Dunkle Sehnsucht des Verlangens
aufs Wort, wenn wir mit
anderen Männern zusammen sind. Schließlich wollen wir ihnen nicht die
Überraschung verderben.«
Desari entspannte sich, und ein
belustigtes Funkeln trat in ihre dunklen Augen. Julian verstand sie endlich.
Außerdem hatte er ihr freiwillig von seiner Erinnerung erzählt und ihr
gestattet, die Narben seiner Kindheit zu betrachten. »Darius ähnelt dir sehr,
Julian.«
»Dein Bruder«, brummte Julian.
»Du magst ihn.«
Julian hob eine Augenbraue.
»Darius ist kein Mann, den man mag, cara. Ihm bringt man Gefühle entgegen, die sich damit
allein nicht umschreiben lassen. Man bewundert ihn. Respektiert ihn. Fürchtet
ihn vielleicht sogar. Doch man mag ihn nicht. Er ist ein großer Vampirjäger. Nur wenige
würden es wagen, ihn herauszufordern.«
»Du schon«, erklärte Desari voller Überzeugung.
»Ich habe auch nie behauptet,
besonders intelligent zu sein«, gab Julian zurück.
»Glaubst du, dass mein Bruder bei uns bleiben wird?«
Wieder rieb sich Julian den
Nasenrücken, und seine Augen wirkten plötzlich seltsam ausdruckslos. »Es ist
möglich, Desari, dass du eines Tages vielleicht eine eigene Familie gründen
möchtest.«
Desari wandte sich von ihm ab,
ging einige Schritte und kehrte dann zu ihm zurück. »Du glaubst also, dass er
im Begriff ist, sich in einen Vampir zu verwandeln.«
»Ich halte deinen Bruder für
einen mächtigen Jäger. Er wäre ein überaus gefährlicher Feind, und ich würde
ihn nur sehr ungern jagen. Aber Darius wird so lange wie möglich aushalten. Er
würde seine Seele nicht ohne einen erbitterten Kampf aufgeben.«
»Kennst du einen größeren
Vampirjäger als dich selbst?«, fragte Desari neugierig. »Außer meinem Bruder
natürlich«, fügte sie keck hinzu.
Julians Augenbrauen schössen in
die Höhe, und er lächelte Desari spöttisch an. »Möchtest du etwa das Groupie
eines Vampirjägers werden? Ich eigne mich ausgezeichnet zur Bewunderung.«
Desari brach in lautes Gelächter
aus. »Du Dummkopf. Ich war bloß neugierig, das ist alles. Darius konnte nur aus
seinen eigenen Erfahrungen lernen. Sind seine Fähigkeiten dennoch so ausgeprägt
wie die der Männer deines Volkes?«
»Dein Bruder ist sehr stark und
verfügt über viele erstaunliche Fähigkeiten. Vielleicht haben sie sich durch
eure Blutlinie vererbt«, überlegte Julian laut. »Bedenke, cara , Gregori, der Dunkle, einer
unserer größten Vampirjäger, ist euer Bruder. Und außerdem gehören wir demselben
Volk an.«
Desari nickte. Das Thema
faszinierte sie. »Haben alle Jäger ihre Fähigkeiten geerbt?«
»Der größte Vampirjäger und der
gefährlichste Vampir aller Zeiten stammen von deiner Blutlinie ab. Diejenigen,
die ihr Leben als Vampirjäger verbringen wollen, werden manchmal von einem
erfahreneren Karpatianer ausgebildet und erlernen so die wichtigsten
Grundsätze der Vampirjagd. Doch dein Bruder konnte diese Fähigkeiten von
niemandem lernen.«
»Aber werden nicht alle Jäger
ausgebildet?«, hakte Desari nach.
Julian schüttelte den Kopf.
»Manche verfügen nicht über die Geduld, etwas zu lernen oder zu lehren.«
Desari lachte ihn an. »Ich kann
mir schon denken, zu welcher Gruppe du gehört hast.«
Julian sah ihr in die amüsiert
funkelnden Augen und bewunderte einmal mehr ihre Schönheit.
»Hat man immer die freie Wahl,
ob man ein Vampirjäger werden will, oder befiehlt es auch manchmal euer Prinz?«
»Nein, man hat die Wahl, es sei
denn, man stößt zufällig auf einen Vampir. Dann geht es darum, zu töten oder
getötet zu werden. Wir haben bereits viele Männer verloren, die auf einen
solchen Kampf nicht vorbereitet waren. Je älter ein Vampir wird, desto
gefährlicher ist er. Ein unerfahrener Jäger hat gegen einen alten Vampir kaum
eine Chance.«
»Und meine Familie hat sowohl
einen Vampir als auch einen Jäger hervorgebracht, die beide berühmt geworden
sind?« Desari war sich nicht sicher, ob sie etwas über den Vampir erfahren
wollte. Eigentlich hatte sie sich gewünscht, von Julian zu erfahren, dass ihre
Blutlinie viel zu stark war und keiner der Männer je dem Bösen anheimgefallen
war. Ihr Bruder schwebte von Tag zu Tag in größerer Gefahr. Sie bemühte sich,
nicht zur Kenntnis zu nehmen, wie abweisend er häufig war, wie gefühllos.
Früher hatte er sich wenigstens noch Mühe gegeben, so zu tun, als könnte er
Zuneigung zu ihr empfinden. Heutzutage kam das nur noch sehr selten vor.
Tröstend legte ihr Julian den
Arm um die Schultern und schmiegte sein Kinn in
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