Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad
strahlte er eine solche Wut aus, dass man ihm noch lieber als sonst aus dem Weg gehen wollte. Seine Gefühlslage machte die auf der Promenade Anwesenden dagegen noch gewillter, ihm zu Diensten zu sein, wenn sie ihm nicht ausweichen konnten.
Als er jedoch den Liegeplatz erreichte, blieb er abrupt stehen und brachte seine Flügel in die Pose der Höflichen Annäherung, da er sah, wer auf ihn wartete.
»se Byar, ich fühle mich geehrt«, erklärte Tte’e ruhig. »Ich hatte nicht erwartet, Sie hier zu sehen.«
»Ich hielt es für angemessen«, sagte Byar. »Falls Sie vor Ihrer Abreise noch einen Augenblick für mich erübrigen könnten …« Er deutete beiläufig auf die 3-V-Reporter, die respektvoll auf Abstand zu ihnen blieben; allerdings war es ihnen gestattet, Bild- und Tonaufzeichnungen zu machen. Das Normalisierungsabkommen mit dem Sol-Imperium hatte diese neuen Umstände geschaffen, die T’te’e zwar immer noch als einen Affront empfand, gegen die er aber nichts tun konnte.
»Natürlich.«
Die beiden flogen zu einem Alkoven einige Dutzend Meter über der Promenade und wandten den neugierigen Kameras den Rücken zu. Ihre Flügelhaltung würde zum Teil noch erkennbar sein, aber was sie sprachen, wäre nicht ohne weiteres zu belauschen. Als Byar dann noch eine Kontrolle an seinem Computer bediente, der in seinem Ärmel verborgen war, wurden ihre Stimmen für Außenstehende noch undeutlicher.
»Es ist also geschehen?«, fragte Byar.
»So scheint es. Ich werde mehr wissen, wenn ich Adrianople erreicht habe, hi Ke’erl hat die esGa’uYal auf Cicero gespürt.«
»Und das gyaryu …«
»Entwendet. Das habe sogar ich wahrgenommen. Es gibt keine schlüssigen Hinweise darauf, dass se Sergei den Äußeren Frieden überwunden hat, aber eine langfristige Trennung von der Klinge führt zwangsläufig dazu.«
»Diese Vorstellung schmerzt mich.«
»Ich weiß.« T’te’es Flügel bildeten den Umhüllenden Schutz für esLi. »Dennoch ist se Sergei ein Krieger. Ihm waren die Gefahren bekannt, als wir diesen Flug wählten. Wir alle kannten die Gefahren – si Th’an’ya, se S’reth, der Hohe Lord selbst … es ist esLis Wille, se Byar. Dennoch ist damit eine Sache klar: Qu’u wird sich vielleicht nicht so zeigen, wie wir es erwarteten.«
»Falls Qu’u sich nicht zeigt …«, setzte Byar beunruhigt an, doch T’te’es Flügel wechselten in die Pose der Ehrerbietung gegenüber esLi.
»Ruhig, se Byar. Ich sagte nicht, dass Qu’u gar nicht kommen würde, sondern nur, dass er nicht die Gestalt annehmen wird, mit der wir rechneten, hi Ke’erl hat das auch geträumt.«
Byar dachte einen Moment lang darüber nach, dann nahmen seine Flügel eine ähnliche Haltung ein und signalisierten seine Zustimmung. »Haben die Menschen auf hi Ke’erls Botschaft reagiert?«
»se Mya’ar sagte, der Imperator habe den Ernst der Warnung erfasst, aber er fühlte nicht die Schwinge von esGa’u. Es könnte auch kaum anders sein.« T’te’e ließ die Flügel sinken, bis sie die Pose der Abneigung eingenommen hatten. Dann blickte er über die Schulter nach unten und bemerkte das Interesse der 3-V-Reporter, die hofften, irgendwelche Wortfetzen mitzubekommen.
»Wir können die esGa’uYal nicht ohne die Menschen besiegen, se T’te’e. Daran muss ich Sie ja wohl nicht erinnern.«
»esLi stehe uns bei. Ich bete, dass wir mit ihrer Hilfe die esGa’uYal besiegen können.«
Als die Aura der Emotionen von ihr abfiel, hörte sie sich selbst sagen: »Im Namen von esLi begrüße ich dich, mein Partner.«
Während sich die Verwandlung abgespielt hatte, war Ch’k’te wie erstarrt sitzen geblieben. Er war weder willens noch fähig, sich zu bewegen, als er zusah, wie das Bild seiner toten Partnerin langsam das seiner Vorgesetzten ersetzte. Gefühle und eine schreckliche Sehnsucht hatten sich in ihm aufgestaut und ließen ihn erkennen, wie schmerzhaft das Wissen war, dass sie den Äußeren Frieden überwunden hatte und er nichts weiter als eine Erinnerung vor sich sah.
» li Th’an’ya«, begann er, verstummte aber gleich wieder. Ihre Augen sahen ihn so an wie bei ihrer letzten Begegnung, kurz bevor sie Zor’a mit einem Erkundungsteam verließ. Irgendwo in diesem Bild seiner toten Partnerin befand sich Jackie Laperriere, die ihm vertraute … Die Verlockung war groß, ihr hsi aufzugeben …
Nein, sagte er sich. Das darf nicht sein.
»li Th’an’ya«, wiederholte er mit einem schweren Seufzer. »Ich … habe dich zurückgerufen,
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