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Dunkle Tage

Dunkle Tage

Titel: Dunkle Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Kunz
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Konkurrenten, den er in den Ruin und schließlich sogar in den Selbstmord getrieben hat – und Geschäfte mit dem Elend anderer gemacht. Seine Methoden waren rabiat und keineswegs sauber – Bestechung zählt noch zu den harmloseren Vergehen – aber er hat mächtige Freunde im Adel, beim Militär, in der Regierung und konnte sich daher aus jedem Skandal herauswinden.“
    „Das erleichtert deine Untersuchung nicht gerade.“
    „In der Tat. Halb Berlin dürfte ein Motiv gehabt haben, Max Unger umzubringen, und ich wage zu behaupten, dass sein Tod mehr Sektkorken knallen als Tränen fließen lässt.“
    „Ich beneide dich nicht. Ich wüsste kaum, wo ich anfangen soll.“
    „Ich befasse mich natürlich auch mit seinen Konkurrenten, aber hauptsächlich deutet der Fall in drei mögliche Richtungen.“
    „Lass sehen … Nummer eins: die Familie des Toten.“
    „Das Testament wurde heute Nachmittag verlesen. Beide Brüder bekommen eine gewisse Geldsumme, wenngleich weniger als erwartet. Das meiste Kapital ist fest angelegt. Hermann Unger erbt das Familienunternehmen, das, wie ich mir von Fachleuten habe sagen lassen, inzwischen auf etliche Milliarden Mark geschätzt wird. So ganz genau weiß es niemand.“
    Hendrik pfiff durch die Zähne. „In der Tat, ein gutes Motiv! Aber es geht hier doch um Hass und nicht um Profitgier, oder?“
    „Das eine schließt das andere nicht aus.“
    „Was ist mit Diana oder weiteren Verwandten?“
    „Niemand bekommt auch nur einen Pfennig.“
    „Die Diener?“
    „Dankbarkeit gehörte nicht zu Max Ungers hervorstechenden Eigenschaften. Nein, Hermann und, in geringerem Maße, Friedrich sind die einzigen finanziellen Nutznießer seines Todes.“
    „Und womöglich einige Konkurrenten, die jetzt die Nase vorn haben.“
    „Wenn ich Hermann Unger richtig einschätze, wird für diese Leute das böse Erwachen eher früher als später kommen.“
    „Sehen wir uns Stoßrichtung zwei an. Ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, dass du damit Familie Broscheck meinst?“
    „Es scheint, als habe Max Unger ihnen besonders übel mitgespielt, und das ein paarmal zu oft in letzter Zeit. Außerdem habe ich das Gefühl, dass wir längst noch nicht alle Verbindungen durchschauen, die es zwischen ihnen und dem Toten gegeben hat.“
    „Sie waren in jedem Fall sehr verschlossen.“
    „Stoßrichtung drei schließlich kommt mir trotz verdächtiger Hinweise eher unwahrscheinlich vor …“
    „… deshalb hast du mich darauf angesetzt.“
    „Hast du etwas über die Urheber der Zitate herausfinden können?“
    Hendrik legte die Fingerspitzen gegeneinander und schwieg eine ganze Weile. „Ich bin mir nicht sicher. Zwei unserer Studenten scheinen etwas über die Sache zu wissen, aber möglicherweise irre ich mich. Gib mir ein bisschen Zeit, vielleicht kann ich in den nächsten Tagen mehr in Erfahrung bringen.“
    Er war sich bewusst, dass er sich damit zu weiterer detektivischer Arbeit verpflichtete, was ihm eigentlich gegen den Strich ging. Aber ich kann ja meine Nachforschungen jederzeit abbrechen, tröstete er sich.
7
    „Können Sie Ihre Gefühle steuern?“, fragte Hendrik die Studenten im Hörsaal, die zumeist gelangweilt herumsaßen. Verständnislose Gesichter blickten ihn an. „Ich will es deutlicher sagen: Können Sie sich zwingen, Liebe für jemanden zu empfinden, den Sie hassen? Können Sie Schmerz durch einen reinen Willensakt in Lust verwandeln? Natürlich nicht. Aber wie steht es mit Gedanken?“
    Er verließ sein Pult und ging auf einen Studenten mit gezwirbeltem Schnurrbart in der ersten Reihe zu. „Ich möchte Sie bitten, die nächsten fünf Sekunden nicht an einen großen, haarigen Affen zu denken, der gerade dabei ist, ein Eis zu verspeisen.“
    Zwei steile Falten erschienen auf der Stirn des Studenten, dann gab er grinsend auf und zuckte die Schultern.
    „Woran haben Sie gedacht?“
    „An einen haarigen Affen mit Eis. Es war Vanillegeschmack.“
    Die Studenten brachen in Gelächter aus.
    Hendrik nickte. „Niemand ist verantwortlich für seine Gefühle. Und, wie wir gesehen haben, nur sehr begrenzt für seine Gedanken.“ Er machte eine kurze Pause, um den Zuhörern Gelegenheit zu geben, seine Worte zu verarbeiten. „Es mag sich im ersten Moment für Sie anhören, als würde ich den Bereich der persönlichen Verantwortung gewaltig einschränken, aber das Gegenteil ist der Fall. Warum wohl hat sich die Menschheit seit jeher bemüht, die Verantwortung für Taten durch das Konzept

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