Dunkle Sehnsucht des Verlangens
beiden
übermütigen Fans zu entschuldigen, scherzhaft das Großaufgebot an
Sicherheitskräften zu erwähnen und auch noch über ihre Verwundbarkeit und
öffentliche Stellung zu witzeln.
Unglücklicherweise hatte sich
der Schatten nicht verzogen. Julian warf Darius einen Blick zu, und wie zur
Bestätigung schüttelte dieser den Kopf. Nein, die Bedrohung war noch immer da.
Die beiden gingen in entgegengesetzte Richtungen und suchten den Konzertsaal
sorgfältig ab. Irgendetwas stimmte nicht, das fühlten sie. Auch Dayan und Barack hatten es bemerkt.
Zwar ließen sie sich nichts anmerken, blieben jedoch in Desaris Nähe und
suchten ihre Umgebung nach dem ominösen Schatten ab.
Auf der Bühne setzten die
Karpatianer das Konzert fort, und Desaris Stimme klang schöner denn je. Ihre
Melodien bezauberten jeden, der ihnen zuhörte, sodass es selbst Julian schwer
fiel, sich zu konzentrieren.
Das Böse war in das Gebäude
eingedrungen. Es war nur ein leichter Hauch von übler, vergifteter Luft, der
sich sehr schwer verfolgen ließ. Julian bemühte sich, die Quelle zu finden. Er
hatte das Publikum bereits mehrfach kontrolliert und wusste, dass von den
sterblichen Zuhörern keine wirkliche Gefahr ausging. Nein, es handelte sich um
etwas viel weniger Harmloses. Nosferatu. Ein Untoter.
Offenbar wurden die Vampire, die
sich in der Gegend zusammenrotteten, von Desari und Syndil angezogen, obwohl
ihnen ständig Gefahr von Julians Zwillingsbruder Aidan drohte, der ganz in der
Nähe lebte. Aidan stand in dem Ruf, ein überaus geschickter, tödlicher
Vampirjäger zu sein, doch in letzter Zeit wimmelte es in seinem Jagdgebiet nur
so von Untoten. Es konnte dafür keinen anderen Grund geben als die Anwesenheit
der beiden karpatiani- schen Frauen. Nur wenige wussten, dass Desari ihren
Gefährten gefunden hatte, und einem Vampir war diese Tatsache sowieso
gleichgültig. Die Untoten waren so von ihrer Macht, ihrer Großartigkeit
überzeugt, dass sie sich einbildeten, jede Frau besitzen zu können.
Julianwandte sich wieder der
Bühne zu. Plötzlich spielte Barack einen falschen Ton und blickte alarmiert auf.
Zur gleichen Zeit spürte Julian die Aura des Bösen, die auf einmal den
Konzertsaal zu erfüllen schien und sich auf die Garderoben zubewegte. Sofort
machte er sich unsichtbar und schoss mit übermenschlicher Geschwindigkeit durch
den Saal. Darius folgte ihm. Und doch war es Barack, der als Erster die
Garderobe erreichte, in der die Leoparden warteten. Wie verabredet stimmte
Dayan auf der Bühne eine fröhliche Melodie auf der Gitarre an und begleitete
Desari in einem Duett. Begeistert klatschte das Publikum den Takt.
Darius und Julian mussten Barack
gemeinsam festhalten, um ihn daran zu hindern, die verschlossene Tür aufzubrechen.
Er war außer sich vor Zorn. Darius sprach zu ihm und benutzte dazu den
telepathischen Pfad seiner Familie, mit dem sich Julian allmählich vertraut
machte. Er sprach den Befehl mit sanfter Stimme aus und versprach Barack,
Syndil zu beschützen. Der andere Karpatianer atmete tief durch und nickte
zögernd.
Julian löste sich in hauchfeinen
Dunst auf und schlüpfte unter der Tür hindurch in die Garderobe. Ruhelos gingen
die drei Leoparden auf und ab und knurrten gereizt. Als Julian versuchte, eine
telepathische Verbindung zu ihnen aufzubauen, fand er nur Chaos und blinde Wut
vor. In diesem Augenblick hätten die Leoparden jeden angegriffen, der durch
die Tür getreten wäre. Absichtlich hatte sich Syndil tief in den Körper des
Leopardenweibchens zurückgezogen, damit kein Angreifer sie von den echten
Raubkatzen unterscheiden konnte. Auch sie schlich gereizt und unruhig in der
Garderobe auf und ab. Selbst Julian vermochte nicht zu sagen, bei welchem
Leopardenweibchen es sich tatsächlich um Syndil handelte. Noch kannte er sie
nicht gut genug, um sie von den anderen Raubkatzen zu unterscheiden, zumal sie
sich hinter den Instinkten des Tieres versteckte.
Dann spürte Julian Darius'
Anwesenheit in der Garderobe. Desaris Bruder versuchte, die Raubkatzen zu
beruhigen. Der Vampir befand sich ganz in der Nähe und hatte es offenbar auf
Syndil abgesehen, jedoch so viele falsche Fährten gelegt, dass weder Darius
noch Julian seinen wirklichen Standort ausmachen konnten. Geduldig warteten
sie auf ihn, ganz nach der Art karpatianische Jäger. Irgendwann würde der
Untote schon angreifen.
Im nächsten Augenblick prallte
etwas mit einem lauten Krachen gegen die Tür. Die Wucht des Aufpralls war so
groß, dass sich
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