Dunkle Sehnsucht des Verlangens
womöglich eine weite Reise angetreten
hatten, um sie zu sehen. Nach ihrem Auftritt suchte sie manchmal nach diesen
weit gereisten Fans und plauderte ein wenig mit ihnen.
Das Publikum wartete angespannt
auf die Show. Desari brach die telepathische Verbindung zu den Leuten ab, um
sich nun ganz auf ihren Auftritt zu konzentrieren. Unwillkürlich suchte sie
die Verbindung zu Julian. Als er ihr gleich darauf suggerierte, sie mit seinen
starken Armen zu umfangen, musste Desari lächeln.
Julian war nicht gerade
begeistert von ihrer Familie, und dieses Gefühl beruhte auf Gegenseitigkeit.
Doch wenigstens stritten sie nicht miteinander. Immerhin hatte Julian nicht
protestiert, als sie sich für ihren Auftritt angekleidet hatte, und das rechnete
sie ihm hoch an.
Du bist die Gefährtin eines
sensiblen, modernen Mannes. Julians sanfter Spott erfüllte sie mit Wärme und
bestätigte ihre Ahnung, dass er sich oft als Schatten in ihrem Geist aufhielt.
Welch ein Glücksfall. Desari lächelte ihr Spiegelbild
an. Das dunkle Haar fiel ihr in weichen Wellen über den Rücken, und ihre Augen
glänzten. Seit sie Julian kannte, fühlte sie sich lebendiger denn je. Ich mag sensible, moderne
Männer.
Männer? Ich bin sicher, meine
Gefährtin hat dieses Wort nicht gerade im Plural benutzt. Außer mir hat dir
gefälligst kein Mann zu gefallen. Julian klang streng.
Desari lachte laut
auf. Ich
kann dich verstehen, Julian, doch es wird wirklich schwierig sein, all die gut
aussehenden jungen Männer im Publikum zu ignorieren.
Gut aussehende junge Männer? Empört senkte er
die Stimme. Mir kommen sie eher wie liebestolle Welpen vor. Wenn sie auch nur einen Funken
Verstand besäßen, würden sie schleunigst das Weite suchen. Schlimm genug, ihre
Fantasien zu kennen und ihre Unterhaltungen zu belauschen, cara, doch es ist noch viel
schlimmer festzustellen, dass meine Gefährtin ihre Blicke erwidert. Wenn du
heute Abend auch nur einmal den falschen Mann anlächelst, wird er sehr schnell
in Schwierigkeiten geraten.
Du bist eifersüchtig, entgegnete sie gespielt
vorwurfsvoll.
Ein karpatianischer Mann teilt
seine Gefährtin niemals. Das besagt die erste Regel, die du niemals vergessen
darfst. Dein Bruder wird sich dafür verantworten müssen, dass er dir diese
Regel nicht von Kindesbeinen an beigebracht hat. Schließlich war es seine
Aufgabe, dich auf mich vorzubereiten. Julian klang halb
scherzhaft, halb vorwurfsvoll.
Desari wusste nicht,
ob sie lachen oder ihn zurechtweisen sollte. Mein Bruder wusste überhaupt
nichts von deiner Existenz, du arroganter Kerl. Wie hätte er mich außerdem
darauf vorbereiten können, dass du überhaupt nichts von Frauen verstehst? Wenn
er geiousst hätte, dass du eines Tages in mein Leben treten und mich an dich
fesseln würdest, hätte er dir wahrscheinlich irgendwo aufgelauert. Und ich
hätte mich tief in der Erde versteckt, bis die Gefahr gebannt gewesen wäre.
Du hättest dich direkt in meine
Arme gestürzt, cara mia, das weißt du ganz genau.
Julians Lachen
drückte einmal mehr die aufreizende männliche Belustigung aus, die Desari sonst
immer zur Weißglut trieb. Diesmal jedoch lachte sie nur. Ich glaube, du suchst nur nach
einem Grund, mir Vorschriften zu machen, damit du nicht aus der Übung kommst.
Und jetzt verschwinde und probiere deine Künste an jemand anderem aus.
Heute Abend wirst du allein für
mich singen, piccola, für niemanden sonst.
Du benimmst dich wie ein verwöhnter kleiner Junge.
Soll ich zu dir kommen und
dir zeigen, dass ich in Wirklichkeit ein ausgewachsener Mann binP Julians Stimme klang plötzlich
warm und erotisch, und Desari reagierte darauf mit Leidenschaft. Sie spürte die
Berührung seiner Finger an ihrem Hals und in dem Tal zwischen ihren Brüsten.
Verschwinde, Julian, bat sie lachend. Ich kann im Augenblick
wirklich keine erotischen Fantasien gebrauchen.
Da deine erotischen Fantasien
gewiss von mir handeln, werde ich deine Bitte erfüllen und wieder an die Arbeit
gehen.
Das will ich hoffen.
Desari hörte vertraute Schritte
vor ihrer Garderobe. Dayan klopfte laut an die Tür. Noch fünf Minuten bis zum
Auftritt, sollte das besagen. Sie wusste, dass Barack gerade ein letztes Mal
nach Syndil sah. Desari spürte die Aufregung des Publikums. Die Show würde
gleich beginnen.
Ein letztes Mal ging Desari in
ihrer Garderobe auf und ab, um sich ein wenig zu beruhigen. Das zweite Klopfen
ertönte drei Minuten später. Julian und Darius standen auf der anderen Seite
der Tür
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