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Dunkle Tage

Dunkle Tage

Titel: Dunkle Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Kunz
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Stelle. „Wir haben genug Fragen beantwortet.“
    „Lassen Sie sich immer von Ihrem Bruder bevormunden?“
    „Ich kann Ihnen auch nichts anderes sagen“, entgegnete Leander, aber seine Lippen zitterten.
    Irgendwie benahm er sich seltsam. So, als stünde er unter einer großen Belastung. Wusste Leander Sebald etwas? Hatte er vielleicht gar mit dem Mord zu tun? „Wie Sie vermutlich in den Abendzeitungen lesen werden, ist Max Unger gestern Nacht ermordet worden“, sagte Hendrik. „Es besteht der dringende Verdacht, dass eben jener Thor, den Sie angeblich nicht kennen, seine Hände dabei im Spiel hat.“
    „Lüge!“, schrie Ludwig.
    Leander erbleichte.
    „Dazu sollte sich Thor wohl am besten selbst äußern.“
    Ludwigs Gesicht war weiß vor Wut. „Bewerfen Sie ruhig weiter ehrenwerte Männer mit Schmutz – solange Sie noch können!“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Das werden Sie schon sehen. Warten Sie nur ab! Leute wie Sie sind bald weg vom Fenster“, sagte der Student und zerrte seinen Bruder ins Innere der Universität.
4
    Diana starrte auf die Klebemarke, die die Tür zum Arbeitszimmer ihres toten Onkels versiegelte, und ließ das Verhör vor ihrem geistigen Auge noch einmal Revue passieren. Der Kommissar hatte einen einigermaßen kompetenten Eindruck gemacht, aber sein protokollierender Kollege war irgendwie … undurchschaubar gewesen. Ein ungehobelter Klotz, der es nicht einmal für nötig befunden hatte, sich vorzustellen! Im Grunde war der Kommissar auch nicht besser. Er würde noch begreifen, dass man ihr nicht einfach etwas verbot! Sie dachte nicht daran, die Hände in den Schoß zu legen, während der Mörder ihres Onkels frei herumlief!
    Entschlossen eilte sie in den Salon, wo über die Vernehmung gestritten wurde. Hermann war eben dabei, sich einen Mantel überzuziehen, um in der Fabrik die Zügel in die Hand zu nehmen, und schimpfte über die Impertinenz des Kommissars. Käte machte einen schwachen Versuch, ihren Mann zu besänftigen, und wurde durch einen Knurrlaut zum Schweigen gebracht. Hin und wieder warf Friedrich eine Bemerkung ein, die wie immer wenig zur Sache beitrug und eher störte als half. Niemand sprach von dem Toten oder der Tatsache, dass in diesem Haus ein Mord geschehen war.
    „Mir ist ein Gedanke gekommen“, sagte Diana.
    „Junge Dame, ich unterhalte mich mit deiner Tante!“, bellte Hermann. „Warte gefälligst, bis du an der Reihe bist!“
    Diana schnappte nach Luft, zwang ihren Zorn jedoch nieder, bis ihr Onkel geruhte, ihr auffordernd zuzunicken. „Ich bin der Meinung, wir sollten die Dinge selbst in die Hand nehmen“, erklärte sie dann. „Der Kommissar kennt die Verhältnisse hier nicht so gut wie wir, außerdem vertraut ihm keiner von euch. Wir sollten uns zusammensetzen und über gestern reden, damit die schreckliche Tat so schnell wie möglich aufgeklärt wird.“
    „Dir fehlt wirklich jegliches Gefühl dafür, welches Verhalten einer jungen Dame angemessen ist. Daran sind deine Eltern schuld, die es versäumt haben, dir rechtzeitig die nötige Erziehung zukommen zu lassen. Wenigstens deine Mutter hätte es besser wissen sollen. Aber was kann man von einer Frau schon erwarten, die unter ihrem Stand heiratet?“
    Diana hatte die ständigen Sticheleien gegen ihre Eltern satt. Bisher hatte sie sich Mühe gegeben, derartige Bemerkungen um des lieben Friedens willen zu ignorieren, aber genug war genug. „Mein Vater war ein wunderbarer Mann und ein hervorragender Rechtsanwalt und kein Schmarotzer an der Gesellschaft so wie ihr!“
    Friedrich stahl sich unauffällig davon und zwinkerte ihr dabei zu, als wollte er sagen: eins zu null für dich. Käte fasste sich mit Leichenbittermiene an die Stirn und signalisierte das Herannahen eines Migräneanfalls.
    Hermann betrachtete seine Nichte von oben bis unten. „Deine ausfallenden Bemerkungen sind der beste Beweis für den plebejischen Einfluss in deinem Leben. Ein wenig Dankbarkeit dafür, dass wir dich bei uns aufgenommen haben, wäre wohl angebrachter. Dein Verhalten beweist mir, dass es höchste Zeit ist, über deine künftige Rolle in diesem Haus nachzudenken. Zumal du ja entschlossen scheinst, dich nicht zu verheiraten, wie es für eine Frau mit einem Funken Selbstachtung selbstverständlich wäre.“
    „Ich bin an keiner künftigen Rolle in diesem Haus interessiert!“
    „Darüber werden wir uns heute Abend unterhalten. Bis dahin erwarte ich von dir, dass du das alberne Detektivspiel lässt und dich

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