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Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Titel: Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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hielten die zauberhaften Türme der Zor-Architektur Wache, die sich im Mondschein als Silhouette präsentierten.
    »In der Navy ist alles strikt geregelt. Sieh dich zum Beispiel an: Wir haben achtundzwanzig Grad, und du trägst eine langärmelige Bluse, eine Uniformjacke und deine Glacehandschuhe. Das Erscheinungsbild ist entscheidend, weil du Commodore bist. Als ich noch Captain war, erging es mir nicht anders, und das betraf nicht nur die Uniform. Ich musste an den richtigen Foren teilnehmen, die passenden Verabredungen treffen. Für einen Jungen von Mothallah ist das eine völlig fremde Welt … und ein ganz anderes Leben. Ich habe es gehasst, und ich war froh, als es vorüber war.«
    »Auch die Zeit, die du mit mir verbracht hast.«
    »Natürlich nicht die Zeit, die ich mit dir verbrachte. Das gehört der Vergangenheit an, Jay, und die haben wir vor Jahren hinter uns gelassen. Aber verschieden waren wir schon damals. Du hast nie das wahre Leben gesehen, das, was jenseits der Grenze liegt. Vermutlich wird das auch nie geschehen.«
    »Da solltest du dir nicht ganz so sicher sein.« Sie musste sich zwingen, um nicht zu antworten: Ich habe längst gesehen, was da draußen ist – es hat meine Gestalt angenommen und meine Leute getötet saShren’e. Der Schleier wurde gelüftet, sagte die Stimme in ihrem Kopf.
    »Das möchte ich bezweifeln«, erwiderte er und schien nicht ihren zornigen Blick zu bemerken. »Da draußen tut sich einiges, da lässt sich viel Geld verdienen. Man muss allerdings auch große Risiken eingehen. In ein System zu springen, das bei der Großen Vermessung erfasst, aber noch nicht von Menschen erforscht worden ist, birgt erhebliche Gefahren. Aber das macht sich bezahlt, wenn man irgendeinen wertvollen Rohstoff oder etwas anderes findet, das sich abbauen und vermarkten lässt. Als ich ausgemustert wurde, war ich für ein außer Dienst gestelltes Erkundungsschiff für zwei Mann qualifiziert. Heute, nur ein paar Jahre später, habe ich die zwanzigfache Tonnage und bin ein sehr reicher Mann. Den meisten Handel betreibe ich jenseits der Grenze des Imperiums, Jay. Ich weiß, wo Crossover liegt – was du als Sargasso bezeichnest. Ich war dort, und ich habe da auch die Negri Sembilan gesehen, das Schiff, das bei der Navy als vermisst gilt.«
    »Du hast die Negri gesehen?«
    »Aber klar. Sie nahm Fracht an Bord und hatte ein Ziel außerhalb des Systems. Sie hat die Linie überschritten, Jay, und man erzählt sich sogar, sie habe das Schiff zerstört, das nach ihr gesucht hatte. Die Negri spielt da draußen eine wichtige Rolle und wird vermutlich von einem der großen Bosse gechartert.«
    »Ich glaube dir kein Wort. Ich kenne Damien Abbas fast so lange, wie er bei der Navy ist. Er würde niemals Pirat werden.«
    »Du kannst glauben, was du willst. Wenn er nicht die Negri Sembilan übernommen hat, dann vielleicht einer seiner Offiziere. Womöglich gab es ja eine Meuterei an Bord.«
    Nicht auf einem Schiff des Imperiums, wollte sie eigentlich entgegnen, doch sie überlegte es sich anders. Immerhin war das Imperium durch die Meuterei von Admiral William McDowell überhaupt erst entstanden. Und dann war da natürlich noch Admiral Marais.
    »War es das einzige imperiale Schiff, das du dort gesehen hast?«
    »Das Einzige, soweit ich weiß. Die Navy scheint der Sache nicht weiter nachgegangen zu sein, sonst hätte es bestimmt ein heftiges Gefecht gegeben, wenn eine angemessen große Streitmacht auf einen Piratenhafen wie den von Crossover gestoßen wäre.«
    »Eine solche Streitmacht ist dort hingeflogen … zumindest waren wir davon ausgegangen.«
    »Das ist nie geschehen.«
    »Sie müssen aber irgendwo angekommen sein. Jeder Fühlende an Bord dieser Schiffe beging Selbstmord, oder er wurde von seinen Kameraden umgebracht. Fast alle Crewmitglieder verloren den Verstand. Sie erlebten dort etwas, das so schrecklich war, dass sie …«
    Ihr fehlten die Worte, auch wenn sie vor ihrem geistigen Auge alles nur zu deutlich sah: die Noyes-Kreatur … die Zerstörung von Barbara MacEwans Jagdgeschwader … die krakenähnliche Kreatur während ihrer Geistverbindung mit Ch’k’te … Maisels Tod, so abrupt, als hätte man einen Schalter umgelegt.
    Shrnu’u HeGa’u, der mit der Tanzenden Klinge.
    saShrne’e, sagte die Stimme in ihrem Kopf. Das Echo dröhnte in ihren Ohren. Du lüftest den Schleier, um das schreckliehe Gesicht des Täuschers zu enthüllen, der nur in Lügen spricht und dessen Wahrheit die Falschheit

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