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Dunkle Sehnsucht

Dunkle Sehnsucht

Titel: Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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Zentimeter zu bewegen.
    Ihm zulächelnd hielt ich die Position und zählte im Geist bis zehn, bevor ich seinen Arm langsam, aber stetig herunter-zudrücken begann. Ich wollte ihn ja nicht demütigen, indem ich seine Hand auf den Tisch donnerte, bevor er überhaupt wusste, wie ihm geschah. Nitro konnte ja nichts dafür, dass er keine Ahnung hatte, wie ungewöhnlich stark ich bereits auf die Welt gekommen war und dass durch Bones' Blut auch noch etwas von dessen Kraft in mir steckte. Der arme kleine Kraftmeier hatte nicht die geringste Chance.
    Gemurmel erhob sich aus der Menge und übertönte sogar die Musik, als Nitros Arm sich langsam dem Tisch näherte.
    Falten zerfurchten sein Gesicht, und ein scharfes Keuchen entfuhr ihm, als er sich immer stärker gegen mich ins Zeug legte. Ich ließ ihn den Arm wieder ein paar Zentimeter hoch-drücken - das männliche Ego ist schließlich ein zerbrech-liches Ding -, bevor ich ihn so heftig auf den Tisch donnerte, dass das Resopal einen Sprung bekam.
    Das müssen wir bezahlen, bevor wir gehen, dachte ich, während die Zuschauer in überraschte Rufe ausbrachen.
    Ungläubig starrte Nitro seinen Arm an. Dann ging sein Blick wieder zu mir, während ich noch damit beschäftigt war, meine Finger von seinen zu lösen und die vorübergehen-de Taubheit herauszuschütteln. Ganz zum Schluss hatte er noch einmal alles gegeben.
    »Wie zum Teufel bist du so stark geworden?«, wollte er wissen. »Du kannst noch nicht länger als ein Jahr untot sein!«
    »Gut geschätzt«, antwortete ich. »Diesen Herbst ist das Jahr voll, aber ich verrate dir ein Geheimnis: Ich hatte schon lange vorher Vampirkräfte.«
    Er runzelte die Stirn. Dann dämmerte es ihm, und er lachte. »Rothaarig, schön und tough. Du musst die Gevatterin Tod sein.«
    Ich grinste. »Nenn mich Cat.«
    Er warf Bones einen Blick zu und konnte sich natürlich denken, wer er war. Bones bekam es nicht mit; er war zu sehr damit beschäftigt, seine Gewinne einzustreichen. Kom-mentare wie »Ach, herrlich« und »Nächstes Mal habt ihr mehr Glück, Jungs« waren von ihm zu hören. Als er wieder herbeigeschlendert kam, hatte er ein dickes Bündel Scheine in der Hand. Die meisten Vampire konnten sich mit dem, wie sie es nannten, »neuen« Kreditkartentrend noch nicht so recht anfreunden und trugen weiterhin Bares mit sich herum.
    »Typisch, dass du daraus noch Profit schlägst«, bemerkte ich amüsiert.
    Seine Lippen kräuselten sich. »Wer nichts wagt, der nichts gewinnt.«
    Nitro musterte uns kopfschüttelnd. »Dann muss ich meine Schulden wohl auch mal begleichen.« Mit diesen Worten ging er zu seinen Freunden und zog den Journalisten zwischen den Vampiren hervor. Er versetzte dem Mann einen leichten Schubs, der ihn nichtsdestotrotz wie ein Häufchen Elend zu meinen Füßen landen ließ.
    »Er gehört dir, Gevatterin«, verkündete er gedehnt.
    Ich führte eine Hand an die Braue und brachte ihm einen beschwingten Salut dar. »War mir ein Vergnügen, mit dir Geschäfte zu machen, Nitro.«
    Darauf musste er lachen. »Nächstes Mal lasse ich mich bestimmt nicht von deinem Kleinmädchencharme einlullen.«
    »Schäm dich nicht, mein Freund«, meinte Bones. »Als wir uns zum ersten Mal begegnet sind, hat sie mich genauso an der Nase herumgeführt, bis ich sie einen Vampir habe töten sehen, der siebenmal so alt war wie sie.«
    Damit ging Bones zum nächsten Bartresen und klatschte sein Bündel Bares darauf. »Die Drinks gehen auf mich, bis das hier ausgeht«, verkündete er und erntete Applaus.
    Ich sah, wie er Verses zuzwinkerte und der Ghul widerstrebend den Kopf schüttelte. Den Schaden, den wir bei unserem letzten Besuch angerichtet hatten, konnte Bones vermutlich nicht wiedergutmachen, aber es war ein Anfang.
    Leise lachend trollten sich Nitro und seine Leute, um sich Drinks zu bestellen. Die Zuschauermenge verlief sich. Jeder widmete sich wieder dem Tanzen, dem Trinken oder was immer er vor dem Zwischenfall getan hatte. Ich sah auf den Mann mit dem von der groben Behandlung zerzausten, rot-braunen Haar hinunter, der sich mühsam vom Boden aufrappelte.
    Ja, das war der Typ, den wir suchten.
    »Hi Timmie«, grüßte ich ihn mit leiser Stimme.
    Ruckartig hob er den Kopf, sodass ich seinen Stoppelbart und die Fältchen um die Augen sehen konnte. Er war nicht mehr der schlaksige Junge, der in der Zeit, als ich tagsüber das College besucht und nachts Vampire gejagt hatte, mit mir im selben Haus gewohnt hatte. Nicht nur der Stoppelbart, die

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