Dunkle Symphonie der Liebe
anstellen mag. Wenn es hart auf
hart kommt, wird er immer eine emotionale Entscheidung treffen.«
»Du willst das Unternehmen
nicht.« Ihr Haar war weich, ihr Mund sehr verführerisch. Er nahm ihr die dunkle
Brille ab und strich mit seinen Lippen über ihre Lider.
»Nein. Ich bin Künstlerin. Ich
will mich meiner Musik widmen. Wahrscheinlich bin ich egoistisch. Es passt mir
gar nicht, das, was ich am liebsten tue, zu unterbrechen, um an endlosen
Besprechungen teilzunehmen. Paul hat die entsprechenden Fähigkeiten, allerdings
nicht die Persönlichkeit, um das Familienunternehmen zu leiten.«
Seine Hand stahl sich unter ihr
Kinn und hob ihr Gesicht an. »Ich liebe es, dich zu küssen. Ich könnte eine
ganze Lebenszeit oder zwei damit verbringen.«
»Komisch, mir geht es genauso.«
Sie bot ihm ihren Mund dar und ließ sich von Byrons Zauber gefangen nehmen. Der
Wind, der von der See kam, war frisch und kühl und wirkte wie ein Kontrapunkt
zu den Flammen, die zwischen ihnen aufloderten.
Ein Schatten zog über sie
hinweg, ein kurzer Streifen Grau vor dem Mond. Byron wusste sofort, dass sie
nicht mehr allein waren. Er fuhr herum und schob Antonietta hinter sich. Rühr dich nicht von der
Stelle, und gib keinen Laut von dir.
Was ist los?
Das weiß ich noch nicht.
Wachsam suchte er die Umgebung nach Feinden ab. Es war weder ein Anzeichen von
einem Vampir noch der Geruch des Jaguars zu bemerken. Die Störung kam von oben,
von den Ecktürmchen über ihren Köpfen.
Byron verengte sein Blickfeld,
um sorgfältig jeden Zentimeter der Giebel und Dächer zu überprüfen. Als er aus
dem Augenwinkel eine leichte Bewegung wahrnahm, erstarrte er.
Der Wasserspeier, der direkt
über ihm nach vorn ragte, starrte ihn aus roten, glühenden Augen an. Ein lautes
Knarren war zu hören, als der gewaltige gemeißelte Kopf sich ein wenig zur
Seite wandte und die Schwingen sich fast zwei Meter weit spannten, als wollte
das Geschöpf im nächsten Moment abheben.
Antoniettas Hand
schloss sich an seinem Rücken krampfhaft um sein Hemd. Gleichzeitig verschmolz
sie mit seinem Bewusstsein. Sie konnte nicht sehen, was er sah, aber sie empfing
einen scharfen Eindruck von dem Bild in seinem Kopf. Das ist unmöglich! Diese
Wasserspeier sind nicht lebendig. Ihre Augen sind aus Stein. Es sind nicht
einmal Edelsteine in ihnen, in denen sich das Licht brechen könnte. Und sie
können weder den Kopf bewegen noch ihre Flügel ausbreiten.
Du hast völlig Recht,
Antonietta. Seine Stimme klang so grimmig, dass es ihr kalt über
den Rücken lief. Ich kenne nur eine Person, die es wagen würde, mir einen solchen
Streich zu spielen.
Byron konzentrierte sich auf
den Wasserspeier. Der Kopf drehte sich weiter nach hinten, bis er dem Dach
zugewandt war. Noch während sich der Kopf bewegte, klaffte ein riesiges Maul
auf, und gewaltige Zähne zeigten sich im Kiefer. Der Mund schnappte und biss
krachend zu. Josef jaulte und kam hervorgesprungen, sodass Byron ihn sehen
konnte.
»Du hast mir beinahe das Bein
abgebissen«, warf er seinem Onkel vor.
»Das war beabsichtigt«,
erwiderte Byron ruhig. »Wenn du das nächste Mal versuchst, dich an mich
heranzuschleichen, sorge ich dafür, dass der Wasserspeier ein ganzes Stück aus
dir herausholt.«
Josef setzte sich
niedergeschlagen auf den Rücken des Wasserspeiers. »Ich kriege es einfach
nicht hin. Egal, wie oft ich
versuche, einen unbelebten
Gegenstand zu bewegen, es macht immer Geräusche. Wenn alles glattgegangen wäre,
hättest du bestimmt nicht mitbekommen, dass ich es bin.«
Antonietta, die spürte, dass
Byron drauf und dran war, dem Jungen gehörig die Meinung zu sagen, legte eine
Hand auf seine Schulter. »Das klingt, als ob es nicht ganz leicht wäre, Josef.
Ich glaube, jeder hätte Mühe, eine Skulptur oder einen Wasserspeier dazu zu
bringen, sich zu bewegen.«
»Ich dachte, Sie sind blind«,
sagte Josef.
»Nicht ganz blind, wenn Byron
in der Nähe ist. Ich empfange über sein Bewusstsein Bilder oder zumindest eine
Ahnung dessen, was um mich herum passiert. Du solltest so spät nicht mehr
draußen sein. Ich weiß nicht, ob Byron dich gewarnt hat, aber hier treibt sich
ein Jaguar herum, der bereits mehrere Menschen getötet hat. Das ist mein
Ernst. Ich glaube nicht, dass deine Mutter dich verlieren möchte.«
»Ich kann selbst auf mich
aufpassen«, versicherte Josef. »Können Sie eine andere Gestalt annehmen?«
»Nein, aber es macht sicher
Spaß.«
»Es ist schwer, es ganz allein
zu versuchen. Ich
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