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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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versucht, ebenfalls
etwas abzulesen, doch auf die Entfernung reicht seine Sehschärfe nicht mehr
aus.
      »Abschließend wäre noch zu sagen,
dass wir selbstverständlich auch versuchten, die Beamten Lackner und den direkt
Beschuldigten Erharter ins Studio zu bekommen. Doch die Herren erhielten keine
Interviewgenehmigung. Selbstverständlich gilt für beide die Unschuldsvermutung.
Danke für das Gespräch.« Achim Fuchs wendet sich wieder der Moderatorenkamera
und der Autocue zu. »Wie bereits am Beginn der Sendung erwähnt, ist es ein
ereignisreicher Tag. Soeben erhalte ich die Meldung, dass der bekannte
Oberstaatsanwalt Lukas Bortner in seiner Jagdhütte am Erlaufsee in
Niederösterreich erschossen aufgefunden wurde. Ob Fremdverschulden oder
Selbstmord vorliegt, wird zurzeit überprüft.«

 
    Nach der Sendung packt Fuchs seine Moderationsunterlagen zusammen und
zieht Kokoschansky beiseite.
    »War ein tolles Gespräch, Koko. Es ist ziemlich viel passiert in den
letzten Stunden.« Achim Fuchs ist ebenso erfahren wie Kokoschansky und zieht
seine eigenen Schlüsse daraus. »Eigentlich zu viel für mein Empfinden. Zwar
wollte ich dich auf Sendung fragen, habe es dann doch unterlassen.«
    »Was?«
    »Mit Bortner haben wir inzwischen drei Leichen. Jeder Todesfall
mysteriöser als der andere und so weiter und so fort. Glaubst du an Zufälle?
Ich nicht. Da gibt es Zusammenhänge.«
    »Welche Antwort erwartest du jetzt von mir?«
    Achim Fuchs sieht Kokoschansky durchdringend aus seinen stahlblauen Augen
an. »Ich bin mir sicher, dass du mehr weißt und du heute nur die erste Kugel
abgefeuert hast.«
    »Ich verzieh mich, Achim«, blockt Kokoschansky ab, »ich bin hundemüde.«

 
 
    *

 
    Die Ministerin muss ein privates Essen abbrechen und eilt sofort zurück
in ihr Büro. Ihr Pressesprecher informierte sie per Handy über die Sendung.
Nicht anders erging es ihrer Kollegin, der Justizministerin. Sie stört eine SMS
in ihrer Loge in der Staatsoper, gerade als Nessun dorma, die Arie des Prinzen
Kalaf im dritten Akt von Puccinis Turandot, begonnen hat, und informiert sie
über den plötzlichen Tod des Oberstaatsanwaltes wie auch über Kokoschanskys
Auftritt im Fernsehen.
    BKA-Chef Edmund Katterka tobt und brüllt in seinem Büro. Wenn er so
könnte, wie er möchte, würde er seine beiden Mitarbeiter Lackner und Erharter
auf der Stelle persönlich erschießen. Seit wenigen Minuten stehen die beiden in
seinem Büro und müssen eine Schimpfkanonade nach der anderen über sich ergehen
lassen.
    »Was seid ihr doch für hirnverbrannte Idioten!«, schnauzt der BKA-Chef
sie erneut an, »Habt ihr alles vergessen, was ihr jemals in diesem Beruf
gelernt habt?«
    »Wer rechnet denn damit«, versucht Erharter sich zu wehren, »dass
Kokoschansky auf seinem Häusl die verdammte Spülung kontrolliert? Ich stand
unter totalem Stress, musste blitzartig das Kokain auf dem Deckel ankleben,
wieder alles so herrichten, dass es nicht auffällt.«
    »Es ist ihm aber aufgefallen, du Fetzenschädel«, beleidigt Katterka
seinen Mitarbeiter weiter, »danach die verpatzte Hausdurchsuchung, wo ihr euch
von Kokoschansky zu Deppen der Nation machen lasst. Und wie, bitte schön, kommt
dieser verdammte Kantinenlöffel ins Fernsehen? Über uns lacht ganz Österreich
und die halbe Welt dazu!«
    »Da kann nur der alte Petranko dahinterstecken«, versucht Lackner, sich
herauszuwinden.
    »Was hat der mit der Sache zu tun?«, will der BKA-Chef wissen.
    »Er war in der Kantine.«
    »Na und?«
    »Es ist schon sehr komisch«, probiert nun wieder Erharter, zumindest
halbwegs den Schwarzen Peter von sich zu schieben, »dass Petranko aus heiterem
Himmel in der Kantine auftaucht, Hof hält und plötzlich ist mein Löffel in
seinem Besitz.«
    »Kannst du das beweisen?« Schwer atmend lässt Katterka sich in einen
Stuhl fallen und gibt sich gleich selbst die Antwort: »Nein, das kannst du
nicht. Wieso hast du überhaupt gewusst, dass er im Haus ist?«
    »Ein Kollege hat uns informiert«, gibt Lackner Schützenhilfe, »somit
stecken Kokoschansky und Petranko noch immer unter einer Decke.«
    »Und? Ist das verboten?« Katterka lässt sich auf keine weiteren
Diskussionen ein, »Ihr seid ab sofort suspendiert. Eure Dienstwaffen und eure
Ausweise. Da kommt jetzt einiges auf euch zu, angefangen bei einem
Disziplinarverfahren, das sich gewaschen hat. Ich kann für euch nichts mehr
tun.«
    »Was?« Sowohl Lackner wie auch Erharter drohen die Augen aus den Köpfen
zu fallen.

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