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Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Titel: Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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ist. Um ihn zu besiegen, musst du hinabsteigen auf die Ebene der Schmach. Um zurückzukehren, musst du die Eiswand durchdringen.
    Die Eiswand schien auf sie zuzuschießen, und sie hob die Hände, um sich vor ihr zu schützen …
    … und im nächsten Moment stellte sie fest, dass sie nach dem Pflaster zu greifen versuchte, während sie kniete und sah, wie sich Dan McReynolds herunterbeugte, um ihr aufzuhelfen. Sie riss sich zusammen, schüttelte den Kopf und stand aus eigener Kraft auf.
    »Du hast wirklich zu viel getrunken.«
    »Nein«, erwiderte sie und legte die Finger an die schmerzhaft pochenden Schläfen. »Nein, ich glaube, die Situation ist viel komplizierter.«
    »Melde mich wie befohlen«, sagte Ch’k’te, als sie ihm die Tür zu ihrer Hotelsuite öffnete. Sie hatte ihn zu sich bestellt, nachdem sie von der Party zurückgekommen war. Nach der Unterhaltung im Garten hatten sie und Dan kaum noch ein Wort gesprochen, sich aber für den nächsten Tag verabredet, um den Plan für das weitere Vorgehen zu besprechen.
    Sie deutete auf eine Sitzstange, gleichzeitig sorgte sie dafür, dass die Lichtstärke für Ch’k’te gedämpft wurde. »Ch’k’te, was sagt Ihnen das Wort saShrne’e?«
    »Es ist ein metaphorischer Ausdruck, se Jackie.« Er brachte seine Flügel in eine andere Haltung. »Gemeint ist damit ein Akt der Ehrlichkeit, die Aufgabe von Verstellung zugunsten der nackten Wahrheit.«
    »›Das Lüften des Schleiers‹.«
    »Eine angemessene Übersetzung. In der Legende von Qu’u bezieht man sich damit auf die Erkenntnis des Helden, dass sich esGa’u auf der Welt aufhält und dass die Diener des Täuschers sich unbehelligt in der ›Welt die Ist‹, bewegen.«
    »Diese Stimme …« – sie tippte mit dem Zeigefinger an ihre linke Schläfe – »sagte mir, ich würde den Schleier lüften, um den Täuscher zu enthüllen, der nur in Lügen spricht und dessen Wahrheit …«
    »›… die Falschheit ist‹«, beendete Ch’k’te für sie das Zitat. »Aus dem Klagelied vom Gipfel. Ihre Stimme kennt sich in den Epen gut aus.«
    »Es ist das erste Mal, dass diese Stimme so zu mir gesprochen hat, als wollte sie mir Anweisungen geben, was ich tun soll. Hätte ich nicht solche Angst, wäre ich darüber sehr verärgert.«
    »Haben Sie mit li Th’an’ya darüber gesprochen?« Er klang fast ruhig und gelassen.
    »Sie behauptet, nichts von der Stimme zu wissen«, antwortete Jackie. »Außerdem äußert sich diese Stimme eigentlich in viel rätselhafteren Formulierungen. Sie sagte mir, um esGa ’u zu besiegen, müsse ich auf die Ebene der Schmach hinabsteigen, und um zurückzukehren, müsse ich die Eiswand durchdringen. Aber sie hat mit keinem Wort gesagt, wie ich das bewerkstelligen soll.«
    »seGa’Mrha’n « , sagte Ch’k’te. »Der Abstieg auf die Ebene. Wörtlicher übersetzt: ›Der Flug durch den Wind der Schmach.‹ Eine eisige Metapher.«
    Für einen Zor bedeutete ›eisig‹ so viel wie ›extrem beängstigend‹.
    »Sie sagte mir, ich müsse das tun.«
    »Das wussten wir bereits, se Jackie. Um Qu’us Abstieg auf die Ebene der Schmach nachzuvollziehen, müssen wir uns auf die Suche nach dem verschwundenen gyaryu begeben.«
    »Dan McReynolds war auf dieser Party.«
    »Ihr früherer Partner?«
    »Ja«, antwortete sie nach kurzer Pause. »Als ich mich mit ihm unterhielt, sprach die Stimme zu mir.«
    Sie berichtete, was Dan vom Überschreiten der Linie gesagt hatte, außerdem über den Hafen auf Sargasso und über die Negri Sembilan, die jetzt angeblich als Piratenschiff unterwegs war. Durch ihre enge Geistverbindung mit Ch’k’te einige Wochen zuvor auf Cicero, als Th’an’yas hsi erwacht war, hatte er alles über Dan erfahren. Sie war erstaunt, wie knapp und präzise ihre Schilderung ausfiel. Sie hatte gedacht, dass ihre Gefühle eine wichtigere Rolle spielen würden, zumal sie Dan nach so vielen Jahren wieder begegnet war.
    »Sagte er etwas darüber, wie er hergekommen ist? Welche Rolle er zu spielen beabsichtigt?«
    »Laut seinen Worten kam er von Adrianople her. Er sei hier, um mir einen Gefallen zu tun. Er wusste, dass ich hier bin. Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass er kein Diener von esGa’u ist.«
    »Dann wird zu gegebener Zeit alles klar werden. Wären Sie eine vom Volk, se Jackie, dann würde ich Ihnen empfehlen, zu meditieren und mit esLi zu sprechen.« Er deutete auf den Schrein. »So dagegen …« Er schüttelte seine Flügel und kehrte auf den Boden zurück. »Ich kann Ihnen

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