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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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ordentlich Zeit«, antwortete Bones genauso leise.
    Guter Plan. Immerhin würden wir den Journalisten sofort erkennen, wenn er hier war. Ich ließ mich von Bones zur Bar führen, froh darüber, dass bis jetzt nur meine eigenen Gedanken in meinem Gehirn ratterten. Bei dem hohen Anteil an untoten Gästen im Club hoffte ich, dass mich irgendwelche herumschwirrenden Gedanken, die ich vielleicht noch auffangen würde, nicht so umhauen würden wie im Einkaufszentrum. Wie es aussah, hatte es Vorteile, sich in Etablissements zu bewegen, in denen meinesgleichen verkehrte, statt sich größtenteils mit Sterblichen zu umgeben.
    Meinesgleichen . Wie seltsam, dass ich inzwischen so empfand. Bis zu meinem sechzehnten Geburtstag hatte ich nicht gewusst, dass ich ein Vampir-Mischling war, die folgenden acht Jahre lang hatte ich Vampire gehasst und dann Bones kennengelernt. Nun, mit neunundzwanzig, war ich zwar erst seit einem knappen Jahr eine vollwertige Vampirin, konnte mich aber schon kaum noch daran erinnern, wie ich als Mensch gedacht hatte. Immerhin hatte ich mich nicht mehr als Mensch gefühlt, seit meine Mutter mir erzählt hatte, was mich von den anderen unterschied.
    »Einen Gin Tonic und einen Whiskey pur«, wandte sich Bones an den Barkeeper.
    Seltsamerweise musste ich daraufhin lächeln. Manches änderte sich eben doch nie.

    Ich war gerade auf dem Rückweg von meinem dritten Toi-lettenausflug und dachte, dass meine Nase nicht weniger glänzen könnte, als ein Aufschrei meinen Kopf herumfahren ließ.
    »Loslassen!«
    Trotz der Musik und des Umgebungslärms war das Wort gut zu verstehen. Ich drehte mich um und steuerte in Richtung des Schreis, als mir klar wurde, dass er aus dem Sitzbereich kam, wo ich Bones zum ersten Mal begegnet war.
    Eine Gruppe von Vampiren hatte sich zu einem Kreis ge-schart, die Rücken mir zugewandt. Sie hatten jemanden in die Mitte genommen, und wie es sich anhörte, war derjenige nicht glücklich darüber.
    »Hände weg von mir!«, hörte ich die Stimme wieder. Sie klang so schrill, dass ich mir nicht sicher war, ob ich sie kannte.
    »Ihr kennt die Regeln. Nicht im Club«, tönte der DJ. Was außerhalb des Clubs passieren würde, schien ihn nicht besonders zu kümmern.
    Ich erreichte die Vampire genau in dem Augenblick, als sie den schreienden Mann aus meinem Gesichtsfeld stießen.
    Dem hektischen Pochen in seiner Brust nach zu urteilen, war er ein Mensch.
    »Was liegt an, Leute?« Mein Tonfall war beiläufig, die unter meinem Top versteckten Silberwaffen rührte ich nicht an. Schließlich hatte ich Verses versprochen, dass wir uns diesmal an die Hausordnung halten würden.

    Einer der Vampire bedachte mich mit einem feindseligen Blick. »Geht dich nichts an, Rotschopf.«
    Bones kam herbeigeschlendert. Offenbar hatte er gehört, dass eine Auseinandersetzung stattfand, und auch, dass ich in sie verwickelt war. Er lächelte den Vampiren zu, aber das war es nicht, was sie dazu brachte, ihm ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken. Es war die Macht, die Bones freisetz-te, als er seiner Aura freien Lauf ließ, sodass sie brodelnd wie ein Geysir die Atmosphäre mit ihren unsichtbaren Strö-
    mungen erfüllte.
    »Ich glaube, meine Frau hat euch eine Frage gestellt«, bemerkte er in trügerisch sanftem Tonfall.
    Es war zwar sehr unemanzipiert von mir, aber als ich den Argwohn sah, der sich auf den Gesichtern der Vampire breit-machte, musste ich mir auf die Innenseite der Wangen bei-
    ßen, um nicht laut loszulachen. Habt wohl gerade gemerkt, dass ihr im Rudel nicht automatisch stärker seid, Jungs?
    »Der Sterbliche ist ein Spitzel«, wandte sich der Typ, der mich so angeraunzt hatte, in sehr viel respektvollerem Tonfall an Bones. »Ich habe gesehen, wie er reingekommen ist und Fragen über unseresgleichen gestellt hat. Jetzt haben wir ihn beim Fotografieren ertappt. Das können wir nicht tolerieren, das ist dir doch wohl klar.«
    Hinter den vielen Vampiren konnte ich noch immer niemanden erkennen, aber bei dem Opfer handelte es sich bestimmt um den von uns gesuchten Journalisten. Und wenn er erst außerhalb des Clubs war, steckte er tief in der Schei-
    ße. Vampiren und Ghulen war jedes Mittel recht, um sicherzustellen, dass den Sterblichen, bis auf wenige Ausnahmen, verborgen blieb, mit welch mythischen Kreaturen sie sich den Planeten teilten.

    »Überlass ihn mir«, sagte ich geistesgegenwärtig. »Ich verpasse ihm eine Gehirnwäsche und mache seine Ausrüstung unbrauchbar. Ist doch nix

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