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Dunkle Seelen

Dunkle Seelen

Titel: Dunkle Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Poole
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verwettet. Aber ein moderner, technisch versierter Auserwählter, der wusste, wonach er suchte? Kaum ein Problem.
    Cassie blätterte die gebundenen Seiten behutsam um. Ja, im zweiten Teil des Manuskripts fand sich die präzise Angabe, wo der Anhänger zu finden war: in einer Basilika in der Hagia Sophia. Da Ranjit nur den ersten Teil des Dokuments besaß, hatte er nicht wissen können, wo er nach dem Artefakt suchen musste. Vielleicht hatte er ganz Istanbul nach dem Symbol abgesucht, das in seinem Manuskripts erwähnt wurde, und vielleicht war es pures, verdammtes Glück gewesen, dass er am Tag ihres Schulausflugs das in den Stein gemeißelte Emblem entdeckt hatte. Aber auf jeden Fall musste Ranjit irgendwann einmal das Original der ersten Manuskripthälfte iin Händen gehalten haben. Wie sonst hätte er die Seiten scannen und auf seinem Computer speichern können? Er war zwar geheimnisvoll, aber Ranjit war außerdem ungeheuer intelligent. Die Scans mussten eine Vorsichtsmaßnahme gewesen sein. Für den Fall... für den Fall, dass jemand wie Sir Alric herumschnüffelte und sie an sich nahm.
    Die kurze Freude darüber, dass Ranjit Dark eine Nasenlänge voraus war, erstarb beinahe sofort. Cassie schwirrte der Kopf. Wenn Sir Alric das ganze Manuskript besaß, beide Teile, dann war es gut möglich, dass er auch den Anhänger als Erster gefunden hatte.
    »Vielleicht ist Ranjit zu spät gekommen?«, murmelte Cassie. Aber obwohl sie es inbrünstig hoffte, konnte sie es doch nicht ganz glauben. Sie blätterte auf die nächste Seite, so glatt und vergilbt vom Alter. Während sie das Manuskript überflog, sank ihr Herz in die tiefsten Tiefen ihrer Brust.
    »Oh, Ranjit. Oh, mein Gott«, flüsterte sie.
    Niemals dürfen die Auserwählten aktiv nach diesen
    Artefakten suchen, damit in dem Finder nicht
    das Schlimmste seines Wesens zutage gefördert wird.
    Der erste unserer Art, der erneut die Hände
    auf die Gegenstände legt, wird vor einem
    vernichtenden Ergebnis stehen.
    »Die Auserwählten dürfen niemals aktiv nach diesen Artefakten suchen ...« Cassie konnte nicht anders,sie las die Worte laut, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen.
    Das Schlimmste ihres Wesens?
    Ihre Finger verkrampften sich vor Zorn und Furcht, während sie die Details in sich aufnahm. Natürlich würde es den ersten treffen; danach würde man sich den Artefakten wahrscheinlich wieder problemlos nähern können. Schließlich würden die Ältesten die Artefakte zurückhabcn wollen, nicht wahr? Sie müssten also in der Lage sein, die Artefakte selbst in die Hand zu nehmen, sobald der arme, arglose Dieb seinen Verstand verloren hatte ...
    Cassie legte die Hände flach auf die Seite und wollte die krakelige Schrift am liebsten nicht mehr sehen. Aber alles Leugnen nutzte nichts. Die erste Person, die den Anhänger, das Messer oder die Urne berührte, würde sich verändern - und es klang definitiv nicht so, als würde es eine Veränderung zum Besseren sein.
    Das erklärte natürlich alles. Keiko war keine Heilige gewesen, aber das Messer hatte in ihr eine neue, psychopathische Art von Hass und Gewalttätigkeit geweckt. Sie war von Sinnen gewesen, als sie versucht hatte, Cassie zu töten. Als Cassie das erkannte, fühlte sie sich wegen des schrecklichen Todes der Japanerin irgendwie noch elender.
    Hastig blätterte Cassie weiter, wobei sie das schwere Pergament mit großer Vorsicht umblätterte. Sie konnte sich eines gewissen Respektes vor dem Alter des Manuskriptes nicht erwehren, auch wenn sie das verdammte Ding am liebsten in winzige Stücke gerissen hätte.
    Und da war es: der Standort der Urne. Cassie schluckte heftig und stieß den Stuhl vom Schreibtisch zurück, als könnte sie sich körperlich von dem distanzieren, was sie dort las.
    Yucatan...
    Mit grauenerregendem Schrecken fiel ihr wieder ein was Patrick vor einigen Wochen zu ihr gesagt hatte. »Erik ist getötet worden. Bei einem Erdrutsch... Ich habe mich immer gefragt, wonach sie in Yucatan gesucht haben... Aber Sir Alric hat nie darüber gesprochen...«
    Natürlich hatte er nicht darüber gesprochen. Es war ein geheimes Projekt gewesen. Ein streng geheimes, mysteriöses Projekt, das die Auserwählten betraf und das nur dem verlässlichen, ehrenhaften Erik Ragnarsson anvertraut worden war. Oh, Gott. Sie mussten die Urne gefunden haben. Und Erik war etwas Schreckliches zugestoßen. Aber andererseits war es durchaus möglich, dass Erik der Erste gewesen war, der den Fund berührt hatte.Vielleicht

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