Dunkle Schatten (German Edition)
beamtete Nervensäge
ernsthaft zu irritieren, doch noch bevor dieser reagieren kann, klärt er ihn
grinsend auf: »Legale Drogen in Form von Zigaretten und Koffein. Zufrieden?«
»Die Verletzung an Ihrer Hand scheint frisch zu sein. Haben Sie sich die
in Montenegro zugezogen?«
»Die Frauen dort sind sehr heißblütig«, lächelt Kokoschansky süffisant,
»und stellen Sie sich vor, beißt mich doch dieses Luder in ihrer Geilheit
mittendrin tatsächlich in die Hand.«
»Für mich ist es erledigt. Doch es will Sie noch jemand sprechen.«
»Na, Kokoschansky, so trifft man sich wieder.« Hinter einer Ecke tritt
ein dreist grinsender Erharter hervor. »Was hast du denn in Montenegro
verloren?«
»Das geht vor allem dich einen riesengroßen Scheißdreck an.« Genau diesen
Kerl braucht Kokoschansky jetzt wie einen Schuss ins Knie. Mit allem hat er
gerechnet, aber niemals, dass der verhasste Bulle ihm im Flughafen auflauert.
Doch er muss sich beherrschen, wirkt nach außen hin völlig ruhig und abgeklärt.
»Wer lässt fragen? Sind die Suspendierungen von dir und deinem Busenfreund
wieder aufgehoben? Da wäre mir wirklich etwas entgangen, kann ich mir aber
nicht vorstellen. Darfst du ohne deinen Wachhund überhaupt alleine unter die
Leute? Freundchen, du baust in deiner grenzenlosen Blödheit schon wieder
Scheiße. Amtsanmaßung nennt man das, falls es dir entgangen sein sollte, du
bist weg vom Fenster. Du darfst nur etwas tun, was mit deinem bisherigen Job
überhaupt nichts zu tun hat. Auto waschen, mit deiner Frau einkaufen,
tapezieren und so weiter. Jetzt hast du zusätzliche Probleme am Arsch, mein
Lieber. Du spionierst auf eigene Faust ohne dienstlichen Auftrag einen freien,
unbescholtenen, österreichischen Staatsbürger aus. Wer hat dir gesteckt, woher
ich komme? Der da?« Kokoschansky zeigt mit dem Finger auf den Zöllner, der in
einiger Entfernung die Auseinandersetzung beobachtet, und winkt den Mann zu
sich, der zwar zögernd, aber dennoch kommt.
»Von Ihnen hätte ich gerne Namen und Dienstnummer.«
»Und warum?«
»Weil Sie sich ein Problem eingehandelt haben.«
»Ach tatsächlich?«
»Dieser Kriminalbeamte vom BKA ist nämlich derzeit für diesen Verein gar
nicht mehr tätig, weil er suspendiert worden ist, und Sie haben ihm anscheinend
Auskünfte über meine Person erteilt, was Sie gegenüber einem Privatmann, der er
jetzt ist, gar nicht dürfen. Vielleicht sind Sie beide auch befreundet? Wie
auch immer, interessiert mich nicht.«
»Was wollen Sie eigentlich, Herr Kokoschansky?«, der Zöllner ist sich
keiner Schuld bewusst. »Ich habe nur meine Pflicht getan und eine routinemäßige
Kontrolle durchgeführt.«
»Lesen Sie keine Zeitungen, oder sehen Sie nicht fern?«
»Wieso? Muss ich das?«
»Kommen Sie«, Kokoschansky fällt es schwer, sich im Zaum zu halten, der
stoische Zöllner zerrt gewaltig an seinen Nerven. »Sie wollen mir doch nicht
weismachen, diese Visage«, dabei zeigt er ungeniert auf Erharter, »ist Ihnen
unbekannt? Und meine dazu?«
»Ich habe mit dem BKA nichts zu tun. Der Zoll gehört, wie Sie vielleicht
wissen, Herr Kokoschansky, zum Finanzministerium. Und jetzt entschuldigen Sie
mich, ich habe zu tun.«
»Das wirst du noch bereuen«, Erharter ist ganz dicht an Kokoschansky
herangetreten und flüstert, »dich und Petranko machen wir fertig. Verlass dich drauf.
Es gibt eine Menge Leute, die euch am Boden sehen wollen. Vor allem dich,
Kokoschansky. Was hast du in Montenegro gemacht?«
»Ich recherchiere für ein Kochbuch über die montenegrinische Küche. Woher
weißt du überhaupt, wo ich war, du Wichser?«
»Mmh«, Erharter steckt die Beleidigung weg wie ein Boxer einen Uppercut,
»man hat auch Freunde.«
»Schön für dich. Dann sollen sie sehr auf dich, Lackner und ein paar
andere Arschlöcher in deinem ehemaligen Verein achten. Ihr habt den Krieg
angefangen, also werdet ihr ihn bekommen. Und jetzt hau ab, ich habe meine Zeit
nicht gestohlen. Ach ja und noch etwas. Solltest du oder ihr irgendetwas gegen
meine Familie im Schilde führen, garantiere ich dir bereits jetzt, dann spielt
es gewaltig Granada.«
»Wir kriegen dich, du Scheißfigur«, hört Kokoschansky den angeschlagenen
Kriminalbeamten hinter seinem Rücken fluchen und quittiert die Drohung mit dem
ausgestreckten Mittelfinger.
Der Journalist könnte darauf wetten, dass der Zöllner Erharters Informant
war. Vielleicht kam der Tipp auch aus den Reihen der AUA oder von der
Flughafenpolizei? Kokoschansky hat keine
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