Dunkle Sehnsucht des Verlangens
Doch seine Gefühle, die Farben in
seinem Leben und das Verlangen nach Desari waren noch immer so neu und
faszinierend, dass er davon geblendet worden war. Offenbar hatte er sich in
letzter Zeit viel zu sehr mit seiner Gefährtin und seinen eigenen Bedürfnissen
beschäftigt, um auf die Bedrohung in seiner Umgebung zu achten.
Desari? Sanft berührte er ihren Geist,
um sich zu vergewissern, dass sie nicht in Gefahr schwebte.
Hier ist alles in Ordnung,
Julian. Soll ich zu dir kommen? Ihre Stimme wirkte wie ein frischer Lufthauch in
seinen Gedanken.
Nein! Seine Warnung klang scharf. Auf keinen Fall, cara. Kehre ins Lager zurück und
warte dort auf mich. Julian war dankbar für die Schönheit ihrer Stimme und sehnte sich
danach, den Anblick von Tod und Zerstörung endlich hinter sich lassen zu
können und bei seiner Gefährtin Trost zu suchen.
Desari zog sich ohne Protest
zurück. Sie spürte seine Erschöpfung und wusste, dass er das wahre Ausmaß
seiner Verletzungen vor ihr verbarg. Dann ging sie auf die Jagd. Er würde ihr
Blut brauchen, das wusste sie; deshalb achtete sie darauf, nur Frauen
auszuwählen. Im Augenblick konnte sie einen von Julians Eifersuchtsanfällen
wirklich nicht gebrauchen.
Julian, der eine schwache telepathische
Verbindung zu ihr aufrechterhalten hatte, lächelte, als er ihre Gedanken las.
Im Augenblick fühlte er sich zwar zu schwach für einen Eifersuchtsanfall, war
jedoch dankbar, dass sie auf seine Gefühle Rücksicht nahm. Er verbrannte die
Leichen der beiden Männer und verteilte ihre Asche weit in der Gegend. Ihr Zelt
und der gesamte Lagerplatz sahen verkohlt und verwüstet aus, als wäre das Zelt
in einem besonders heftigen Gewitter vom Blitz getroffen worden. Die Polizei
würde die Leichen der beiden Männer niemals finden und vermutlich annehmen,
dass sie ertrunken und von der Strömung des Flusses mitgerissen worden waren.
Julian empfand Mitleid mit den Familien der beiden Männer, durfte jedoch keine
Spur vom Werk des Vampirs zurücklassen, die vielleicht von einem sterblichen
Leichenbeschauer entdeckt und analysiert werden würden. Der Schutz seines
Volkes stand über allem. Er hatte keine andere Wahl. Ein letztes Mal sah er
sich am Flussufer um. Als er sicher war, alle Spuren des Vampirs verwischt zu
haben, machte er sich auf den Weg zum Lager.
Kapitel 10
Desari trat gegen den Reifen.
»Das verdammte Ding weigert sich einfach anzuspringen. Ich wusste es! Ich
wusste, dass es zum ungünstigsten Zeitpunkt passieren würde.« Frustriert
versetzte sie dem Reifen erneut einen Tritt.
Julian stand leicht schwankend
im Schatten der Bäume und betrachtete Desaris schlanke Gestalt. Sie war so anmutig
wie fließendes Wasser, und ihr schwarzes Haar legte sich um ihre Schultern wie
ein Umhang aus reiner Seide. Sie war wunderschön, selbst wenn sie einen
Wutausbruch hatte.
Plötzlich drehte sie sich um und
entdeckte ihn unter den Bäumen. Sofort trat ein sorgenvoller Ausdruck in ihr
Gesicht. Julian sah bleich und angestrengt aus, und sein Blut hatte das weiße
Hemd rot gefärbt. Er wirkte so müde, dass Desari sich große Sorgen um ihn
machte. Sofort lief sie zu ihm und legte ihm den Arm um die Taille, um ihn zu
stützen. »Lehne dich an mich, Julian«, bat sie fürsorglich. Er war zum
Lagerplatz zurückgegangen, war nicht geflogen oder hatte seine erstaunliche
Geschwindigkeit in irgendeiner Weise benutzt. Die Tatsache allein verriet ihr,
wie geschwächt er sein musste.
Er legte ihr den Arm um die
Schultern und stützte sich nur ganz leicht auf sie. Desari sah so ängstlich
aus, dass er ihr am liebsten einen Kuss gegeben hätte, um sie zu beruhigen,
doch das Gift breitete sich in ihm aus, und er wollte kein Risiko eingehen, sie
womöglich damit zu infizieren. »Du musst Darius zu uns rufen, Desari«,
flüsterte er. Unterwegs hatte er gründlich über seine Lage nachgedacht. Am
liebsten hätte er Gregori zu sich gerufen, den Heiler, den er kannte und dem er
vertraute, doch er durfte keine Zeit verlieren. Also würde er auf Darius'
Fähigkeiten und Erfahrung zurückgreifen müssen.
Desari half ihm die Stufen
hinauf in den Bus. Mit zitternden Knien ging Julian den Gang entlang und ließ
sich auf die Couch sinken. »Du brauchst Blut, Julian, und wenn du dann erst mal
in der Erde liegst, wirst du schnell wieder gesund sein.« Sie klang besorgt,
obwohl sie sich alle Mühe gab, sich nichts anmerken zu lassen.
Julian schüttelte den Kopf. »Rufe
nach Darius.« Immer wieder fielen ihm die
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