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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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Gurgel gehen und ihm den
Hals umdrehen. »Verstehen Sie uns jetzt nicht falsch. Diese beiden Fotos sind
nur eine kleine Absicherung für uns. Wir sind ebenso Profis wie Sie.«
    »Ich muss wohl ziemlich wertvoll sein, wenn Sie diesen Aufwand betreiben
und mich extra beschatten ließen.«
    »Nun, Signore Kokoschansky, wir haben Sie auf Empfehlung Robertos
auserwählt, weil er Sie als einen der wenigen in Ihrer Branche angepriesen hat,
der in Österreich keine Scheu kennt oder gar Angst vor großen Tieren hat, auch
keinen Rückzieher machen wird.«
    Rückzieher? Mit diesem Druckmittel und dieser Erpressung ist es unmöglich
geworden. Wer sich mit Hunden schlafen legt, darf sich nicht wundern, mit
Flöhen aufzuwachen.
    »Sie erledigen mit Ihrem journalistischen Können die Drecksarbeit für
uns, Signore Kokoschansky«, Salvatore Madeo zeigt nun mit jeder Äußerung sein
wahres Gesicht, »indem Sie gründlich diesen Sauhaufen in Ihrer Heimat
aufmischen, dadurch einen Skandal auslösen, der uns ermöglichen wird, wieder
für geordnete Verhältnisse in unserem Sinne zu sorgen. Wie wir das anstellen
werden, ist unsere Sache und braucht Sie nicht weiter zu interessieren.«
    »Wenn es mir aber nicht gelingen sollte …«
    »Es wird Ihnen gelingen«, unterbricht Madeo den Journalisten und zeigt
dabei wieder auf die noch immer auf dem Tisch liegenden Fotos, »weil die
Bedingungen unseres Arbeitsvertrages eindeutig sind.«
    »Dann händigen Sie mir die zugesagten Unterlagen aus, Don Salvatore, ich
setze mich in den nächsten Flieger und mache mich an die Arbeit«, Kokoschansky
fügt noch sarkastisch hinzu, obwohl ihm zum Heulen zumute ist, »damit ich
meinen Vertrag erfüllen kann.«
    »Salute!« Salvatore Madeo hebt sein Glas. »Darauf trinken wir!« Man
prostet sich gegenseitig zu. Kokoschansky zieht mit, weil ihm gar nichts
anderes übrig bleibt. »Leider fliegt um diese Zeit keine Maschine mehr nach
Wien. Aber es wird Ihnen in meinem Haus an nichts mangeln. Morgen früh erhalten
Sie Ihr Material.«
    »Beantworten Sie mir eine Frage, Don Salvatore?«
    »Das kommt auf die Frage an, Signore Kokoschansky.«
    »Haben Ihre Leute diese beiden Fotos gemacht oder«, dabei versucht der
Journalist, mit seinem Blick Robert Saller festzunageln, »ist dafür in Ihrem
Auftrag jemand anderer verantwortlich?«
    Saller bleibt völlig gelassen und zuckt mit keiner Wimper. Kokoschansky
traut hier niemandem mehr.
    »Es war ein erstklassiger Fotograf, Signore Kokoschansky. Jetzt haben wir
genug vom Geschäft gesprochen. Wir wollen doch nicht, dass diese Köstlichkeiten
verderben. Wir werden nun wieder essen und trinken. Basta! Salute!«

 
    *

 
    Der pensionierte Chefinspektor Thomas Petranko schiebt missmutig den
Einkaufswagen vor sich her. Er hasst Supermärkte, und besonders sauer ist er,
wenn seine Frau ihn verdonnert, sie zu begleiten. Alleine schickt sie ihn nicht
los, da er ihrer Ansicht nach entweder das Falsche nach Hause bringt oder zu
allem Überdruss auch noch Wichtiges vergisst. Um den häuslichen Frieden zu
bewahren, lässt er sich jedes Mal breitschlagen und macht die Einkaufstour mit.
Das Schicksal eines Rentners. Es graut ihm vor den Warteschlangen an den
Kassen, und bestimmt findet sich irgendein ein unachtsamer Idiot, der ihm mit
dem Einkaufswagen an die Fersen fährt, was verdammt schmerzhaft ist.
    Außerdem plagen ihn weitaus wichtigere Gedanken als die Tatsache, dass
die Küchenrollen zu Hause ausgegangen sind. Vor mehr als einer Stunde telefonierte
Petranko mit Lena, aber auch sie hat noch keinerlei Nachricht von Kokoschansky
erhalten, was ihn beunruhigt. Der Journalist fand bisher immer Mittel und Wege,
sich bemerkbar zu machen. Außerdem klang Lena ziemlich kurz angebunden, wirkte
aus unerklärlichen Gründen sauer.
    Wie lange dauert es denn noch? Petranko beobachtet seine Frau, wie sie an
der Wursttheke die verschiedenen Sorten aufmerksam studiert und sich nicht
entscheiden kann, welche sie nehmen soll. Einer wie Petranko, der sich
jahrzehntelang hauptsächlich an Würstelständen und in der Polizeikantine
ernährte, wird auch im fortgeschrittenen Alter kein Gourmet mehr. Nimm endlich
irgendeine Wurst und lass uns abhauen …
    »Verräter«, zischt es plötzlich leise an seinem rechten Ohr. Petranko
zuckt zusammen, dreht sich langsam um und blickt direkt ins hasserfüllte
Gesicht seines ehemaligen Kollegen Erharter.
    »Du verfluchtes Kameradenschwein«, wispert Erharter erregt, »du hast mir
und Lackner diese Nummer

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