Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Seelen

Dunkle Seelen

Titel: Dunkle Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Poole
Vom Netzwerk:
können. Doch jetzt war das kein Problem mehr. Trotz Estelles zunehmender Proteste hatte sie genug Vertrauen in ihre Fähigkeit, die seltsame, unsichtbare Macht zu kontrollieren, die sie durch ihre unterbrochene Initiationszeremonie erhalten hatte. Es war ziemlich einfach, sich auf das Schloss zu konzentrieren, zu spüren, wie die Mechanismen sich zu bewegen begannen und im roten Filter ihrer Sicht aufleuchteten. Obwohl es nicht notwendig war, streckte sie neugierig eine Hand aus. Die glühende Hitze, die von dem Schloss ausging, brannte auf der Haut an ihren Fingerspitzen. Schließlich ballte sie ihre Hand zu einer Faust und mit einer letzten Anstrengung sprang das Schloss mit einem befriedigenden »Klack« auf.
    Lächelnd trat Cassie durch die Tür. Das Büro lag im Halbdunkel, aber das Mondlicht fiel herein. Mit schnel- len Schritten lief sie zum Schreibtisch, um die hübsche Lampe einzuschalten. Während das Rot aus ihren Augen wich, gewöhnte sie sich langsam an das fahle Licht im Raum und drehte sich langsam im Kreis.
    Sie hatte nicht die Absicht, etwas zu stehlen. Sie würde nichts nehmen, worauf sie kein Anrecht hatte. Da er den Auserwählten jedoch offensichtlich nicht alles sagte, würde sie den Dingen selbst auf den Grund gehen müssen. Schließlich besaß sie Ehrgefühl. Im Gegensatz zu Sir Alric Dark, dachte sie verbittert.
    Aber er hat dich beschützt, er hat dich vor dem Rat gerettet, flüsterte eine leise innere Stimme, die nicht Estelles war.Vielleicht gibt es einen Grund, warum er Dinge verheimlicht...?
    Das war vermutlich ihr Gewissen. Cassie beschloss, es zu ignorieren. Ich kann es mir nicht mehr leisten, auf dich zu hören, dachte sie. Stattdessen trat sie in die Mitte des Raums und sah sich um, als könne sie mit ihren Blicken Löcher in die Wände bohren.Vielleicht sollte ich es versuchen? Nein. Sie würde es auf die altmodische Weise angehen. Sie begann, Schubladen und Schränke zu durchwühlen.
    Ihre Suche war methodisch, systematisch, gründlich. Als sie die offenkundigsten Stellen abgearbeitet hatte, nahm sie ein Buch nach dem anderen aus dem Regal. Sie war beim dritten Regalbrett von oben angelangt, als sie es spürte.
    »Au!«
    Es war wie ein elektrischer Schlag, ein kleiner Blitz von Macht, der ihr in den Finger fuhr. Cassie zuckte erschrocken zurück, dann reckte sie sich abermals zur gleichen Stelle auf und strich mit der Fingerspitze über die Buchrücken, bis sie diesen kleinen Blitz erneut spürte.
    Aufgeregt und ängstlich nahm sie die Bücher aus dem Regal und stapelte sie auf den Boden. In der Wand dahinter war ein kleiner Safe eingelassen.
    Wow, langsam hatte sie den Bogen wirklich raus.
    Nein, Cassandra, wir dürfen nicht ...
    »Doch, Estelle«, murmelte Cassie und konzentrierte sich mit aller Kraft. Diesmal dauerte es nur wenige Sekunden und schon gaben die Schlösser des Safes nach. Als sie die schwere Tür öffnete und hineingriff, stellte sie fest, dass der Hohlraum ziemlich tief war. Tief genug, um Platz für einen grünen, in Leder gebundenen Aktenordner zu bieten, alt und abgegriffen und mit dem vertrauten Symbol der Auserwählten versehen, das in Gold auf den Deckel geprägt war.
    Fasziniert strich sie über den Einband, dann setzte sie sich auf Sir Alrics Stuhl und legte den Ordner auf seinen Schreibtisch unter den Schein der kunstvollen Lampe.
    Sie holte tief Luft, schlug ihn auf - und erstarrte.
    Es waren keine dünnen, von einem Laserdrucker fabrizierten Seiten. Es war das ursprünglice Manuskript. Und Dark war nicht nur im Besitz der Seiten, die sie auf Ranjits Computer entdeckt hatte, er hatte auch die zweite Hälfte des Manuskripts. Im Original waren die Gravuren noch kunstvoller und schöner, die Illustrationen strahlten in prächtigen Farben. Cassie schluckte vernehmbar und begann dann schnell zu lesen.
    Hier fanden sich die fehlenden Erklärungen. Natürlich hatten die Ältesten die beiden Teile getrennt voneinander versteckt, solche Angst hatten sie davor, dass die Artefakte entdeckt werden könnten. Eine vernünftige Vorsichtsmaßnahme, aber ziemlich sinnlos in den Tagen computerisierter Archive und unmittelbar zugänglicher Informationen. Klug mochten sie gewesen sein, diese Ältesten, aber das Internet hatten sie nicht vorhersehen können ... Cassie konnte sich ein bitteres Lächeln nicht verkneifen. Ein gewöhnlicher Historiker, der auf herkömmliche Art Recherchen angestellt hätte, hätte das Manuskript nie gefunden, darauf hätte sie ihr Leben

Weitere Kostenlose Bücher