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Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Titel: Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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legte die Hände an den Kopf, dann sah er sie mit einem so schmerzhaften Ausdruck in den Augen an, dass Jackie etwas unbehaglich wurde.
    Der Augenblick verstrich, und Tolliver sank auf dem Sofa in sich zusammen. »Wo soll ich anfangen?«
    »Erzählen Sie mir von Sargasso.«
    »Sargasso.« Er blickte verloren drein. »Es war ein normales Planetensystem – neun Planeten, zwei bewohnbare Welten, ein Asteroidengürtel. Wir führten die übliche Erfassung durch, die nicht mit den Daten der ursprünglichen Vermessung übereinstimmte.«
    »Aber mit den Daten der Gustav Adolf II. sehr wohl, richtig?«
    »Bis zur letzten Dezimalstelle. Aber dieses System lag so vor uns – auf unserem Bugmonitor und auf den Tiefenradarscans. Neun Planeten, zwei davon bewohnbar.«
    »Erzählen Sie bitte weiter.«
    »Ich ließ zwei Schiffe am Rand des Systems nahe dem Sprungpunkt zurück, dann flogen wir tiefer ins Schwerkraftfeld hinein. Vor allem … vor allem war ich daran interessiert, einen Hinweis auf die verschwundenen Schiffe zu entdecken. Wir suchten das System gründlich ab, konnten aber nichts finden. Überhaupt nichts!« Er beugte sich ein wenig vor und wirkte nicht mehr ganz so ruhig wie zu Beginn. Der MP regte sich, und Tolliver ließ die Schultern ein Stück sinken.
    »Gar nichts.« Er flüsterte fast schon. »Keine ungewöhnliche Hintergrundstrahlung, keine Trümmer, keine Sprungverzerrungen. Dann nahmen wir einen Scan der beiden bewohnbaren Welten vor. Ich schickte ein Landeteam runter. Vier … besondere Offiziere« – er schien das Wort ›Fühlende‹ vermeiden zu wollen – »und acht Marines. Zwanzig Minuten lang sendeten sie Daten über den Planeten nach oben -die Ökosphäre, Flora und Fauna. Dann ging der Kontakt zu den Teams nacheinander verloren.« Tolliver begann fast unbeherrscht zu zittern. Als Jackie den MP anschaute, wirkte der nervös. Sie wusste aus seinem Bericht, was als Nächstes kommen würde. Jackie wartete, dass der Mann sich wieder beruhigte. Tolliver hatte sich verändert. Seine Hochnäsigkeit war tiefsitzender Angst gewichen.
    »Dann kehrten die WS4s von der Oberfläche zurück.« Ein WS4 war der höchste Dienstgrad, den ein Fühlender im Flottendienst erreichen konnte. »Sie hatten dazu keinen Befehl erhalten, sie kamen auf eigene Veranlassung zurück.«
    Er sah sie mit solchem Schmerz und derartiger Verzweiflung in seinem Blick an, dass sie ihm kaum noch standhalten konnte. »Auf einmal begann der Planet zu zucken … die Massesensoren spielten völlig verrückt. Unsere Schiffe wurden aus dem Orbit geschleudert … bis auf eines. Der Planet veränderte seine Form und umschloss die Johore. Ich hörte ihre Schreie …« Er ließ den Kopf sinken und hielt sich die Ohren zu. »Ihre Schreie …«
    Jackie stand auf und machte einen Schritt auf Tolliver zu, da sah er auf einmal wutentbrannt hoch. »Sie nahmen die Johore. Sie nahmen sie einfach, verstehen Sie?« Er schrie sie nahezu an. »Und dann begannen die Maldive und die Andaman, sich gegenseitig zu beschießen.«
    Er ballte die Fäuste, als er fortfuhr: »Ich befahl ihnen, den Beschuss sofort abzubrechen, aber sie hörten nicht auf mich.« Auf seiner Stirn traten die Adern deutlich hervor. »Niemand bewegte sich auf der Brücke der Singapore. Sie waren alle erstarrt, alle – bis auf mich.«
    Einige Minuten starrte er wortlos vor sich hin, dann fuhr er fort: »Ich wandte mich zu den WS4s um, aber ich sah keine Menschen, Commodore, sondern …«
    Tolliver verzog vor Entsetzen das Gesicht.
    »Sondern was?«, fragte Jackie behutsam.
    Er schaute sie direkt an, doch ihr wurde klar, dass er sie nicht mehr wahrnahm. Er sah etwas, das ihn über alle Maßen entsetzte.
    Ohne Vorwarnung sprang er mit ausgestreckten Armen auf sie zu, doch Jackie war schnell genug, um ihm auszuweichen und ihn zu Boden zu stoßen. Ihre Reflexe waren deutlich schneller als die des unter Beruhigungsmittel stehenden Admirals.
    Die Waffe des MP spuckte in rascher Folge Betäubungsspritzen aus.
    Tolliver versuchte, sich aufzurichten, gleichzeitig stieß er unartikulierte Laute aus, während das Mittel langsam zu wirken begann. Gut fünfzehn Sekunden vergingen, dann regte sich der Admiral nicht mehr.
    »Alles in Ordnung, Ma’am?«, fragte der MP, als sie gemeinsam den Bewusstlosen auf den Rücken drehten.
    »Kümmern Sie sich nicht um mich«, gab sie zurück. »Lassen Sie sofort einen Fühlenden kommen!«
    Sie sah zu Tolliver, der die Augen verdreht hatte und nicht zu atmen schien.

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