Dunkle Sehnsucht des Verlangens
musste wirklich ein sehr mächtiger Vampir gewesen sein, da er so viele
lebende Tote mit seinem Blut hatte ernähren können.
Darius empfand tiefen Respekt
für den Karpatianer, der dort einsam auf der Lichtung stand, jeder Zoll ein Ehrfurcht
gebietender Jäger. Die Tatsache, dass er nicht einmal in ein frisches Hemd
geschlüpft war, verriet Darius, wie schwach er sein musste. Doch selbst von
Schmerzen und Erschöpfung gezeichnet, war Julian bereit zu kämpfen.
Darius schoss aus dem Himmel
herab, wandelte seine Gestalt, als er den Boden berührte, und stürzte sich mit
dem lautlosen Geschick einer Raubkatze auf seine Beute. Der riesige Panter
schlug seine Reißzähne in die Kehle des ersten Ghouls und erledigte ihn mit
tödlicher Schnelligkeit. Dann ließ er die Leiche fallen und schlich lautlos
auf sein nächstes Opfer zu. Innerhalb weniger Sekunden war auch dieser Ghoul
ausgeschaltet.
Julian hatte Darius' Nahen und
seinen tödlichen Kampf gegen die beiden Unholde beobachtet. Er atmete langsam
aus. Auch die Ghouls trugen das giftige Blut des Vampirs in sich, daher war es
mehr als wahrscheinlich, dass auch Darius sich in dieser Nacht damit infizieren
würde. Über ihren Köpfen zogen sich dunkle, Unheil verkündende Wolken
zusammen, die den Mond verdunkelten. Blitze zuckten über den Himmel, und ein
heftiger Wind fegte durch die Bäume. Darius hatte den Sturm geschaffen, das
wusste Julian.
Einer der Ghouls rannte auf den
Bus zu, allein auf seine Mission konzentriert. Doch ehe er ihn erreichen
konnte, stand Julian vor ihm. Knurrend stürzte sich der Lakai des Untoten auf
ihn. Mit seinen riesigen, unförmigen Armen schlug er ungeschickt nach Julians
Kopf. Der Jäger wich den Schlägen mühelos aus und revanchierte sich dann mit
einem Hieb, der den Kopf des Ghouls traf, und der Lakai des Vampirs sank tot zu
Boden.
Dann eilte Julian auf den
nächsten Gegner zu, der sich gerade zum Angriff vorbereitete. Dieser lebende
Tote schwang eine Axt, die Julian nur um wenige Zentimeter verfehlte. Im
Stillen verfluchte der Karpatianer die Tatsache, dass er nur einen Arm benutzen
konnte. Dann jedoch trat er nach der Kreatur, die das Gleichgewicht verlor und
zu Boden fiel. Julian versetzte ihm den tödlichen Schlag auf den Kopf, gerade
als der dritte Ghoul ihn erreichte. Obwohl er sich nur sehr langsam bewegte,
war dieser Unhold kräftig und schlau. Er griff Julians verletzte Schulter an,
rammte ihn mit der Wucht eines kämpfenden Stieres. Der Schmerz explodierte in
Julians Körper mit ungeheurer Gewalt und zwang ihn, in die Knie sinken, ehe er
die Kraft fand, seine Schulter zu betäuben. Plötzlich konnte er kaum noch
atmen, und die Schmerzen waren so qualvoll, dass sie ihm Übelkeit verursachten.
Ein Blitz schlug mitten in den
Körper des Angreifers. Dann traf ihn ein orangefarbener Feuerball, der wie ein
Komet vom Himmel stürzte. Das Ungeheuer ging in Flammen auf, stieß ein schreckliches
Geheul aus und zerfiel zu Asche. Dann sprangen die Flammen, von Darius gelenkt,
auf die anderen Ghouls über und töteten sie mit der gnadenlosen Leichtigkeit,
die nur einem sehr erfahrenen Jäger zu Eigen war.
Gleich darauf legte Darius den
Arm um Julian und hob ihn hoch. Seine erstaunlichen Körperkräfte gestatteten es
ihm, den ausgewachsenen Mann wie ein Kind in seinen Armen zum Bus zu tragen.
»Kannst du den Bannzauber aufheben?«, fragte er. Darius' Stimme klang noch
immer ruhig und ungerührt. Er atmete nicht einmal schwer - trotz des langen
Flugs, des anstrengenden Kampfes und der Last, die er in seinen Armen trug.
Julian nickte und begann damit,
die komplizierten Zaubersprüche rückgängig zu machen. Gleich darauf stieß
Desari die Tür auf und trat zur
Seite, damit ihr Bruder ihren Gefährten hereintragen konnte. Ängstlich folgte
sie ihnen zum Bett. Im Bus war es dunkel, nur einige Duftkerzen spendeten ein
wenig Licht. Das wohltuende Aroma von Heilkräutern erfüllte die Luft, sodass
Julian mit jedem Atemzug den heilsamen Duft in seinen Körper aufnahm, der dort
seine schmerzstillende Wirkung entfaltete.
»Wird er wieder gesund? Kannst
du ihm helfen?«, wollte Desari ängstlich wissen. Sie stand hinter Darius und
versuchte, an ihm vorbei einen Blick auf ihren Gefährten zu werfen.
»Er hat Recht. Das Gift des
Vampirs ist stark und ungewöhnlich. Ich möchte, dass du nicht in seiner Nähe
bist. Hilf den anderen mit dem rituellen Gesang und gib mir etwas von deiner
Stärke. Ich werde erst Julian heilen und dann mich
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