Dunkle Sehnsucht des Verlangens
ihrer
Garderobe. Barack und Dayan wichen ihr nicht von der Seite. Desaris ungewöhnliches
Verhalten beunruhigte sie. Beide hatten die Anwesenheit des fremden Mannes im
Konzertsaal gespürt, vertrauten jedoch auf Darius. Sie würden seinem Beispiel
folgen, und bis jetzt machte er keine Anstalten, sich auf eine Konfrontation
mit dem Fremden einzulassen.
Desari schloss die Garderobentür
hinter sich, ohne die beiden eines Blickes zu würdigen. Dann ließ sie sich auf
einen Stuhl sinken und schlüpfte aus ihren Sandalen. Er war in ihrer Nähe.
Desari schminkte sich ab und wartete, atemlos und mit klopfendem Herzen. Sie spürte
seine Anwesenheit deutlich und wusste, dass sie auch Darius nicht entgangen
war.
Feine Nebelschwaden waberten
unter der Tür hindurch und sammelten sich vor ihr in einer milchigen Säule.
Desari hielt den Atem an. Kurz darauf wurde der gut aussehende Fremde
sichtbar. Desaris Herz setzte einen Schlag lang aus. Aus der Nähe betrachtet
wirkte er sehr Furcht einflößend. Unendlich stark. Seine markanten Gesichtszüge
waren streng und sinnlich zugleich, und in seiner Haltung erkannte Desari einen
Krieger, der im Laufe der Jahrhunderte unzählige Schlachten geschlagen hatte.
Er wirkte überaus anziehend und dennoch einschüchternd.
Nervös befeuchtete Desari ihre
Lippen mit der Zunge. »Du hättest nicht herkommen sollen. Es ist zu
gefährlich.« Der Klang ihrer Stimme ließ Julian erschauern. Die sanften Worte
schienen seinen Körper zu durchströmen und sich wie eine Umarmung um sein Herz
zu legen. »Ich konnte nicht anders, ich musste dich einfach sehen.«
»Darius wird dich töten, wenn er
dich hier findet.« Desari glaubte fest daran, und die Furcht stand deutlich in
ihren sanften grauen Augen geschrieben.
Angesichts ihrer unbegründeten
Furcht trat ein zärtlicher Ausdruck in seinen Blick. »So leicht lasse ich mich
nicht umbringen. Sorge dich nicht, piccola, ich habe dir heute Nacht etwas versprochen, und ich
beabsichtige, mein Versprechen zu halten.« Dann senkte er die Stimme und
betrachtete Desari voller Leidenschaft. »Komm mit mir.«
Ihr Herz klopfte schneller. Mit
jeder Faser ihres Körpers sehnte sie sich danach, ihn zu begleiten. Dieser Mann
erschien ihr unwiderstehlich. Sie spürte seine Sehnsucht, sein intensives,
brennendes Verlangen nach ihr. Der Teufel selbst schien sie in Versuchung zu
führen. Entschlossen schüttelte sie den Kopf. »Darius würde ...«
Julian unterbrach sie, indem er
ihre schmalen Hände in seine nahm. Seine Berührung entflammte sie und raubte
ihr den Atem. »Ich bin es langsam leid, immer von diesem Darius zu hören. Du
solltest dir lieber darüber Gedanken machen, was ihm geschieht, falls er mich
daran hindern sollte, dich mit mir zu nehmen.«
Desaris Augen blitzten zornig.
»Du kannst mich nicht dazu zwingen, wenn ich nicht mit dir gehen will. Du bist
genauso eingebildet wie mein Bruder. Aber immerhin weiß ich, dass er sich seine
Überheblichkeit redlich verdient hat. Wie steht es mit dir?«
Ein zufriedenes Lächeln spielte
um seine Mundwinkel. »Also ist dieser Darius dein Bruder. Das beruhigt mich ein
wenig. Und da du offenbar so viel von ihm hältst, möchte ich deine Illusionen
von seiner Großartigkeit nicht zerstören.«
Wütend sah Desari ihn an, doch
dann entdeckte sie das belustigte Funkeln in seinen golden schimmernden Augen.
Er neckte sie nur. Gegen ihren Willen musste Desari lachen.
»Begleite mich«, drängte er.
»Wir können spazieren oder tanzen gehen. Es ist egal, was wir unternehmen, cara, und wir werden niemandem
Schaden zufügen.« Seine Stimme Mang dunkel und samtig, nach sinnlicher
Verführung. »Ist das denn so viel verlangt? Erlaubt er dir nicht, deine eigenen
Freunde auszusuchen? Oder zu tun, was du möchtest?«
Julian hatte ihre Gedanken
gelesen und kannte ihren Wunsch nach Unabhängigkeit. Er wusste, wie sehr sie es
verabscheute, sich etwas vorschreiben zu lassen. Dennoch würde kein
karpatianischer Mann einer Frau jemals erlauben, allein und schutzlos
umherzuwandern. Er machte Darius keinen Vorwurf. Schließlich war es seine
Pflicht, Desari zu beschützen. Julian hätte an seiner Stelle genauso
gehandelt. Es gab noch so viele Fragen, die er seiner Gefährtin stellen wollte,
doch im Augenblick wartete er nur auf eine Antwort von ihr.
Sie schwieg, und ihre gesenkten
Lider verbargen den Sturm der widerstreitenden Empfindungen, der in ihr tobte.
Mehr als alles andere wünschte sie sich, mit diesem Mann zu gehen und nur
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