Dunkle Sehnsucht des Verlangens
und kontrollierten auf telepathischem Wege jeden Zentimeter des
Gebäudes und jeden Zuschauer. Zwischen den beiden großen, kräftigen Männern
fühlte sich Desari sehr klein. Plötzlich wurde sie sich der Tatsache bewusst,
dass sie tatsächlich in Gefahr schwebte. Aus Gründen, die ihr nicht bekannt
waren, trachtete man ihr nach dem Leben. Nervös drängte sie sich an Julian.
Zärtlich strich er ihr über den
Arm, konzentrierte sich jedoch ganz offensichtlich nur auf die Sicherheitsvorkehrungen.
Dennoch fühlte sich Desari sofort getröstet. Dayan und Barack warteten auf sie,
um gemeinsam mit ihr die Bühne zu betreten. Als die drei sich dem Publikum präsentierten,
übertönte der donnernde Applaus alle anderen Geräusche.
Julian schritt am Rand des
Konzertsaals auf und ab und versuchte, einen Eindruck vom Publikum zu gewinnen.
Er kannte jede Nische, jedes mögliche Versteck, jeden Ein- und Ausgang. Immer
wieder suchte er die Stellen ab, an denen sich ein Attentäter verstecken
könnte.
In der Vergangenheit hatte er
über Savannah gewacht, Mikhails und Ravens Tochter, die in den fünf Jahren
ihrer Freiheit in Zaubershows aufgetreten war. Immer wieder hatten die
sterblichen Sicherheitskräfte übereifrige Männer daran hindern müssen, auf die
Bühne zu stürmen. Julian dagegen hatte sich nie zu erkennen gegeben, da es
seine Aufgabe gewesen war, die Vampire zu vernichten, die Savannah oft ohne ihr
Wissen verfolgt hatten. Mit den sterblichen Männern, die sich zu ihr hingezogen
gefühlt hatten, hatte er sich nicht abgeben müssen.
Doch jetzt war alles anders.
Desaris Stimme schlug jeden Zuschauer in ihren Bann. Außerdem war sie bildschön.
Ihr langes Kleid umgab ihre schlanke Gestalt in fließenden Bahnen und betonte
alle sinnlichen Rundungen. Ihr rabenschwarzes Haar glänzte im Licht der
Scheinwerfer und fiel ihr in sanften Wellen über den Rücken. Sie war
unwiderstehlich.
Julian stockte der Atem. Er
bewunderte sie, ihre anmutigen Bewegungen und ihre schöne, reine Seele, die
sie von innen heraus leuchten ließ. Sie war im wahrsten Sinne des Wortes
atemberaubend. Mühsam wandte Julian den Blick von ihr ab und zwang sich dazu,
weiter nach Gefahren Ausschau zu halten.
Desaris Stimme erfüllte den
Konzertsaal, und das Publikum schwieg andächtig. Niemand flüsterte oder
rutschte auf seinem Sitz herum. Die Zuhörerwaren in Desaris Zauber gefangen.
Ihre Stimme war eine Mischung aus Lachen und Tränen. Sie rief Erinnerungen
wach, spendete neue Hoffnung und erweckte in den Leuten ein Gefühl tiefer,
allumfassender Liebe. Die älteren Menschen im Publikum erinnerten sich an die
wunderbaren Augenblicke, die sie mit ihrem Ehepartner verbracht hatten - wie
sie einander kennen gelernt, sich zum ersten Mal geliebt und schließlich
Kinder bekommen hatten. Die Jüngeren träumten vom perfekten Partner - der erste
Blick, die erste Berührung, der erste Kuss. Paare, die sich allmählich
voneinander entfremdeten, wurden an ihr Ehegelübde erinnert und an die Liebe,
die sie füreinander empfunden hatten, bevor sie unter den kleinen Sorgen des
Alltags begraben wurde.
Desaris Stimme gab jedem von
ihnen Hoffnung und Trost. Julian staunte über ihre Gabe. Sie benutzte nicht
einmal telepathische Befehle, sondern verfügte einfach über ein kostbares
Talent. Er war unendlich stolz auf sie.
Instinktiv schien Desari zu
spüren, was die einzelnen Zuschauer im Publikum brauchten, und war in der Lage,
es ihnen zu geben.
Julian wandte sich der Bühne zu,
und ein Schatten schlich sich langsam, aber sicher in seine Gedanken. Sofort
gab er Darius ein Zeichen, der näher an der Bühne stand. Desaris Bruder ging
bereits in die Richtung und wies die Sicherheitskräfte an, ihm zu folgen. Dayan
und Barack stellten sich dicht neben Desari, um sie zu beschützen, als zwei
Männer auf die Bühne kletterten. Leicht betrunken schwankten sie auf die Band
zu. Doch schon nach wenigen Schritten bauten sich die Sicherheitskräfte vor
ihnen auf und eskortierten sie aus dem Konzertsaal.
In Desaris Stimme schwang ein
leises Lachen mit, und sie lud das Publikum dazu ein, in ihre Heiterkeit
einzustimmen. »Die beiden armen Kerle haben bestimmt keine Ahnung, wie ihnen
geschieht. Doch wegen eines unangenehmen Zwischenfalls behandeln mich meine
Sicherheitskräfte im Augenblick, als wäre ich aus purem Gold. Bitte haben Sie
Verständnis dafür.«
Sie wickelte das Publikum um den
kleinen Finger. Julian konnte kaum fassen, wie leicht es ihr gelang, die
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