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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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Ahnung, wo Erharters Leute sitzen.
Tatsache bleibt, der Personenkreis, der in Wien von seinem Trip nach Montenegro
wusste, ist sehr klein: Lena, Petranko, Rocky, Husky, Saller natürlich und
dessen Anwalt. Die kommen als Maulwurf nicht infrage.
    Momentan ist Kokoschansky nur über die Verzögerung verärgert, er denkt
nicht länger darüber nach, will nur auf schnellstem Weg nach Hause. In der
Ankunftshalle herrscht das übliche Gedränge. Er marschiert durch die
Menschenwand und ist richtig neidisch auf das Pärchen, das ein paar Meter vor
ihm steht, die Welt ringsum vergessend, und sich leidenschaftlich küsst. Sie
hält eine langstielige, rote Rose in der Hand. Wunderschön, wäre Lena jetzt
hier und an der Hand Günther. Zum Glück erwischt Kokoschansky einen Taxifahrer
mit Gasfuß, der nicht die geringste Lust auf Konversation verspürt.
    Obwohl er nicht einmal zwei Tage fort gewesen ist, kommt es ihm wie eine
Ewigkeit vor, als er wieder vor seinem Wohnhaus steht. Bemüht, so wenig wie
möglich an die schrecklichen Ereignisse zu denken, steigen vor seinem geistigen
Auge doch immer wieder die grauenhaften Bilder auf. Wenigstens sind die
Schmerzen in seinem Bein beinahe verschwunden. Er verzichtet auf den Lift,
nimmt zwei Stufen gleichzeitig, hastet die Treppen hoch, fingert in seinen
Taschen nach den Schlüsseln, schimpft leise, weil sie ihm vor Aufregung zu
Boden fallen. Die Türe ist nicht versperrt.
    »Lena? … Lena! … Bin ich froh, wieder hier zu sein!«
    Er lässt sein Gepäck im Flur fallen, stürmt ins Wohnzimmer. Lena sieht
ihn mit ausdrucksleeren Augen wie einen Fremden an.
    »Schatz, ich bin’s! Was ist passiert?«
    Er stürmt auf sie zu, will sie in den Arm nehmen, endlich an sich drücken
und ihr einen Kuss geben, doch sie dreht nur den Kopf beiseite, wendet sich ab,
und er versteht gar nichts mehr.
    »Hey, was soll das? Was ist los?«
    »Das fragst du noch?«, spricht Lena leise mit brüchiger Stimme. »Weißt du
das nicht?«
    »Was soll ich wissen?«
    »Und ich dachte, du wärst anders als die anderen. Männer sind nun einmal
Schweine und werden es immer bleiben. Ich werde dich verlassen.«
    »Was?« Kokoschansky fällt auf einen Stuhl, hält die Hände an die Schläfen
gepresst, der Boden wirft Wellen und wankt. »Warum willst du von mir weg?
Kannst du mich bitte aufklären, worum es eigentlich geht?«
    »Es ist eine ziemlich fiese Nummer, die du hier abziehst«, langsam dreht
Lena sich in seine Richtung und greift sich ans Herz, »ist dir eigentlich
bewusst, was du da drinnen angerichtet hast?«
    »Sag mal, spinnst du jetzt?«
    »Deswegen brauchst du mich nicht anzufauchen … Sonja …«
    »Was ist mit ihr?«
    »Das wirst du wohl selbst am besten wissen. Du betrügst mich mit ihr, du
fickst wieder mit ihr rum.«
    »Wer behauptet das?« Kokoschansky fühlt sich wie in Watte gepackt, ist
kaum mehr in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen.
    »Sonja war hier und hat mir reinen Wein eingeschenkt.«
    »Und du glaubst diese verlogene Scheiße?«
    »Sie war sehr überzeugend«, antwortet Lena und ihre Stimme klingt etwas
gefasster, » es ist doch toll, wenn man es mit zwei Frauen abwechselnd treibt.
Da kann sich mancher in deinem Alter eine Scheibe abschneiden.«
    »Pah!«, brüllt Kokoschansky los, und er drischt mit seiner Faust voll auf
die Tischplatte. »Dieses verdammte Miststück! Ist die von allen guten
Geistern verlassen? Das wird sie mir büßen! Los, zieh dich an! Wir fahren
sofort zu ihr!«
    »Was? Jetzt?«
    »Sicher! Wann sonst? Mach schon! Und sie soll mir genau das ins Gesicht
sagen, was sie dir verklickert hat!«

 
    *

 
    Erharter, blind vor Rachegedanken, sitzt in einem der zahlreichen
Flughafenrestaurants und spricht leise in sein Handy: »… wenn ich dir sage, er
ist direkt aus Montenegro gekommen … Woher soll ich das wissen? Ich habe keine
Ahnung, was der Arsch dort gemacht hat. Der Drecksack ließ sich nicht im
Geringsten einschüchtern, der fühlt sich ziemlich sicher. Und er scheint sich
verletzt zu haben. Zumindest ist eine Hand verbunden. Was sollen wir jetzt
tun?«

 
    *

 
    »… so. Jetzt weißt du Bescheid, wie es wirklich war. Ich habe mir nichts
vorzuwerfen, außer dass ich dir diesen unwürdigen Vorfall nicht sofort erzählt
habe, aber es war schließlich genug los, wie wir beide wissen, und ich dachte,
es ist wohl besser, wenn ich es für mich behalte.«
    Kokoschansky möchte am liebsten vor Wut zerspringen. Das Schlamassel ist
schlimm genug, jetzt

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