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Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Titel: Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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der Täuscher. Er sagte, er werde von esGa ’u kontrolliert.
    Kontrolliert!
    Die Verbindung war so jäh unterbrochen worden, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. War ihm die Kontrolle kurzzeitig entglitten? Und hatte er sie dann zurückerlangt? Was hatte das zu bedeuten?
    Die Disziplin, die sie sich in ihren Jahren als Offizier angeeignet hatte, gewann die Oberhand und verdrängte die Angst in einen entlegenen Winkel ihres Verstands, während Jackie sich anzog. Ohne erst darüber nachzudenken, legte sie ihren Waffengürtel an, ging das komplette Ritual durch, bei dem sie ihre Waffe zerlegte, wieder zusammensetzte und testete, ehe sie sie dann ins Halfter steckte. Sie war sich nicht sicher, was als Nächstes geschehen würde, aber sie wollte darauf vorbereitet sein.
    Cicero Op war so konstruiert, dass die Station aussah wie eine lange, dünne Spindel, die sich durch eine breite Scheibe zog. An der Spitze dieser Spindel, genau dort, wo sie aus der Scheibe heraustrat, befand sich die Brücke. Während sich die Station einmal stündlich um die eigene Achse drehte, verharrte die Brücke relativ zur Planetenoberfläche in einem geosynchronen Orbit über Cicero Down, das seinerseits nahe dem Äquator lag.
    So wie jedes Mal, wenn Jackie den Lift verließ und die Brücke betrat, fühlte sie sich einen Moment lang etwas schwindlig. Der Bildschirm zeigte das grimmige Antlitz von Cicero, das nur ein paar hundert Kilometer entfernt war und hell leuchtend über ihnen hing, als würde es jeden Augenblick auf sie herabstürzen. Oder befand es sich unter ihnen, und sie drohten auf den Planeten zu stürzen und zerschmettert zu werden. Kein Wunder, wenn einem dabei schwindlig wurde.
    Auf der Brücke herrschte hektische Aktivität. Neben der ständigen Überwachung aller Funktionen der Station selbst kontrollierte Cicero Op auch den Liegeplatz der verbliebenen Flotte des Militärbezirks Cicero. Gesammelt wurden dort ebenfalls meteorologische Daten des Planeten und astronomische Daten über das Cicero-System. Die Erkundungsteams waren im Moment nicht im Einsatz, doch sobald sie die Station verlassen hatten, gingen auch von dort ständig Berichte ein.
    Jackie beobachtete die Szene, bis sie Ch’k’te entdeckte. Er hatte ihr den Rücken zugewandt, doch sie erkannte ihn gleich am Muster seiner Flügel – eine leicht bräunliche Färbung dort, wo sie in die Schultern übergingen, und die bläuliche Narbe nahe der Kralle an der linken Schwinge, die er im letzten Winter bei der Explosion eines Boilers davongetragen hatte.
    Er hält mich fest … er kontrolliert mich, hallte es in ihrem Kopf nach. Ohne etwas zu sagen, ging sie langsam über die Brücke, auf der gut vierzig Mann – Menschen und Zor -ihren Dienst taten. War vielleicht einer von ihnen … esGa’u? Kommandant Noyes sah von seinem Schirm auf und bemerkte Jackie nahe der Lifttür. Sofort stand er auf und kam zu ihr. Sie machte einen Schritt nach vorn, um ihm entgegenzugehen, doch auf einmal blieb sie stehen, während sich ihre Nackenhaare aufstellten. Die vielen Jahre beim Militär hatten sie gelehrt, ihren Instinkten zu vertrauen. Etwas war mit Noyes … vielleicht seine Körperhaltung … sie konnte es nicht identifizieren.
    Ch'k'te hatte sich noch nicht zu ihr umgedreht. Am liebsten hätte sie laut seinen Namen gerufen, um ihn auf sich aufmerksam zu machen, doch sie hielt sich zurück.
    »Commodore«, sagte Noyes salutierend. »Willkommen zurück, Ma’am.«
    »Danke«, erwiderte sie. »Wo ist se Sergei? Ich hatte erwartet, ihn hier anzutreffen.«
    »se Sergei?« Noyes sah sie kurz an. »Er … er fühlt sich nicht wohl. Er ist in seinem Quartier und bat darum, nicht gestört zu werden.«
    Sie schaute an Noyes vorbei zu Ch’k’te. Seine Nackenmuskeln wirkten angespannt, so als versuche er mit aller Kraft, den Kopf zu drehen.
    »Vielleicht«, sprach Noyes weiter, »spürt er ja die Auswirkungen dieser Reise.« Ch’k’te drehte seinen Stuhl ein paar Zentimeter weit, und er hatte sichtlich Mühe, den Kopf zu bewegen. »Ich bin mir sicher« – noch ein paar Zentimeter mehr –, »in ein paar Stunden« – sie konnte jetzt fast Ch’k’tes Gesicht sehen, eine Gänsehaut lief ihr über den Rücken -»wird es ihm bestimmt wieder besser gehen.«
    Es schien den XO eine ungeheure Anstrengung zu kosten, sich endlich auf dem Stuhl ganz umzudrehen und langsam den Blick zu heben, um sie anzusehen.
    Der kurze Blickkontakt, der sich über eine Ewigkeit zu erstrecken schien,

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