNA-Spuren auf dem
Kaffeelöffel, dem Kokainpäckchen, dem Klebeband, womit die Droge befestigt war,
und der Abdeckung meiner Toilettenspülung eindeutig dem BKA-Beamten Erharter
mit achtundneunzig Prozent Sicherheit zuzuordnen sind.«
    »Handkamera auf den Wisch, Zufahrt und Totale«, spricht der Regisseur
hektisch seine Anweisungen ins Mikro, »das ist Wahnsinn! Super!« Kokoschansky
weiß, wie Fernsehen funktioniert, sofort hält er selbst das Beweisstück in die
Kamera.
    »Ihre weiteren Schritte?«
    »Eine saftige Klage ist sicher, und ich werde natürlich nicht
lockerlassen und denke, es wird mir gelingen herauszufinden, welchen Sinn diese
Aktion haben sollte.«
    Ein Redakteur reicht, unbemerkt von den Kameras, dem Moderator einen
Zettel, der einen kurzen Blick darauf wirft. Kokoschansky

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