Dunkle Sehnsucht des Verlangens
dich aber auch nicht belügen. Ich sorge mich um deine
Sicherheit. Deine Tourneepläne werden weit im Voraus bekannt gegeben. Im
Augenblick scheinst du zwar vor weiteren Angriffen der Sterblichen sicher zu
sein, doch wir müssen auch daran denken, dass sich möglicherweise Vampire in
dieser Gegend versammeln, um dich und die andere Frau zu finden.« Jetzt war es
noch wichtiger als je zuvor, dass es ihm endlich gelang, den Vampir zu aufzuspüren,
der ihn als sein Werkzeug missbraucht hatte, und ihn zu vernichten.
Anderenfalls würde Desari nie wieder in Sicherheit sein. Durch die Verbindung
zu Julian konnte der Vampir sie jederzeit finden. Doch diese Gedanken verheimlichte
er vor seiner Gefährtin.
Angesichts seiner letzten
Bemerkung zuckte Desari zusammen. »Der Name der anderen Frau ist Syndil. Ich
liebe sie wie eine Schwester. Du kannst sie jederzeit in meinen Erinnerungen
finden. Außerdem würden dir meine Gedanken auch verraten, warum wir sie ganz
besonders beschützen und warum sie es vorzieht, im Augenblick in der Gestalt
eines Leopardenweibchens zu leben.«
»Wenn sie sich in eine Leopardin
verwandelt, muss sie sich nicht mit ihrem traumatischen Erlebnis auseinander
setzen«, stellte Julian nachdenklich fest. »Aber dies ist nicht der richtige
Weg, Desari. Es zögert ihre Heilung nur hinaus. Ihr alle denkt einzig und
allein daran, ihr zu helfen, doch sie muss die Stärke in sich selbst finden.
Sie kann mit den Erlebnissen fertig werden. Aber es wird ihr nicht gelingen,
sich davon zu befreien, wenn sie das Geschehene weiterhin verdrängt. Sie muss
dazu ermutigt werden, wieder die Kontrolle über ihr Leben zu übernehmen.«
Verblüfft blickte Desari zu ihm
auf. »Wie kannst du all diese Dinge wissen, wenn du ihr noch nicht einmal
begegnet bist? Warum haben wir nicht erkannt, dass wir ihre Heilung
verzögern?« Ein schmerzlicher Unterton schwang in Desaris schöner Stimme mit.
»Meine Nachlässigkeit ist daran schuld, dass wir uns nicht eher um diese
Angelegenheit gekümmert haben.«
Julian lächelte sie an. »Du
bürdest dir zu viel auf, cara. Ihr alle habt versucht, sie zu beschützen. Anfangs
brauchte sie sicherlich Ruhe und Schutz. Doch jetzt liegen die Dinge anders.
Auch du wärst früher oder später zu diesem Schluss gekommen, nur hatte ich das
Glück, die Dinge zwar in deinen Erinnerungen, aber aus einer neuen Perspektive
betrachten zu können.«
Unruhig drängte sich Desari an
ihn, um die tröstliche Wärme seines Körpers zu spüren. Sofort zog Julian sie
fest an sich. Seine starken Arme umfingen sie und hielten sie an sein Herz
gepresst. »Es wird alles gut, Desari. Das verspreche ich dir.«
»Darius hat Dayan befohlen, dich
mit Respekt zu behandeln«, flüsterte sie an Julians Brust.
Gleichgültig zuckte Julian mit
den Schultern. Er brauchte weder die Anerkennung noch den Schutz eines anderen
Mannes.
Kapitel 8
Desari betrachtete Julians
Gesicht. Seine Züge wirkten undurchdringlich, wie in Stein gemeißelt. Sie
seufzte leise. Es würde nicht einfach sein, Julian in ihre Familie zu
integrieren. Er würde sich nicht so einfach einem anderen Mann unterordnen; er
ging immer seine eigenen Wege. Darius und er würden ständig aneinander geraten.
Die anderen Männer ihrer Familie würden ihn sicher mit Misstrauen behandeln,
und dieser Umstand allein wurde Öl auf die Flammen gießen. Julian war sehr
selbstsicher, verfügte über einen trockenen Sinn für Humor, der jedoch manchmal
ein wenig überheblich wirkte.
Besitzergreifend strich er
Desari über den Arm, verweilte einen Augenblick auf ihrer zarten Haut, bevor
er schließlich die Hände tief in ihr dunkles, seidiges Haar tauchte. Er beugte
sich zu ihr hinunter, sodass sein Mund dicht an ihrem Ohr war und sein warmer
Atem über ihre Haut strich. »Ich kann deine Gedanken lesen, cara mia, und du solltest deinem Gefährten
wirklich etwas mehr Vertrauen entgegenbringen. Dein Glück ist das Wichtigste
in meinem Leben. Wenn du möchtest, dass wir eine Zeit lang friedlich mit deiner
Familie zusammenleben«, in der es viel zu viele Männer mit Revieransprüchen
gibt, fügte
er stumm hinzu, »dann werde ich ihnen meine Freundschaft anbieten.«
Desari lachte laut auf. Julian hatte
versucht, aufrichtig zu klingen, hatte jedoch seinen Widerwillen nicht ganz verbergen
können. Immerhin war auch sie im Stande, seine Gedanken mühelos zu lesen.
»Männer mit Revieransprüchen? Was soll denn das bedeuten? Wir besitzen kein
Revier, es sei denn, du denkst
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