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Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Titel: Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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beiden zurückwarf. Sie wirkten darin schmal und groß wie in einem Zerrspiegel. An den Stellen, an denen die Wand eine erhabene oder vertiefte Oberfläche aufwies, wurden ihre Abbilder noch stärker verzerrt. Es schien fast so, als würden groteske Gestalten ihnen folgen und jeden ihrer Schritte bewachen. Ch’k’te schien gar nicht hinzusehen. Seit Th’an’yas Wiederauftauchen mied er es völlig, in irgendeinen Spiegel zu schauen.
    Dann endlich erreichten sie den Liegeplatz der Fair Damsel. Sie hatten von ihrem Andockplatz bis hierher nicht ganz ein Viertel des Wegs rund um die Station zurückgelegt. Jetzt waren nur noch drei Hauptschotten zu überwinden, die Sechzehntel-Abschnitte des Tonis voneinander abteilten und verhindern sollten, das im Fall einer Kollision die Luft aus der Station entwich.
    Die Luftschleuse der Damsel stand offen und erlaubte direkten Zugang zum Frachtraum, der sich zusehends füllte. Helfer fuhren Container zum Eingang, wo sie von einem stämmigen und mürrisch dreinblickenden Mann mit dem Ladeverzeichnis verglichen wurden. Er musste Jackie und Ch’k’te schon früh gesehen haben, da er sich hinstellte, die Hände in die Hüften stemmte und mit finsterer Miene in ihre Richtung sah, während er wartete, dass sie in Hörweite kamen, damit er seine erste Salve auf sie abfeuern konnte. Jackie musste sich bemühe, ernst zu bleiben, da sie wusste, was sie erwartete. Ch’k’te hatte seine Flügel in einer defensive Pose ausgerichtet, die der Lademeister der Fair Damsel unmöglich deuten konnte.
    Der Mann wartete tatsächlich, bis sie praktisch die Schleuse erreicht hatten, dann sagte er: »Seid ihr zwei die neuen Maate?«
    »Kearny und HelTur«, antwortete sie, zeigte erst auf sich, dann auf Ch’k’te. »Bitten um Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen, Chief.« Sie hoffte, es war der richtige Titel, doch das schien der Fall zu sein. Ohne sie zu korrigieren, sah er auf seinen Computer, legte ein wenig die Stirn in Falten, dann nickte er knapp.
    »Erlaubnis erteilt. Ich bin Chief Sabah. Die meisten Jungs hier nennen mich ›den Sultan‹, aber nicht im Dienst. Geht nach vorn zum Chief Steward Casian« – er zeigte zum anderen Ende des Frachtraums –, »der euch sagen wird, wo sich eure Kabinen befinden und wo ihr eure Sachen unterbringen könnt. Und danach will euch der Alte sehen.«
    »Aye-aye«, sagte sie. »Sind wir schon irgendwelchen Stationen zugeteilt?«
    »Das muss der Alte sagen. Ich schätze, er hat sich da schon was überlegt.« Er sah sie von oben bis unten an, als würde er Maß nehmen für eine Uniform – oder für einen Sarg. Dann wandte er sich abrupt Ch’k’te zu. »Ist das ein cJrya?«, fragte er und deutete auf die Klinge am Gürtel.
    »Ja, richtig.«
    »Ich habe noch nie eines gesehen, aber ich kann ziemlich gut mit einem Rapier umgehen. Ich würde mir das da gern mal genauer ansehen, wenn Sie keinen Dienst haben.«
    »Es wird mir eine Freude sein, es Ihnen zu zeigen, Sir.« Er brachte seine Flügel in die Pose der Ergebenen Hochachtung, eine ironische Ergänzung zu seiner Antwort, die Jackie nicht entging, die der Chief aber nicht verstand. Sabah schien von der möglichen Aussicht auf ein eingehenderes Studium des chya begeistert zu sein und beendete die Unterhaltung mit einem knappen Nicken. Noch einmal deutete er auf das andere Ende des Frachtraums, das ihr nächstes Ziel sein würde.
    Nachdem sie ihre Ausrüstung verstaut hatten, fragten sie sich durch, wie sie zum Captain gelangen konnten. Ein paar Mal erwischten sie den falschen Weg, aber dann fanden sie endlich den Bereitschaftsraum des Captains. Die Tür stand offen, Dan McReynolds und ein anderer Offizier gingen ein Verzeichnis durch, das über den Tisch projiziert wurde. Beide sahen auf, als sie Jackie und Ch’k’te bemerkten.
    »Überprüfen Sie die schwere Fracht, okay, Pyotr?«, bat McReynolds ihn.
    »Es ist alles an Bord, Skip, ich …«
    »Überprüfen Sie die Fracht«, wiederholte McReynolds, woraufhin der andere Mann ihn ansah, als suche er nach einem geheimen Signal, das Jackie nicht verstehen konnte. Schulterzuckend verließ er dann den Bereitschaftsraum, warf Jackie und Ch’k’te aber zuvor einen langen Blick zu, der von Verärgerung zeugte, die an Feindseligkeit grenzte.
    »Mach die Tür zu«, sagte McReynolds, nachdem der andere Mann gegangen war. Ch’k’te hielt seine Hand vor den Sensor, dann stellte er sich wie ein Leibwächter hinter Jackie.
    »Ich hörte, du willst uns

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