Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Titel: Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
Vom Netzwerk:
würde Ihnen gern die gleiche Frage stellen.«
    Sie konzentrierte sich wieder auf das Büfett. »Geht Sie nichts an.« Sie wählte die Delikatessen nach keinem erkennbaren System aus, und eigentlich war sie sich sogar sicher, dass sie nichts davon essen wollte. »Was wollen Sie von mir?«
    »Was glauben Sie, was ich wohl will? Einen Aufmacher, Commodore. Ich habe schon so viel über Sie gehört …«
    »Ach ja?« Sie warf ihm einen stechenden Blick zu. »Und was genau haben Sie gehört?«
    »Ausnahmslos Schmeichelhaftes.« Kwan gab sein Bestes, sie aufrichtig anzulächeln. »Ich wollte Sie nicht beleidigen. Ich spendiere Ihnen etwas zu trinken, dann können wir uns entspannt unterhalten. Sie sind jetzt unter Menschen.«
    Sie spielte mit dem Gedanken, gegen seine Bemerkung zu protestieren, kam jedoch zu dem Schluss, dass es nichts bringen würde. »Also gut. g’rey’l und Orangensaft, wenn Sie das haben«, sagte sie zu dem Robotkeeper.
    Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und ging zu einem kleinen Tisch am Rand des Zimmers. Während sie Platz nahm, folgte ihr Kwan, hinter ihm schwebte ein Tablett mit den Getränken. Die Zeit, die Kwan benötigte, um sich zu ihr zu setzen, genügte Jackie, um die Ursache für das schwache, flackernde Licht auszumachen: ein Kamin, in dem ein echtes Feuer brannte. Mehrere Gäste hatten sich davor versammelt, um die Wärme aufzunehmen, die das Feuer in dem künstlich unterkühlten Salon verbreitete. Draußen hatte es fast dreißig Grad, und damit war es sogar für die Verhältnisse auf Cle’eru eine stickige Nacht, aber in Sir Johannes Sharpes Salon in den Livingston Mountains schien es Herbst zu sein.
    Kwan sah ihr an, was ihr durch den Kopf ging. »Wunderschön, nicht wahr?«, fragte er und deutete mit einem Daumen auf das Feuer. »Hansie muss eine halbe Million dafür ausgegeben haben, um hier einen Kamin zu haben. Und das Holz … jedes Scheit kostet mindestens ein paar Hunderter. Im Grunde könnte er auch gleich das Geld verbrennen.«
    »Eine sinnlose Extravaganz.«
    »Vielmehr eine auffallende Verschwendung. Der Schein muss gewahrt bleiben. Jeder Mensch auf dem Planeten ist darauf neidisch. Fast jeder«, korrigierte er sich schnell. »Ich schätze, auf Sie hat das keinen großen Eindruck gemacht.«
    »Was denken die Zor?«
    »Wen kümmert, was die Zor denken?«
    »Es ist ihre Welt«
    »Es ist unsere Welt. Wir lassen nur zu, dass sie hier leben, weil es hier einfach viel zu heiß ist. Aber jeder Quadratmeter von Cle’eru gehört dem Sol-Imperium. Das ist schon seit dem Krieg so gewesen. Gerade Sie sollten das doch wissen.«
    »Das Hohe Nest dürfte da anderer Meinung sein.«
    »Menschen, Commodore. Sie sind hier unter Menschen. Politische Korrektheit ist hier überflüssig. Sehen Sie sich doch um, nur zu.« Er gestikulierte mit seinem Kelch und reichte ihr das Glas, das von dem schwebenden Robotkeeper gebracht wurde. »Sehen Sie hier irgendwo einen Zor? Einen einzigen Zor?« Er wartete, bis sie sich umgeschaut hatte. »Nein, natürlich nicht. Denn Hansie« – er senkte die Stimme verschwörerisch –, »Hansie hasst diese Dreckskerle. Und er ist nicht der Einzige. Die meisten hier im Raum sind seiner Meinung. Bis vor fünfundachtzig Jahren waren die Zor unsere Feinde. Heute sind sie Klienten, aber sie werden uns nie ebenbürtig sein, Commodore. Niemals. Auf den Imperator.« Er stieß mit ihr an und trank sein Glas zur Hälfte leer. »Aaah, Hansie bietet seinen Gästen nur das Allerbeste.«
    Sie musste sich zurückhalten, um ihm nicht den Inhalt ihres Glases ins Gesicht zu schütten. Stattdessen nahm sie einen kleinen Schluck und versuchte, eine neutrale Miene zu wahren. Zumindest in einem Punkt hat er recht, dachte sie, als sie ihr Getränk kostete.
    Noch einige Minuten lang versuchte Kwan, ihr irgendwelche Informationen zu entlocken. Es war eine Herausforderung, doch ihre Beharrlichkeit siegte letztlich über seine Neugier. Ein guter Reporter ließ sich immer eine Rückzugsmöglichkeit offen, natürlich stets in der Hoffnung, es zu einem späteren Zeitpunkt erneut versuchen zu können. Endlich war der Zeitpunkt gekommen, an dem er aufgab und sie allein ließ.
    Jackie war verärgert über die beiden Gespräche, die sie geführt hatte, und offenbar konnte man ihr das auch ansehen. Niemand sonst kam zu ihr, während sie am Tisch saß, mal an ihrem Glas nippte, mal etwas vom Teller kostete. Eines hatte sie an diesem Abend gelernt: Zwischen den Menschen und den Zor hier auf

Weitere Kostenlose Bücher