Dunkle Symphonie der Liebe
übe ständig, aber manchmal misslingt es mir immer noch. Warum
haben Sie es noch nicht versucht?«
»Ich bin nicht wie du.«
»Doch, sind Sie. Sie sind
Byrons Gefährtin. Sie -«
»Josef.« Die Warnung in Byrons
Stimme war nicht zu überhören. »Das reicht. Du gehst sofort in die Villa
zurück. Antonietta hat Recht, hier draußen bist du nicht sicher.« Obwohl ich glaube, dass
ihm eher von mir Gefahr droht als von einer anderen Seite.
Er ist doch noch ein Junge.
Das sagt Eleanor mir auch
ständig.
»Kann ich nicht mit euch
mitkommen, Onkel Byron? Mom erlaubt mir gar nichts. Als ich die Mauer der Villa
raufklettern wollte, hat sie Zeter und Mordio geschrien. Mit ein bisschen
Anlauf kann ich ganz schön hoch springen, aber irgendwie hab ich es noch nicht
raus, an einer senkrechten Wand hochzukommen. Ich brauche festen Halt für
meine Hände und Füße.«
Byron seufzte. »Du versuchst,
mit deinem Körper zu arbeiten. Benutz deine geistigen Kräfte. Du bist zu sehr
auf deine Körperlichkeit fixiert.«
Antonietta fröstelte. Der Wind
konnte schneidend kalt sein. Byron zog sofort seine Jacke aus und legte sie ihr
um die Schultern. Sie war überrascht, wie warm der Stoff war.
»Geh zur Villa zurück, Josef.
Ich werde morgen ein bisschen mit dir üben, obwohl du nicht vergessen darfst,
dass du diese Fähigkeiten vor Leuten, die nicht zu unserem Volk gehören, weder
einsetzen noch erwähnen solltest. Wir sind eher bemüht, möglichst wenig
aufzufallen.« Byron gab sich große Mühe, nicht so gereizt zu klingen, wie er
sich fühlte.
»Ist doch niemand in der Nähe.
Du warst so damit beschäftigt, Antonietta zu küssen, dass ich dachte, ich
könnte mich hier oben anschleichen und dir einen Streich spielen.«
»Du kannst von Glück reden,
dass ich dich nicht mit einem Blitz durchbohrt habe. Geh nach Hause. Ich möchte
mit meiner Gefährtin allein sein.«
Josef stieß einen tiefen
Seufzer aus. »Ich darf nie ein bisschen Spaß haben! Ich finde es einfach nicht
fair, dass man mir ständig predigt, dass ich noch damit warten muss, etwas zu
lernen.«
Genug! Byron stieß den stummen Befehl
mit zusammengebissenen Zähnen hervor. Tu, was ich dir sage!
Josef richtete sich mürrisch
auf. Sein Körper verblasste und schimmerte leicht, aber ansonsten passierte nichts.
Byron schloss die Augen und bat in einem stummen Gebet um Geduld. »Josef, du
musst das Bild im Geist festhalten.«
»Das macht Dad immer für mich.«
»Wie bist du dann überhaupt
hierhergekommen? Wenn ich es für dich mache, lernst du es nie.«
Antonietta schmiegte sich an
Byron. »Wenn du mit mir fliegen willst, könnten wir ihn doch nach Hause
begleiten, oder?«
Byron küsste sie auf die
Schläfe. »Du bist eine sehr verständnisvolle Frau.«
»Danke, dass du das auch schon
bemerkt hast.« Antonietta machte eine Handbewegung in die Richtung, in der sie
Josef vermutete. »Komm mit! Byron will mich auf einen Flug mitnehmen. In das
Vergnügen eines solchen Erlebnisses bin ich noch nie in meinem Leben gekommen.«
»Ich werde die Gestalt eines
geflügelten Drachens annehmen. Mit den Klauen kann ich dich gut festhalten,
und wenn du unsicher wirst, merke ich es gleich, und wir können sofort zur Erde
zurückkehren.«
»Ein Drache mit Schuppen?«
»Ja, meinetwegen auch mit
Schuppen.«
»Darf ich mir eine Farbe
aussuchen?«
Byron lachte. »Welche Farbe
hättest du denn gern?«
»Als ich ein kleines Mädchen
war, las mir meine Mutter immer aus einem Buch von einem Drachen mit herrlich
schillernden blauen Schuppen vor. Das klang für mich wunderschön. Ich sehe
den Drachen immer noch vor mir, zartblau schimmernd, genau wie auf den Bildern
in meinem Buch. Es ist eine sehr lebendige Erinnerung.«
»Dann wird dein Drachen
zartblau schimmern.« Er zog sie an sich und fuhr mit seinen Lippen über ihren
Hals.
»Warum kann ich nicht auf dem
Drachen reiten? In den
Büchern saß immer ein Reiter
auf dem Rücken des Drachen. Nur der arme Dummkopf, der gefressen werden sollte,
hing vorne in den Klauen.« Antonietta spürte, wie Byrons Zähne über die
hektisch pochende Pulsader in ihrer Halsbeuge strichen, und ein Schauer
überlief sie. Die leichte Berührung war unglaublich erregend. Jetzt bohrten
sich seine Zähne leicht in ihr Fleisch, und ein heißer Feuerstrahl schoss durch
ihre Adern. Seine Zunge strich über ihre Haut und linderte den Schmerz.
»Ich will nicht riskieren, dass
du hinunterfällst.« Die Worte wurden mit seinem warmen Atem leise an ihren
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