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Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Titel: Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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jüngsten in der Flotte Seiner Majestät. Zwei weitere Jahre waren erforderlich, dann hatte sie ihr erstes eigenes Kommando als XO auf der neu in Dienst gestellten Torranee.
    Während ihrer Zeit auf der Torranee lernte sie Dan McReynolds kennen. Sie stammten buchstäblich von verschiedenen Welten – er war von den Streitkräften des Mothallah-Systems einberufen worden und hatte alles darangesetzt, einen Abschluss als Ingenieur zu erlangen. Eigentlich wollte er nur irgendeinen Beruf erlernen, damit er nach seiner Dienstzeit nicht auf seine arme Heimatwelt zurückkehren musste, wo ihn ohnehin nur die Arbeitslosigkeit erwartete. Doch eine mutige und eigentlich tollkühne Notreparatur, die er mitten in einer Schlacht ausführte, ließ jemanden bei der Imperialen Navy auf sein Talent aufmerksam werden.
    Die Imperiale Navy übernahm ihn von den Streitkräften des Mothallah-Systems. Der Gönner, der ihn entdeckt hatte, sorgte außerdem dafür, dass er die Ausbildung zum Offiziersanwärter absolvierte. Als er schließlich der Torrance als Chefingenieur zugeteilt wurde, hatte er in der Flotte bereits einen blendenden Ruf. Er besaß ein besonderes Gespür für seine Maschinen. Es war fast so, als würde er ihre Sprache beherrschen. Sein Gedächtnis war phänomenal, und er war ein unvergleichlich treffsicherer Diagnostiker. Er brachte praktisch alles zum Laufen … bis auf eine Ausnahme.
    Fast auf Anhieb verliebte er sich in Jackie. Seine vermessene und draufgängerische Art wirkte auf sie ziemlich flegelhaft. Insgeheim bezeichnete sie ihn anfangs als Arsch, dann als unreif. Schließlich kam es zu einer Rettungsmission in der Forschungskolonie Tsing, wo sie achtundvierzig Stunden ununterbrochen arbeiteten, um tausende von Menschen zu retten, deren Biokuppel einzustürzen drohte. Als diese Krise vorüber war, vergaß Jackie all ihre Vorbehalte und stürzte sich in eine Affäre, über die schon bald die ganze Flotte sprach. Dabei schienen sie beide so gar nicht zueinander zu passen: er sagte unverblümt, was ihm durch den Kopf ging, sie war reserviert; er war optimistisch, sie eher trübsinnig; er war auf die harte Tour Offizier geworden, sie kam von der Akademie. Und doch kamen sie miteinander gut aus. Jeder fand beim anderen die Eigenschaften, die ihm selbst fehlten, ihn rastlos und unzufrieden gemacht hatten.
    Die Beziehung funktionierte, bis Dan ein eigenes Kommando angeboten bekam. Er sagte sofort zu und reichte ohne Zögern und mit versteinerter Miene seinen Antrag auf Versetzung ein. Es wäre für seine Karriere vermutlich tödlich gewesen, das Angebot auszuschlagen, vor allem mit Blick auf seine Vergangenheit und die Konkurrenz. Sie schloss sich seiner Logik an und unterzeichnete den Antrag, so wie sie seitdem tausend andere Anträge befürwortet hatte.
    Sie hatte Dan nicht zurückgehalten, und er hatte nie zurückgeschaut. Ihre Beförderung zum Commodore brachte ihr das Kommando über Cicero ein, doch es war nie wieder so gewesen wie in den alten Zeiten.
    Jetzt endlich, zurück in der Gegenwart, in der tiefen und unstrukturierten Leere ihres Verstands legte sie die Hände vors Gesicht und begann zu weinen, wie sie es schon seit Jahren nicht mehr getan hatte. Ein anderer Teil von ihr verfluchte derweil ihr Selbstmitleid. Es war schließlich nicht so, als könnten Gefühle wie Bedauern oder Wut die Vergangenheit verändern …
    Jackie.
    Langsam hob sie den Kopf und nahm die Hände vom Gesicht, um eine Szene von wunderbarer Schönheit zu betrachten. Die Weite war nicht länger ohne Form, sondern von einem pastellfarbenen Muster erfüllt, das sich nach einer unbekannten Harmonie fortwährend langsam veränderte. Dann sah sie drei kristalline Gestalten: sich selbst, Ch’k’te und eine weibliche Zor, von der sie wusste, dass es sich um Th’an’ya handelte. Zwei Zor und ein Mensch, zwei Lebende und eine Erinnerung, zwei Fühlende und eine Unerfahrene …
    Ringsum nahm sie die sie ätherisch umschließenden Schwingen eines anderen Geistes war – Ch’k’te und doch nicht Ch’k’te. Es war eine Art Meta-Ch’k’te, ein Name, den sie mit jenem beschützenden Bewusstsein verband, das sie vor dem ringsum sich sanft bewegenden Chaos bewahrte.
    Was ist passiert?, wollte Jackie wissen und betrachtete durch ihre transparente Hand ihre Umgebung.
    Ein Durchbruch, sagte Meta-Ch’k’te von allen Seiten zugleich. Wir haben si Th’an’ya hervorgebracht, deren Fähigkeiten wir benötigen, und Sie haben sich ausreichend erinnert,

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