Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad
waren Kameraden, und wir waren Kampfgefährten. In der letzten Zeit hat sich zwischen uns eine enge Freundschaft entwickelt, die mit einer Nähe verbunden ist, die einer vom Volk sonst nur mit seinem Partner teilt. Sie bedeuten mir viel, und ich respektiere Sie, und ich würde sogar die Behauptung wagen, dass ich … Sie liebe … so wie ein Bruder seine Schwester liebt. Mir ist ebenfalls bewusst, was Sie an dieser ganzen Angelegenheit am meisten verabscheuen, nämlich die Tatsache, dass Sie sich wie eine Schachfigur in einem Spiel fühlen, auf das Sie keinen Einfluss haben. Sie kommen sich hilflos vor, als würden die Acht Winde Sie mal in diese, mal in jene Richtung treiben. Doch zumindest sind Sie … besitzen Sie das Potenzial, Qu’u zu sein, der größte Krieger, den das Volk jemals kannte.«
Sie schien bereit, etwas einzuwerfen, aber er hob beide Hände. »Entschuldigen Sie achttausendmal, se Jackie, lassen Sie mich bitte zu Ende reden. Sie baten mich darum – wie Sie es formulierten –, ›reinen Tisch zu machen‹. Ich werde schonungslos offen zu Ihnen sein: Sie sind tatsächlich eine Figur in diesem äußerst wichtigen Spiel. So wie ich. Schlimmer noch ist, dass meine Beteiligung – und in einem etwas geringeren Maß auch Ihre Beteiligung – an dieser Angelegenheit vor langer Zeit vorausgesehen wurde.« Er ließ die Hände sinken und legte sie gefaltet auf den Tisch.
»›Vor langer Zeit‹? Der Vertreter des Gesandten sagte mir, vor einem Jahr …«
»Länger als ein Standardjahr, se Jackie. Viel länger.«
»Wer sah es voraus? Der Hohe Lord?«
»Ich kann nicht sagen, ob der Hohe Lord das voraussah, se Jackie. Die Vision, die ich meine, kam von meiner Partnerin, si … li … Th’an’ya.« Er ließ den Kopf sinken, seine Stimme war nur noch ein Flüstern. »Ich weiß … ich fühle, dass sie mich geliebt hat. Aber ihre Verbindung mit mir – vielleicht sogar der Grund, weshalb sie mich überhaupt ausgewählt hat – entstand aus der Notwendigkeit, ihr hsi zur Verfügung zu stellen, um dem neuen Qu’u zu helfen … also um hier zu sein, bei Ihnen. Sie benutzte mich, um jetzt zugegen zu sein, wenn die Bergung des gyaryu ihre Anwesenheit nützlich und notwendig macht.« Wieder bewegte er seine Flügel, um seinen Gefühlsausdruck zu unterstreichen.
»Sie glauben doch nicht wirklich …«
»In den wenigen Tagen seit der Prüfung habe ich gründlich darüber nachgedacht. Meine Partnerin wählte mich aus, weil sie wusste, dass ich verfügbar sein würde, um Hyos für Ihren Qu’u zu sein.« Die letzten Worte sprach er so leise, dass sie kaum etwas verstehen konnte. »Sie nannte mich Hyos, als wir uns in Ihrem Quartier unterhielten. Deshalb wurde sie meine Partnerin. Deshalb wurde ich zum Weiterleben verdammt, nachdem ich durch den Noyes-Alien auf Cicero zum idju geworden war. Deshalb bin ich jetzt hier. – Ich fühle mich geehrt.«
»Und zutiefst verletzt.« Jackie setzte sich ihm gegenüber hin und legte die Hände auf seine Unterarme. Er sah sie an, der Schmerz war in seinem Blick deutlich zu erkennen.
»Wenn das alles stimmt«, sagte sie, »und ich habe das noch nicht alles verarbeitet … dann müssen Sie sich fühlen, als wenn …« Sie ließ den Satz unvollendet. »Eigentlich kann ich mir gar nicht vorstellen, wie Sie sich fühlen, auch wenn ich eine Ahnung habe, wenn ich mir das alles durch den Kopf gehen lasse, was Sie sagten. Es tut mir sehr leid, Ch’k’te. Ich konnte es nicht wissen, aber ich hätte mitfühlender sein sollen.«
Der Kummer in seinen Augen schien ein wenig nachzulassen. »Sie ermahnten mich, ich solle mich nicht für Dinge entschuldigen, die sich meiner Kontrolle entziehen. Ihr Dienstgrad berechtigt Sie, so etwas zu sagen, dennoch würde ich Ihnen das Gleiche vorschlagen.«
»Trotzdem ist es schlimmer, als wenn sie tot wäre. Das Wissen, dass sie … ihr hsi immer noch anwesend ist, aber …«
»Solch falscher Stolz ist nicht angemessen, weder für einen Krieger des Hohen Nestes noch für einen Offizier der Navy Seiner Majestät. Ich entsch …«
Sie schüttelte den Kopf, als lehne sie seine Entschuldigung ab, noch bevor er sie überhaupt aussprechen konnte.
»Ich werde versuchen, das bleiben zu lassen«, sagte er stattdessen.
»Ich weiß, dass Sie das werden.«
Er stand auf, zog seine Arme zurück, sodass Jackie ihn loslassen musste. »Mit Ihrer Erlaubnis würde ich mich gern zurückziehen, um zu meditieren.«
»Vielleicht können wir uns später noch
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