Dunkle Sehnsucht des Verlangens
Stimme nicht etwa, sondern senkte sie zu einem Flüstern. » Offne uns die
Tür.«
»Du musst aus dem Fenster
klettern«, riet Desari ängstlich und versetzte Julian einen Stoß gegen die
Brust. Doch es war ein Fehler gewesen, ihn zu berühren, denn sofort umfasste
Julian ihre Hände mit den seinen und presste sie an seinen muskulösen
Oberkörper.
»Ich bin durch die Tür gekommen, cara, und ich beabsichtige, den Raum
auf die gleiche Weise zu verlassen. Wirst du dich später mit mir treffen oder
bleiben wir gemeinsam hier?«
Desari spürte seinen Herzschlag
unter ihrer Handfläche. Ruhig. Kräftig. Es schien ihn nicht im Mindesten zu
beeindrucken, dass er von drei mächtigen Karpatianern gejagt wurde. Zärtlich
streichelte er ihren Handrücken mit dem Daumen, obwohl Desari verzweifelt
versuchte, sich von ihm loszumachen. Doch Julian war so unbeweglich wie ein
Fels. »Was soll ich nur mit dir tun?«, fragte sie verzagt.
»Versprich mir, dich mit mir zu
treffen. Du darfst deinen Bruder nicht über dein Leben bestimmen lassen.«
Julian hatte die Witterung der
Leoparden aufgenommen, die ruhelos in Flur auf und ab liefen.
Auch Desari war es nicht
entgangen. »Na gut, ich verspreche es«, gab sie schließlich nach. »Und nun
geh, bevor etwas Schreckliches passiert.«
Julian beugte sich hinunter und
streifte ihre zitternden Lippen sanft mit den seinen. Es war nur der Hauch
eines Kusses, und doch schien es Desari, als berührte die zärtliche Liebkosung
ihr Herz und ihre Seele. Julian lächelte sie an, und sie sah die Leidenschaft
in seinem Blick. »Also, piccola, öffne die Tür.«
Verzweifelt klammerte sich
Desari an den Stoff seines T-Shirts. »Nein, du verstehst nicht! Du kannst nicht
durch die Tür gehen.«
»Erinnere dich an dein
Versprechen, Desari. Du musst zu mir kommen.« Ein letztes Mal beugte sich
Julian zu ihr hinunter. Er konnte nicht anders. Sie duftete so frisch und rein
wie die Luft in den Bergen, die er so liebte. Ihre Haut war so zart wie
Rosenblüten. Julians drängendes Verlangen nach ihr wuchs. Zwar konnte er
seiner Leidenschaft im Augenblick Einhalt gebieten, musste Desari aber einfach
liebkosen, um zu spüren, dass auch sie sich nach ihm sehnte.
Seine Lippen fanden die ihren.
Heiß, drängend und besitzergreifend. Er legte ihr die Hand in den Nacken, um
sie festzuhalten, damit er sie ungestört erkunden konnte. Julian verlor sich in
seiner Sehnsucht nach Desari. Er zog sie in die Arme und hielt sie so eng an
sich gepresst, dass sie das Gefühl hatte, ganz mit ihm zu verschmelzen.
Doch dann hörte Desari ein
lautes Knurren vor der Tür zu ihrer Garderobe. Ängstlich versuchte sie, Julian
von sich zu stoßen. »Er wird dich umbringen! Bitte, bitte, geh, solange es noch
möglich ist.«
Sie sah so schön aus, dass
Julian einen Augenblick lang keinen klaren Gedanken fassen konnte. Allmählich
verschwand jedoch das brennende Verlangen aus seinem Blick, und er lächelte
Desari zärtlich an. »Komm zu mir, cara. Du musst dein Versprechen halten.« Nur widerwillig gab
er sie frei.
»Desari.« Darius sprach leise zu
ihr. »Er hat die Tür mit einem Zauberspruch abgesichert, der nur dir nichts anhaben
kann. Du musst uns öffnen. Wenn du den Türgriff berührst, kannst du den Zauber
aufheben und uns hineinlassen. Gehorche mir.«
Desari beobachtete, wie Julians
Gestalt durchsichtig wurde und sich dann in nichts aufzulösen schien. Hastig
sah sie sich um. Er musste doch irgendwo sein! Aber obwohl sie ihre gesamte
Garderobe absuchte, konnte sie keine Spur von ihm entdecken. Schließlich ging
sie zur Tür und ließ die Hand auf dem Griff ruhen. Wo steckte er nur? Mit
Sicherheit hatte er den Raum nicht durchs Fenster verlassen, denn es war fest
geschlossen und mit Jalousien verdunkelt.
Langsam öffnete sie die Tür. Ihr
Bruder baute sich vor ihr auf, und seine Züge drückten unerbittliche Entschlossenheit
aus. »Wo ist er?«
Barack und Dayan standen dicht
hinter ihm, um dem Eindringling d en Weg abzuschneiden. Die beiden Leoparden
gingen knurrend im Flur auf und ab.
Desari hob trotzig das Kinn.
»Ich will, dass ihr ihn in Ruhe lasst. Er hat mir das Leben gerettet.«
»Dieser Mann ist gefährlicher,
als du denkst«, warnte Darius leise. »Du weißt doch überhaupt nichts von ihm.«
Er betrat die Garderobe und
blickte sich gründlich um. »Er ist hier. Ich spüre seine Anwesenheit, seine
Macht.« Plötzlich packte Darius Desari heftig am Arm und zog sie an sich. »Hat
er dein Blut
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