Dunkle Sehnsucht des Verlangens
ihnen
gedankt.«
Zärtlich lächelte Julian sie an. »Piccola, du brauchst dir keine Sorgen zu
machen. Ich bin jetzt in Sicherheit. Ich habe dich, mein Licht, meine Liebe.
Die Zwillinge konnten ihre Gefährtinnen nicht finden, aber du darfst nicht
glauben, dass man ihre Taten nicht zu schätzen wusste. Auch wenn sie in unserem
Volk gefürchtet und berüchtigt waren, verehrte man sie und schrieb viele Lieder
und Gedichte über sie.«
»Nun, diese Ehrung kam wohl ein
wenig zu spät«, erwiderte Desari aufgebracht. »Diese Geschichte hat wirklich
kein glückliches Ende genommen. Ich möchte nicht, dass meinem Bruder das
gleiche Schicksal zuteil wird. Wir müssen ihm helfen und nach etwas suchen, das
sein Überleben sichert.«
»Er muss seine zweite Hälfte
finden, cara, und
niemand kann voraussagen, wann es so weit sein wird.«
»Vielleicht kann ich die Suche ein wenig beschleunigen.
Du weißt, ich kann mit meiner
Stimme und den Worten meiner Lieder viel ausrichten. Ich habe bereits Liebespaare
wieder zusammengeführt und die Herzen trauernder Eltern erleichtert. Ich werde
versuchen, die Frau zu finden, die mein Bruder braucht.«
»Glaub mir, Desari, wenn sie
dein Konzert besucht, wirst du keinen Zauber brauchen. Darius wird sie sofort
erkennen und ihr nicht gestatten, ihn wieder zu verlassen.«
»Aber das weiß er nicht.
Vielleicht sollte ich es ihm sagen.«
Julian schüttelte den Kopf.
»Nein, es ist besser, dem Schicksal seinen Lauf zu lassen. Wenn jemand wie
Darius so nahe am Abgrund steht, könnte er in Versuchung geraten, etwas zu
erzwingen. Wenn er seine Gefährtin findet, wird er wissen, was zu tun ist.
Jeder Mann wird mit dem Wissen um die rituellen Worte geboren, mit denen er
seine Gefährtin an sich binden muss.«
»Und was geschieht, wenn sie
seine Gefühle nicht erwidert?«, fragte Desari.
»Das haben wir doch am eigenen
Leib erfahren«, neckte Julian sie.
Sie umfasste sein Gesicht und
strich mit den Daumen liebevoll über sein Kinn. »Ich wollte schon zu dir
gehören, als ich dich zum ersten Mal sah.« Desari schüttelte den Kopf. »Kein
Wunder, dass karpatianische Männer so arrogant sind. Sie können eine Frau an
sich binden, ohne dass sie der Verbindung zustimmt oder auch nur etwas davon
weiß. Daher fühlen sie sich wahrscheinlich sehr überlegen.« In ihrer Stimme
lag ein gereizter Unterton.
»Nein. Diese Tatsache lässt die
Männer eher bescheiden werden«, antwortete Julian ernsthaft. »Wenn ein Mann
viele Jahrhunderte ohne Farbe und Emotionen überlebt hat und dann die Frau
findet, die Licht, Liebe und Freude in sein Leben bringt, kann er nichts
anderes tun, als sie zu verehren.«
Desari hob eine Augenbraue.
»Trotzdem sollten sie nicht das Recht haben, eine Frau ohne ihr Wissen an sich
zu binden. Schließlich könnten sie ja auch um ihre Gunst werben, oder?
Vielleicht würde es ihr dabei helfen, ihre Ängste zu überwinden und sich von
ihrem Gefährten geliebt zu fühlen.«
»Aber die Frau weiß doch schon,
dass sie etwas Besonderes ist, weil ihr Gefährte sie so sehr braucht und sich
nach ihr sehnt. Eine Frau muss nur in den Gedanken ihres Gefährten lesen, um zu
wissen, wie es in seinem Herzen aussieht. Sie weiß, wer er ist, kennt alle
seine guten und schlechten Eigenschaften.«
»Auch wenn sie noch so jung ist?
Jeder einigermaßen erfahrene Karpatianer könnte alles Mögliche vor ihr verbergen.
Ich vermag mir kaum vorzustellen, wie sehr sich eine so junge Frau ängstigen
muss, wenn sie ohne ihr Einverständnis an einen so mächtigen Mann gebunden
wird.«
Julian griff nach Desaris Hand
und küsste sie auf die Innenfläche. Deutlich spürte er ihren Kummer und ihr
Mitgefühl für die Frauen, die man ihrer Jugend beraubte. Sogar für Desari, die
bereits über viele Fähigkeiten und ein gesundes Selbstvertrauen verfügte, war
es schwierig gewesen zu akzeptieren, dass Julian so viel Macht über sie besaß.
Selbst die Tatsache, dass auch sie einen gewissen Einfluss auf ihn ausübte,
konnte ihre Ängste nicht besänftigen.
»Du darfst dich niemals vor unserer
Liebe fürchten. Was du auch fühlst, cara, fühle auch ich. Doch du brauchst mich nicht so sehr,
wie ich dich brauche. Wenn wir einander nie begegnet wären, hättest du viel
länger leben können, während für mich die Einsamkeit unerträglich geworden wäre.«
Zärtlich schmiegte Desari den
Kopf an seine Schulter. »Nein, Julian, ich glaube, wir brauchen beide
einander.«
Desari. Die Nacht verstreicht,
und ihr zwei habt
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