Dunkle Sehnsucht des Verlangens
genommen?«
Desari schüttelte den Kopf und
versuchte, sich von ihm loszumachen. Mit einem leisen Fluch gab Darius sie frei
und schlug sich die Hand vor den Mund. Auf seiner Handfläche zeichnete sich
eine Brandwunde ab. Immer wieder ließ er seinen suchenden Blick durch den Raum
gleiten.
Barack und Dayan drängten sich
um ihn und betrachteten seine Verletzung. »Er ist hier. Ich spüre ihn deutlich«,
murmelte Darius bitter.
Wie konntest du das tun?
Du hast Darius verletzt, schimpfte Desari vorwurfsvoll. Sie war den Tränen
nahe. Eigentlich kannte sie solche Gefühlsausbrüche nicht, doch im Augenblick
konnte sie ihre Emotionen einfach nicht kontrollieren. Sie fühlte sich
schuldig, denn es kam ihr so vor, als hätte sie ihren Bruder verraten.
Er heilt die Wunde an seiner
Handfläche bereits. Außerdem sollte er wirklich wissen, dass er nicht so grob
mit dir umspringen darf. Das werde ich nicht akzeptieren, erwiderte Julian
ungerührt. Ihn schien die ganze Angelegenheit zu amüsieren, während Desari vor
Sorge nicht mehr wusste, wo ihr der Kopf stand.
Ich sollte Darius
verraten, wo du bist, gab sie ärgerlich zurück. Sein arroganter Tonfall
reizte sie. Manchmal waren Männer wirklich unerträglich.
Du weißt ja gar nicht, wo ich
bin. Aber wenn du möchtest, darfst du deinem Bruder gern von deinen Vermutungen
erzählen. Du hast meine Erlaubnis.
Obwohl Desari fest die Zähne
zusammenbiss, entfuhr ihr ein aufgebrachtes Zischen. Julian konnte froh sein,
im
Augenblick unsichtbar zu sein,
sonst hätte sie ihn in diesem Moment mit bloßen Händen erwürgt.
Darius musterte sie kühl. »Er
spricht zu dir. Was sagt er?«
»Dinge, für die er eine Ohrfeige
verdient«, antwortete Desari zornig. »Komm, Darius, wir wollen gehen.«
Barack stieß einen Triumphschrei
aus. »Er hat sich in Staub verwandelt. Seht euch an, wie unnatürlich der Staub
auf dem Boden und der Fensterbank aussieht.« Insgeheim war er stolz darauf,
dass er das Geheimnis vor Darius und Dayan gelüftet hatte. »Vielleicht sollten
wir einen kleinen Hausputz veranstalten.« Barack hatte sich die Hand am
Türgriff verbrannt.
Desari wurde blass. »Nein! Ihr
sollt ihn endlich in Buhe lassen.«
Barack trat auf einige
Staubflocken und stampfte sie in den Boden. »Er kann nicht einfach herkommen
und sich einbilden, dass du ihm gehörst. Irgendwie muss er dich verhext haben,
Desari. Und es ist unsere Pflicht, dich vor einem Mann wie ihm zu beschützen.«
Darius legte seiner Schwester
den Arm um die Schultern. »Hab keine Angst, Dara. Er ist viel zu klug, um sich
in Staub auf dem Fußboden zu verwandeln. Der Trick wäre zu offensichtlich. Er
hat den Staub selbst so angeordnet, um uns zu täuschen. Komm jetzt, wir wollen
gehen. Vermutlich hat er im Augenblick eine Gestalt angenommen, die noch
kleiner ist, als die Staubflocken auf dem Boden, und schwebt als winziges
Teilchen in der Luft. Damit ist er vor allen Feinden sicher.« Noch einmal sah
sich Darius in der Garderobe um und blickte zur Decke. »Ich selbst habe diesen
Trick mehr als einmal angewendet. Wir sollten jetzt wirklich gehen. Ich hoffe,
ihr habt euch voneinander verabschiedet.«
Desari folgte
ihrem Bruder. Er würde sie nicht anlügen, das wusste sie. Um ganz
sicherzugehen, fegten Dayan und Barack den Staub auf und spülten ihn im
Waschbecken in die Kanalisation. Zufrieden, sich des seltsamen Fremden
entledigt zu haben, gingen sie auf die Jagd und überließen es Darius, mit
seiner widerspenstigen Schwester fertig zu werden.
Kapitel 4
Als Desari aus dem Bus
schlüpfte, trug sie weiche, verwaschene Jeans und ein eng anliegendes
Baumwoll- T-Shirt mit V-Ausschnitt. In dieser Nacht hatte sie bewusst nichts zu
sich genommen und konzentrierte ihre Gedanken auf den quälenden Hunger, da sie
wusste, dass Darius vielleicht den Kontakt zu ihr suchen würde. Er war auf die
Jagd gegangen, und es war seine Art, gelegentlich nach ihr zu sehen.
Er hatte ihr eine lange, ernste
Strafpredigt gehalten, und im Augenblick war Desari überhaupt nicht in der Stimmung,
den Anweisungen ihres Bruders zu gehorchen. Sie hatte Julian versprochen, sich
mit ihm zu treffen, und wusste, dass er zu ihr kommen würde, wenn sie ihn
warten ließ.
Es ist sehr gefährlich. Sie suchte nach
ihm, um ihn wissen zu lassen, wie besorgt sie war. Darius und die anderen werden
mich beobachten.
Er schwieg. Gerade
als Desari annahm, vielleicht doch keinen telepathischen Kontakt zu ihm
hergestellt zu haben, antwortete Julian in seiner
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