Dunkle Schwingen 2 (German Edition)
haben.
Jeannie sah das etwas anders, doch sie stolperte oft über diese Hemmnisse, die ihr die Erziehung aufgedrückt hatte. Sie war das Angepasste leid, wollte endlich etwas wirklich Außergewöhnliches erleben. Das Sicherheitsdenken würde sie nun endgültig über Bord werfen.
Ihr Zusammentreffen mit Ruben war das eine gewesen, jetzt wollte Jeannie auch die letzten Fesseln abwerfen. Natürlich sollte es Ruben auch gefallen, sie wollte mit ihm gemeinsam genießen. Der Besuch in dem Erotik-Shop war da sehr aufschlussreich gewesen und es kribbelte in ihrem ganzen Körper. Sie hatte eine sehr ausführliche Beratung mit guten Tipps bekommen. Ob sie sich traute, das zu machen?
Es waren gar nicht so viele Utensilien notwendig, aber das, was sie in ihrer dezenten Papiertüte hatte, trieb ihr die Wärme ins Gesicht. Dazu hatte sie eine Lack-Korsage erstanden, die ihr helfen würde, in eine neue Persönlichkeit zu schlüpfen. Während die Verkäuferin sie in der Umkleidekabine eng geschnürt hatte, verwandelte sie sich in einen anderen Menschen. Nicht nur, dass sie eine ansehnliche Taille hatte, wenn sie das schwarze, glänzende Korsett trug, fühlte sie sich auch wie eine Königin. Es würde sie stützen, bis sie in die Rolle hineingewachsen war und ohne zusätzlichen Halt auskam.
Lächelnd bemerkte sie, dass sie das nicht für Ruben tat, es war ihre ganz persönliche Entwicklung. Jeannie hatte geschworen, sich für niemanden mehr zu verbiegen – noch nicht einmal für einen Engel.
Ihr blauer Smart hielt vor dem Haus, in dem sie sich mit Ruben eine Wohnung teilte. Das kleine Auto brachte sie überallhin, nur für Ruben war es dank seiner Größe eine Herausforderung, sich hineinzuschrauben. Sein verzweifeltes Gesicht brachte sie immer wieder zum Lachen. Überhaupt war es eine Freude, mit ihm zusammenzuleben, ihr Herz wurde leicht und begann heftig zu schlagen. Wärme verteilte sich zwischen ihren Schenkeln, diesmal würde sie ein böses Mädchen sein. Nein ... dieses Stadium hatte sie verlassen, sie war erwachsener geworden.
Auf der Treppe blieb Jeannie einen Moment stehen und atmete tief durch. Das Kribbeln hatte sich in ihrem Magen verdichtet und verursachte eine leichte Übelkeit. Sie sollte sich beruhigen, sich sammeln. Wer wusste schon, in welchem Zustand Ruben sein würde? Am Telefon hatte er aufgekratzt geklungen, es war nicht gut, wenn zwei Nervenbündel aufeinandertrafen.
Wie schade, dass sie sich nicht gleich umziehen konnte, aber das würde im Hausflur für einen Aufstand sorgen. Ihre Nachbarin hing mit dem Auge am Spion, sobald sie einen Laut hörte. Jeannie würde auch einen großen Auftritt haben, wenn sie aus dem Schlafzimmer kam. Keine Eile, sie wollte sich ganz als Frau fühlen, sich ihrer Reize bewusst und in sich ruhend. Die Königin war noch eine Stufe weiter ...
Was machte Jeannie so lange im Schlafzimmer? Sie war zur Tür hereingekommen, hatte ihn tief und voller Sehnsucht geküsst – um dann mit einem geheimnisvollen Lächeln zu verschwinden. Unnötig zu betonen, dass er nebenan gerade nicht erwünscht war.
Es klapperte und Ruben meinte auch ein Kichern wahrzunehmen. Wie schön, Jeannie hatte ohne ihn Spaß, nachdem sie ihn so sträflich lange alleingelassen hatte. In seinen Lenden pulsierte die Lust, er wollte sie endlich anfassen und seinen Plan umsetzen. Ab heute würde er mit ihr sündigen, bis sich etwas in seinem Weltgefüge bewegte. Es würde einen Ruck geben.
Stand nicht jedem Angeklagten eine faire Verhandlung zu? Sprachen nicht immer alle vom Jüngsten Gericht? Wenn es auch nur um ihn allein ging, ohne gehört zu werden, würde er nicht in die Verdammung gestoßen ... hoffte er.
Das Blut kochte in seinen Adern, sein Schwanz stand ihm hart vom Körper. Er trug nur eine dünne Trainingshose, die weit aufgespannt wurde. Ruben fuhr sich entnervt durch das Haar. Als Jeannie hereingekommen war, ging für ihn die Sonne auf. Sie war so schön, ihre Wangen leuchteten, als führte sie etwas im Schilde. In der Tat sah es danach aus. Warum kam sie nicht endlich zu ihm?
„Ruben? Geh auf die Knie, um deine Herrin zu begrüßen!“, tönte es nach einer gefühlten Ewigkeit aus der nur einen Spaltbreit geöffneten Tür.
Es zuckte um seine Mundwinkel. Das Warten hatte sich mehr als gelohnt, denn was er nun sah, war ein fleischgewordener Traum: Jeannie hatte sich das seidenweiche Haar zurückgekämmt und zu einem Knoten frisiert. Der Busen wurde von einem knallengen Lackoberteil
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