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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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Standardausrüstung. Der Hund sitzt brav neben
der Fahrertüre und rechnet fest damit, mitgenommen zu werden.
    »Leider, mein Alter«, muss Kokoschansky ihn enttäuschen, »ich kann nichts
für dich tun. Pass gut auf dich auf.« Zum Abschied streichelt er dem Hund über
den Kopf und tätschelt seinen Hals.
    Plötzlich versteift der Schäfer sich, seine Nackenhaare sträuben sich, er
fletscht die Zähne und stellt sich schützend vor Kokoschansky, den er
anscheinend als sein neues Herrchen akzeptiert. Wankend steht ein schwarz
gekleideter Mann in einer Art von Kampfanzug in der Garageneinfahrt. Auf dem
Kopf trägt er eine hochgeschobene Sturmhaube, die ihm wohl als Maskierung
diente. Der Unbekannte ist unbewaffnet. Trotzdem greift Kokoschansky nach der
Ingram.
    »Ist gut, ist gut«, beruhigt er seinen neuen Kurzzeitfreund und hält ihn
am Nacken fest.
    Offensichtlich ist der Fremde sehr schwer verletzt, in seinem Oberkörper
sind Schusswunden. Es sind mehrere Einschusslöcher zu sehen, und dennoch
strahlt er noch immer eine tödliche Gefahr aus. An seinem Gürtel hängen drei
Handgranaten. Er kann nur ein Überlebender des Killerkommandos sein, denn seine
Montur ist völlig blank ohne jegliche Rangabzeichen oder andere Aufnäher wie
sonst beim Militär oder bei polizeilichen Sondereinheiten. Er schwankt wie ein
vom Sturm gebeutelter Baum und, wo immer er sich die letzten Stunden versteckt
gehalten hat, muss es ihn übermenschliche Anstrengungen gekostet haben, wieder
auf die Beine zu kommen und sich bis hierher zu schleppen. Mit einem gurgelnden
Laut bricht der Angeschossene zusammen und liegt seitlich verkrümmt auf dem
kiesbestreuten Zufahrtsweg vor der Garage. Der Hund bleibt weiterhin wachsam
und weicht nicht von Kokoschanskys Seite, der sich langsam dem jungen Mann, der
bestimmt noch keine fünfundzwanzig Jahre alt ist, nähert. Blut fließt aus dem
Mund und tränkt den schneeweißen Kies.
    Kokoschansky hockt sich neben dem Mann, sieht ihm ins Gesicht. Er fühlt
keinerlei Mitleid.
    »Who are you?«, versucht er es auf Englisch.
    Die Antwort sind flackernde Augen, die längst dort hinsehen, was erst ein
Sterbender zu Gesicht bekommt, bevor er endgültig diese Welt verlässt, und ein
Flüstern, das kaum durch die blutverkrusteten Lippen dringt. Kokoschansky
meint, spanische Worte zu hören.
    »Como? … Wie?« Erfolglos. Er beugt sich tief bis zum Mund hinunter.
    »Santa Maria Dolorosa …« Jetzt ist es zu spät zum Beten. Kokoschansky
muss sich anstrengen, um zu verstehen. »… El … Chapo …« Der Kopf kippt zur
Seite, die Augen verdrehen sich und brechen. Der Mann ist tot. Auch der Hund
spürt, dass soeben ein Mensch verstorben ist, beruhigt sich endgültig, setzt
sich neben die Leiche, hält Totenwache.
    Hastig baut Kokoschansky wieder sein Handy zusammen, fotografiert den
Mann. Findet dieses Sterben auf diesem Gelände gar kein Ende? Er packt den
Toten an den Füßen, schleift ihn ein paar Meter zur Seite für eine freie
Ausfahrt. Überstürzt flüchtet er sich in den Fiat Uno, er will nur schleunigst
dieses Todesareal verlassen, Vollgas und weg. Zurück bleibt ein sich traurig
trollender Schäferhund. Auf Menschen ist doch kein Verlass.
    Kokoschansky fährt auf einer bestens asphaltierten Zufahrtsstraße und hat
sich nicht getäuscht. Das Anwesen liegt tatsächlich so nahe am Meer, dass es
beinahe zum Greifen ist. Er hat keinen Kopf für dieses traumhafte Panorama mit
dem azurblauen, wolkenlosen Himmel, der Brandung, den heranrollenden Wellen mit
den Gischtkronen, kann nicht entspannt die Wärme der Sonne genießen, anhalten
und zum Strand hinuntergehen, sich in den weißen Sand legen und an nichts
denken, nur dem Wind und dem Rauschen des Wassers zuhören.
    Wie kam das Killerkommando herein? Natürlich ist das Grundstück, wie er
vermutete, bestens überwacht. Alle paar Meter sind Videokameras entweder an
Bäumen oder auf Stehern montiert. Somit muss es eine Überwachungszentrale geben.
In der Villa ist ihm nichts aufgefallen, aber er hatte nur oberflächlich
gesucht. Wenn Kameras vorhanden sind, gibt es die dazugehörigen
Aufzeichnungsbänder, und darauf wird auch Kokoschansky zu sehen sein. Aber wo?
Wieder zurück und nochmals stöbern, ist zu riskant. Heimlich sind die Killer
nicht eingedrungen, es müssen Helfer mitgespielt haben.
    »Volltrottel!«, führt Kokoschansky Selbstgespräche. »Na klar! Wer sonst?
Daramci ć muss die Typen eingelassen haben!«
    Der Journalist nähert sich einem großen

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