Dunkle Sehnsucht des Verlangens
seine Schulter
geschmiegt, die
Augen geschlossen, und ihre Haut
schimmerte so bleich, dass sie beinahe durchsichtig wirkte.
Fluchend schloss Julian die
Bisswunde über ihrer Brust. Dann strich er ihr schnell das lange Haar aus dem
Gesicht. »Desari. Sieh mich an, piccola. Öffne die Augen.« Es war ein deutlicher Befehl, der
allein seiner schrecklichen Furcht um ihr Wohlergehen entsprang.
Desari lächelte benommen und lehnte sich an ihn.
»Du musst trinken, cara. Ich habe dir in meinem unstillbaren
Hunger viel zu viel Blut genommen. Es ist unverzeihlich, dass ich auf dem
Höhepunkt der Leidenschaft dein Wohlergehen vergessen habe. Dafür gibt es keine
Entschuldigung, meine Liebste, aber du musst trinken.« Er presste ihren Mund an
seine Brust.
Doch Desari schien nicht mehr
die Kraft dazu zu haben. Sie murmelte kaum hörbare Liebesworte, während Julian
sie sicher auf den Boden brachte und ihre körperliche Vereinigung sanft
auflöste. Desari protestierte kaum, runzelte nur ein wenig die Stirn. Abermals
verfluchte Julian seinen Mangel an Selbstdisziplin. Doch Desari verurteilte ihn
nicht. Sie akzeptierte die animalische Seite seiner Natur.
Julian hielt sie in seinen
starken Armen und beugte den Kopf hinunter, um sie auf den Mundwinkel zu
küssen. Hör mir zu, piccola, Liebe meines Lebens. Ich habe zu viel von deinem Blut genommen. Du musst jetzt
unbedingt trinken. Diesmal waren seine Worte keine Bitte, sondern ein starker,
unmissverständlicher Befehl, den er mit seinen hypnotischen Fähigkeiten
verstärkte. Julian dachte nicht einmal darüber nach, sondern konzentrierte sich
nur darauf, für ihre Gesundheit und Sicherheit zu sorgen. Schnell öffnete er
eine Stelle an seiner muskulösen Brust und presste Desaris Mund dagegen.
Er war wütend auf sich selbst,
weil er sich so selbstsüchtig seiner Leidenschaft hingegeben hatte. Hatte er zu
viel Zeit mit wilden Tieren verbracht, dass er vergessen hatte, wie man sich
als zivilisierter Mann verhielt? Mit seinen neuen, heftigen Gefühlen umzugehen
war viel schwieriger, als den mächtigsten aller Vampire zu töten. Bisher war
alles in Julians Leben einfach und klar umrissen gewesen. Doch nun herrschte
in ihm plötzlich ständige Verwirrung. Er wollte Desari nicht verletzen oder
etwas tun, das sie schlecht von ihm denken ließ. Ständig befand er sich in
einem Kampf mit seinen Instinkten. Am liebsten hätte er sie mit sich genommen
und für immer an einen sicheren Ort gebracht.
Zärtlich legte Julian seinen
Kopf auf ihren. »Offenbar muss ich dich vor allem vor deinem eigenen Gefährten
beschützen.«
Desari regte sich in seinen
Armen, während sie seinen Befehl befolgte. Selbst in Trance spürte sie noch
seine schreckliche Wut auf sich selbst, seine Anklage, sie missbraucht zu
haben. Schnell sandte sie ihm eine Welle von Wärme und Liebe. Es gelang ihr
sogar, in Gedanken ein leichtes Lächeln zu formen und ihm die tiefe Liebe zu
zeigen, die sie für ihn empfand.
Auf wundersame Weise beruhigte
sich Julian tatsächlich. Er begann, seine Natur, sein karpatianisches Erbe zu akzeptieren.
Er konnte nichts an seinen Instinkten ändern. Desari erkannte alle seine
Stärken und gestattete ihm, sich selbst durch ihre Augen zu sehen. Auch damit
hatte sie ihm ein kostbares Geschenk gemacht, das er immer in Ehren halten
würde. Er verstand, warum karpatianischen Männer die ausgleichende Anwesenheit
ihrer Gefährtinnen so sehr brauchten. Die Frauen brachten Licht und Mitgefühl
in die Finsternis ihrer Seele.
Julian hob den Kopf und musterte
Desari eingehend. Es schien ihr besser zu gehen, und ihre Haut hatte wieder ein
wenig Farbe angenommen. Aufatmend weckte er sie aus ihrem Trancezustand. »Es
tut mir Leid, cara. Ich hätte viel behutsamer mit dir umgehen müssen.«
Zärtlich strich sie ihm mit den
Fingerspitzen über den Hals und erweckte damit nicht nur seine Leidenschaft,
sondern auch ein Gefühl der Liebe und Zugehörigkeit, das er nie gekannt hatte.
Ihr Lächeln ließ sein Herz schmelzen. »Ich liebe dich, Julian. Du würdest mir
nie Schaden zufügen, das weiß ich ganz sicher. Das war eine äußerst befriedigende
Erfahrung, wenn du es unbedingt wissen musst.«
Sanft strich ihr Julian übers
Haar, und seine Augen schimmerten wie geschmolzenes Gold. »Aber ich möchte dir
nicht nur Lust verschaffen, sondern etwas unvergleichlich Schönes mit dir
teilen. Und das kann ich nicht, wenn ich meine eigenen Instinkte nicht
kontrollieren kann.« Er betrachtete sie mit einem
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