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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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war das für seine Artgenossen verräterischer als ein Ständer bei einem Menschen.
    »Okay«, sagte er ein wenig heiser. Dann zog er seine Aura um sich zusammen, und die unsichtbare Energie, die ihn umgab, schwächte sich ab, bis nur noch das leichte Prickeln eines Durchschnittsvampirs zu spüren war. Gleichzeitig riss meine Gefühlsverbindung zu ihm ab, abrupt wie ein unterbrochenes Handygespräch. Nur sehr alte Vampire oder Meister konnten sich derart abschirmen, was sie umso ge-fährlicher machte. Irgendwann würden wir uns vielleicht zu erkennen geben, aber anscheinend wollte Bones, dass wir uns erst einmal bedeckt hielten.
    Wir näherten uns dem Eingang des »Bite«. Die Men-schenschlange, die auf Einlass wartete, war kürzer als sonst, aber das führte ich auf die Tatsache zurück, dass es Mitt-wochabend war und nicht Wochenende. Wir stellten uns nicht an, da unser fehlender Pulsschlag uns quasi auf die VIP-Liste setzte. Aber sobald wir der großen, muskulösen Türsteherin so nahe gekommen waren, dass sie uns erkannte, streckte sie uns abwehrend die Hand entgegen.
    »Stopp. Verses ist sauer auf euch.«
    Bones schenkte der Vampirin sein charmantestes Lächeln.
    »Na, na, Trixie, wegen dieser Kleinigkeit kann er doch un-möglich so aufgebracht sein.«
    Ungläubig sperrte sie den Mund auf, sodass ihre vergolde-ten Eckzähne sichtbar wurden. »Kleinigkeit? Ihr habt seinen Parkplatz in Schutt und Asche gelegt!«
    »Hol ihn wenigstens her, damit er uns selbst sagen kann, dass wir die Mücke machen sollen, wenn er das wirklich so sieht«, antwortete Bones noch immer entspannt lächelnd.
    Trixie ließ ein aufgebrachtes Schnauben hören, knurrte aber jemandem, den ich nicht sehen konnte, den Befehl zu, den Besitzer zu holen. Ein paar Augenblicke später tauchte ein großer schwarzer Ghul mit eindeutig finsterem Gesichtsausdruck auf.
    »Ihr habt ja Nerven, noch mal hier aufzukreuzen ...«, fing Verses an.
    »Ach komm schon, mein Bester, es war nicht unsere Schuld, und das weißt du auch«, unterbrach Bones ihn und klopfte ihm auf die Schulter. »Das hätte jedem passieren können, aber heute wollen wir bloß etwas trinken und ein bisschen tanzen.«
    Falls das möglich war, verfinsterten sich die mokkafarbe-nen Züge des Ghuls noch mehr. »Bilde dir nicht ein, bloß weil wir seit achtzig Jahren befreundet sind, wäre ich dumm genug, dir das abzukaufen. Mein Etablissement soll ein Ort des Friedens für alle Spezies sein. Keine Gewalt auf meinem Grund und Boden, und der Parkplatz gehört dazu\ «
    »Tut mir echt leid, was passiert ist, aber diesmal werden wir nicht mal einen Strohhalm falsch herum knicken«, meldete ich mich zu Wort und schenkte Verses mein gewin-nendstes Lächeln.
    »Garantiert«, fügte Bones hinzu, auch sein Grinsen wurde breiter. »Auf meine Ehre, Kumpel.«
    »Und auf deine Kreditkarte, falls irgendwas hier auch nur eine Beule abbekommt«, schoss Verses mit einem Schnauben zurück. »Na schön. Kommt rein, aber dass ich es nicht bereue.«
    Dass das »Bite« kein gewöhnlicher Club war, konnten selbst Menschen, die die Vibrationen der untoten Gäste nicht wahrnehmen konnten, auf den ersten Blick erkennen.
    Erstens waren die Lichtblitze, die über die Decke zuckten, sehr viel gedämpfter als in anderen Läden, und dunkler als gesetzlich zulässig war es ebenfalls. Die Musik hier tat mir nicht in den Ohren weh, ein weiteres Zugeständnis an die scharfen Sinne der Untoten.
    Der auffälligste Unterschied allerdings war, dass die Gäste nicht nur an den Bars ihre Drinks holen konnten. In Sepa-rees, auf der Tanzfläche und sogar in allen möglichen Ecken hielten sich Pärchen in Umarmungen gefangen, die bei nä-
    herem Hinsehen eher brutal als leidenschaftlich anmuteten.
    Blutgeruch schwängerte die Luft mit seinem leicht kupf-rigen Aroma, das Bones' Geschmacksknospen vielleicht kitzelte, mich jedoch kaltließ, weil es von menschlichem, nicht von vampirischem Blut ausging.
    »Wie lange willst du warten, bis wir uns trennen?«, murmelte ich Bones zu, sobald wir uns von Verses entfernt hatten. Falls der Inhaber des »Bite« uns noch beobachtete, durf-ten wir nicht sein Misstrauen wecken, indem wir uns gleich voneinander entfernten, nachdem wir ihm so erfolgreich weisgemacht hatten, wir wären nur zum Spaß hier.
    »Trinken wir erst einmal was. Danach kannst du dir vielleicht die Nase pudern gehen und auf dem Rückweg ein bisschen trödeln. Dann suche ich mir einen Blutspender und lasse mir bei der Auswahl

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