Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad
–, dann wäre er vielleicht nicht gewillt oder womöglich sogar unfähig dazu gewesen, die ihm aufgetragene Mission zu erfüllen.«
S’reth nahm einen tiefen Schluck egeneh, dann schaute er kurz über die Schulter zur esLi-Scheibe an der Wand hinter ihm.
»Meine menschliche Freundin, die Doktrin des Dsen’s-Sur’ch’a – der Prüfung der Allmählichen Offenbarung – ist keine Methode der Täuschung. Omen und Vorzeichen, Intuition und Kenntnis – das gehört alles zu der Art, wie das Volk die Welt sieht. Das gilt vor allem für einen Helden, erst recht einen aus einer klassischen Legende. Wären Sie eine von uns« – er hob seine Hand und brachte seine Flügel in die Haltung der förmlichen Rechtfertigung –, »dann wäre diese Diskussion nicht nötig gewesen. Einer vom Volk, den man in die Lage versetzen würde, Avatar des mächtigen Qu’u zu sein, würde wissen, dass das Dsen’sSur’ch’a eine Notwendigkeit ist, um Qu’u in die Lage zu versetzen, ans Ziel zu gelangen.« Er verschränkte die Arme und ließ seine Flügel so weit sinken, dass sie in der Anordnung der respektvollen Niedergeschlagenheit die Sitzstange berührten.
Jackie hörte, wie Ch’k’te hinter ihr nervös mit den Flügeln raschelte. »Das ist wirklich nicht nötig, se S’reth«, sagte sie.
»Was meinen Sie?«, fragte der und behielt seine Flügelhaltung bei.
»Ich wollte Sie nicht in Ihrer Ehre angreifen. Ich würde ganz gewiss nicht erwarten, dass Sie …« Dann wurde ihr auf einmal die Bedeutung seiner Frage bewusst. »Ich … Sie, ahm … ich …«
Auf der Ebene der Schmach reisen die Krieger mit gesenktem Kopf, dabei haben sie den Blick auf den Boden gerichtet, sagte die Stimme in ihrem Kopf. Nur Helden können aufschauen, und deshalb sehen sie auch die Zeichen und Vorzeichen ihrer Mission.
Ich kann seine Flügelhaltung verstehen, sagte sie zu sich. Was geschieht mit mir?
»ha Qu’u.« S’reth schien weit entfernt zu sein, als er zu ihr sprach. Seine Stimme hallte in ihrem Kopf nach.
»Ich … bin nicht bereit, auf den Namen zu reagieren, se S’reth.«
Schließlich veränderte er seine Haltung, bis er eine Zwischenpose einnahm, doch seine Augen waren in ein anderes Licht getaucht.
»Gut. se Jackie, die Art Ihrer Reise beginnt sich eben erst zu offenbaren. Auch wenn Sie vielleicht nicht mehr gut auf mich zu sprechen sein sollten, habe ich einen alten Bekannten in diese Angelegenheit involviert, da ich weiß, dass es ein sSur’ch’a auslösen könnte. Es könnte eine weitere Enthüllung über den Pfad mit sich bringen, den Sie nach dem Willen von Lord esLi fliegen sollen. Aber Captain McReynolds’ Funktion ist viel pragmatischerer Art. Er ist ein Raumschiffcaptain, der bereits nach Crossover geflogen ist, das man auch als Sargasso bezeichnet. Sein Schiff wird Sie dorthin bringen, was der erste Schritt auf Ihrer Reise zur Rettung des gyaryu sein wird.«
»Aha.«
»Seine Mitarbeit ist notwendig, se Jackie. Es wäre schwierig für Sie, nach Crossover zu gelangen, ohne einen zuverlässigen …«
»Ich würde Dan nicht gerade als zuverlässig bezeichnen.«
»Jetzt reicht es mir aber«, meldete sieh Dan nach langem Schweigen wieder zu Wort. »Du bist wütend auf mich, Jackie, aber das gibt dir nicht das Recht, mich als unzuverlässig zu bezeichnen, se S’reth und ich haben uns darauf geeinigt, dass ich dich dort absetze und …«
»Hör auf, so zu reden, als wäre ich ein Stück artha …«
»Warum sollte ich? Du unterhältst dich seit zehn Minuten mit se S’reth, als würde ich gar nicht hier sitzen. Außerdem hast du mir eben gesagt – und schlagkräftig unterstrichen –, dass zwischen uns nichts mehr ist.« Er rieb sich das Kinn, das eine rote Stelle aufwies, wo Jackie ihn getroffen hatte. »Ich soll dich nach Crossover bringen, und genau das werde ich machen.«
»Warum sollte ich dir vertrauen?«
»Warum solltest du das nicht tun?«
»Ich habe dir schon einmal vertraut, und beim letzten Mal hast du mich schwer enttäuscht. So was vergisst man nicht so leicht.«
»Das kannst du aber ruhig. Das letzte Mal ist lange her, und es ging um die Karriere. Wir waren schließlich nicht verlobt, und dazu wäre es auch nie gekommen. Du warst damals mit der Navy verheiratet, und so wie es aussieht, hat sich daran nichts geändert.«
»Sei dir da nicht so sicher.«
»Muss ich auch gar nicht, weil es mich nicht mehr kümmert.« Er stand auf, verbeugte sich vor S’reth. »Du wirst sicher verstehen, wenn ich mich
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