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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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dreht auch noch seine Exfrau durch. Mit quietschenden
Reifen parkt er sich vor Sonjas Wohnhaus ein. Leider kann er nicht vor seiner
Ex toben, wie er gerne möchte, da Günther sicherlich bei ihr ist und der Kleine
davon auf keinen Fall etwas mitbekommen darf. Lena wiederum nimmt er krumm,
dass sie ihm tatsächlich zutraut, sie mit Sonja zu betrügen, und ihm nicht
einmal eine Chance lässt. Das ist der Grund, weshalb sie in der Zeit, in der er
weg war, nicht das leiseste Lebenszeichen von sich gegeben hat. Dafür hat sie
sich lieber grundlos die Augen aus dem Kopf geweint. Er braucht ihr nur ins
Gesicht zu sehen.
    Zornig drückt er den Klingelknopf und läutet Sturm, während Lena ihn
vergeblich mahnt, doch auf das Kind Rücksicht zu nehmen, aber er winkt nur
energisch ab.
    »Mama, Mama!«, hört Kokoschansky die süße Stimme seines Sohnes. »Da ist
wer!«
    Dem Journalisten fällt ein, dass er in der Hektik auf das Mitbringsel für
seinen Sohn vergessen hat. Sonja öffnet, und Günther hüpft jauchzend an seinem
Vater hoch.
    »Da ist ja mein kleiner Racker!«, Kokoschansky bietet alle seine
Schauspielkunst auf, zu deren er fähig ist, um sich vor Günther nichts anmerken
zu lassen. Kinder haben feine Antennen. »Bist du schon wieder gewachsen? Und so
schwer!«
    »Papa ist wieder hier!«, jubelt der Bub und wechselt von seinem Vater zu
Lena, um ihr einen dicken, nassen Schmatz auf die Wange zu drücken.
    »Das ist aber eine Überraschung«, Sonja wirkt fahrig und überrumpelt. Offensichtlich
hat sie nicht mit diesem ungebetenen Besuch gerechnet, doch sie ahnt sofort,
dass Feuer am Dach ist, denn Kokoschanskys verkniffene Miene spricht Bände.
»Kommt rein, macht es euch bequem. Ihr kennt den Hausbrauch«, versucht sie,
sich locker zu geben.
    »Mama, ist Papa böse?« Der Bub hat tatsächlich ein exzellentes Gespür.
    »Nein, Papa ist nur müde.« Kokoschansky hat Mühe, seinen Sohn zu
überzeugen. »Weißt du was? Du gehst jetzt in dein Zimmer, spielst ein bisschen.
Deine Mama, Lena und ich haben etwas zu besprechen, dabei wird dir nur
langweilig. Danach schaue ich bei dir vorbei und Lena auch.«
    »Na gut.«
    Mit gehörigem Schmollmund tapst Günther davon, und Kokoschansky wartet
ab, bis die Türe geschlossen ist.
    »Du weißt, warum ich hier bin und Lena gleich mitgebracht habe«, kommt er
sofort zur Sache. »Bist du jetzt komplett von der Rolle? Spielen wir Michael
Douglas und Glenn Close, machen auf Eine Verhängnisvolle Affäre oder was? Lena weiß inzwischen Bescheid, wie es wirklich abgelaufen ist.
Behauptest du noch immer, wir haben miteinander ein Verhältnis?«
    Sonja lehnt am Kühlschrank, knetet nervös ihre Finger und starrt zu
Boden.
    »Komm, trau dich«, versucht Kokoschansky, sie aus der Reserve zu locken,
»wiederhole diesen ungeheuerlichen Schwachsinn.« Seine Exfrau bleibt wie eine
Statue stehen, rührt sich nicht vom Fleck. »Was ist? Ich habe mein Lebtag keine
Frau geschlagen, und ich habe es nicht vor, aber du bringst mich dermaßen in
Rage, dass du mich noch dazu bringst und mir tatsächlich die Hand ausrutscht,
wenn du nicht augenblicklich Farbe bekennst und die Wahrheit sagst.«
    »Sonja«, Lena ist kleinlaut, verlegen, kämpft mit ihren Gefühlen, und
nach Kokoschanskys forschem Auftreten ist sie unsicher, hofft und fürchtet
zugleich, ihm bitter unrecht getan zu haben. »Stimmt seine Version oder deine?«
    »Komm, raus damit!«, fordert Kokoschansky seine Exfrau barsch auf. »Was
bringt es herumzueiern? Bringen wir es hinter uns. Ich habe genug Probleme um
die Ohren, da brauche ich nicht auch noch deine verdammten Lügengeschichten.«
    Sonja hebt im Zeitlupentempo ihren Kopf, sieht zuerst mit wässrigen Augen
zu Koko, dann zu Lena, wirkt wie eine gebrochene alte Frau, wankt zu einem
Stuhl und setzt sich.
    »Was ist nun das wieder für eine Show?« Kokoschansky ist ungeduldig. Vor
diesem Moment hat er sich immer gefürchtet. Dass ihn eine Frau einmal so weit
treibt und er zuschlägt. Sonja ist auf dem besten Wege dazu.
    »Es stimmt«, sagt Sonja kaum verständlich, scheint irgendwie weggetreten
zu sein und wiederholt sich, »ja, es stimmt. Ich habe fürchterlichen Mist
gebaut. Ich habe gelogen. Koko hat mich nach unserer Scheidung nie mehr
angerührt. Ich habe ihn verführen wollen, aber er ist standhaft geblieben. Du
kannst stolz auf deinen Koko sein.«
    »Warum, Sonja? Warum?« Lena geht vor ihr in die Hocke, umfasst Sonjas
Knie. »Warum um alles in der Welt? Ich habe dir geglaubt, so

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